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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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habe, bin ich ausgerastet. Bin ins Badezimmer gegangen, habe mich auf den Boden gesetzt und hatte eine Panikattacke, von der er nie erfahren hat. Er wusste von keiner einzigen. Sobald ich mich beruhigt habe, habe ich mein Gesicht gewaschen, wie gerade eben und ging lächelnd zurück ins Zimmer.
    Es fühlt sich gut an, nicht lächeln zu müssen, wenn ich mich nicht danach fühle.
    Colt steht in seinem Zimmer, als ich zurückkomme. Inzwischen trägt er ein Paar lange Cargohosen und ein T-Shirt, das nicht so atemberaubend an ihm aussehen dürfte, wie es das tut.
    Er schnappt sich eine Sonnenbrille und setzt sie auf. Es ist das erste Mal, dass ich ihn damit sehe, und ich kann nicht anders, als ihn darauf anzusprechen. »Gestern ein bisschen zu viel getrunken?«
    »Mir geht’s gut.« Seine Stimme klingt distanziert. Ich bin sicher, er benimmt sich bei jedem Mädchen so, mit dem er schläft. Ich kann nicht erklären, warum, aber in unserem Fall habe ich nicht damit gerechnet. Keine Ahnung, ob es mir etwas ausmacht oder nicht. Zumindest sollte es mir nichts ausmachen.
    Ich schüttle den Kopf und gehe aus dem Zimmer. Ich habe keine Lust, mich damit zu beschäftigen. Hierbei sollte es sich um etwas Unkompliziertes handeln, und wenn er meint, sich danach wie ein Arsch benehmen zu müssen, ist es das nicht wert.
    Colt folgt mir nach draußen. Die zehnminütige Fahrt zu meinem Wohnheim verbringen wir schweigend.
    »Sag mir Bescheid … Wegen deiner Mom.« Als er in den Parkplatz einbiegt, fasse ich nach der Türschnalle.
    Die einzige Antwort, die ich bekomme, ist ein Nicken. Wenn er meint, na gut.
    Ich öffne die Tür, steige aus und schließe sie wieder. Wir sollten alt genug sein, um miteinander zu schlafen, ohne es am nächsten Tag peinlich werden zu lassen. Im Grunde ist das genau das, was er tut: Er schläft mit Frauen, mit denen er keine ernsthafte Beziehung eingehen will.
    Ich habe den Stiegenaufgang beinahe erreicht, als ich ihn nach mir rufen höre. »Chey!«
    Ich drehe mich um.
    Colt steht neben der Fahrertür und sieht mich an. Sekunden vergehen, und er sagt kein Wort.
    »Tick, tack«, mache ich.
    »Hat es geholfen?« Seine Worte klingen unsicher.
    Die Anspannung in meinen Schultern verflüchtigt sich. Ich atme tief aus und weiß plötzlich, dass mit uns alles wieder in Ordnung kommt. Dass das, was auch immer das hier ist, immer noch intakt ist.
    »Ja … ja, hat es. Dir?«
    Er lächelt, auch wenn es kein großes Lächeln ist und ich nicht erkenne, ob man sein Grübchen sehen kann.
    »Jap.« Colt steigt in sein Auto zurück, dann ist er verschwunden.
    Ich grinse, während ich nach drinnen gehe. Lächle, als ich mein Zimmer betrete. Kaum eine Minute dort, läutet mein Telefon, und ein Blick genügt, um das Lächeln von meinem Gesicht zu wischen.
    Noch länger kann ich sie nicht ignorieren. »Hey«, sage ich zu Tante Lily, nachdem ich abgehoben habe.
    »Cheyenne! Ich habe mir solche Sorgen um dich gemacht! Tu das nie wieder, mir derart aus dem Weg zu gehen. Ich weiß, es ist schwierig …, aber wir müssen zusammenhalten.«
    Mir ist klar, was sie damit sagen will. Sie ist Moms Schwester. Ich bin ihre Tochter. Wir sind alles, was von ihr übrig geblieben ist. Ich finde es schrecklich, wie ich mich ihr gegenüber verhalte, aber ich kann einfach nicht damit aufhören. Kann sie nicht einlassen.
    Der Griff um mein Handy verstärkt sich. »Das werde ich nicht.«
    »Ich mache mir Sorgen um dich.«
    »Ich bin okay.« Bin ich das?
    Tante Lily seufzt. »Wir möchte ihr eine Beerdigung ermöglichen, Cheyenne.«
    »Was?« Ich durchquere den Raum. Mein Herz setzt beinahe aus, und meine Brust wird eng.
Nicht durchdrehen!
    Warum überrascht mich das überhaupt? Ich hätte damit rechnen müssen. Es ist völlig normal, allerdings …
    »Sie verdient es. Ich will mich verabschieden.«
    Verdient sie es? Ja, das tut sie, dennoch kann ich nicht vergessen, dass sie mich verlassen hat. Trotz allem hat sie mich verlassen, und es war so typisch für sie, dass wir uns nicht mal gewundert haben, dass sie nie zurückgekehrt ist.
    Was, wenn sie in diesen Wald gegangen ist und sich selbst getötet hat?
    »Ich …«
    »Es wird uns gut tun, Cheyenne. Ich will einen Ort haben, an dem ich sie besuchen kann. Die ganze Zeit über war sie allein.« Lilys Stimme bricht. »Sie war meine kleine Schwester.«
    Der Schmerz in ihrer Stimme ist wie ein Dolch. Sie war meine Mom. Was stimmt bloß nicht mit mir?
    »Ich weiß. Es tut mir leid. Lass uns eine

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