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Charade - Bittersueßes Spiel

Charade - Bittersueßes Spiel

Titel: Charade - Bittersueßes Spiel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nyrae Dawn
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werfen.
    Colt bleibt an meiner Seite.
    Ich kann die Blicke der anderen auf mir fühlen, wie sie mir zusehen und darauf warten, ob ich zusammenbreche. Innerlich bin ich das bereits. Ich bin zerbrochen, die Stücke liegen überall verstreut, doch aus irgendeinem Grund, kann ich den Kummer nicht hinauslassen. Es ist, als wäre da eine Straßensperre, die alles in mir hält, und während ich froh darüber bin, will ich auch einfach loslassen können.
    Sobald alle Rosen in das Grab geworfen wurden, wenden wir uns ab. Ich bleibe nicht stehen, und Colt folgt mir, stützt mich, während wir auf das schwarze Auto zugehen. Ich kann nicht fassen, dass sie einen Wagen gemietet haben, um herzukommen. Mom war so ein Zeug nicht wichtig. Obwohl ihr im Grunde ja nichts wichtig war, bis auf Partys und Kerle.
    Colt lehnt sich gegen das Auto und zieht mich an sich. Ich schlinge meine Arme um seinen Hals, während er seine um meine Taille legt. Mein Gesicht verstecke ich an seinem Hals. Wenn ich vorgehabt hätte, zu weinen, wäre das der perfekte Ort, es zu tun. Doch die Tränen kommen nicht.
    »Du bist so verdammt stark.« Er drückt meine Taille, wie er es immer tut. »Ich … ich kann es sehen.«
    In diesem Moment begreife ich das Ausmaß meiner Handlung. Ich habe ihn darum gebeten, zur Beerdigung meiner Mutter zu kommen, während seine im Sterben liegt. Er blickt auf den Sarg und sieht Bev.
    Dennoch ist er hier und hält mich. Dieser Junge, mit dem ich nicht mehr als Sex habe.
    »Es tut mir leid.«
    »Dafür gibt es keinen Grund.« Colt zuckt die Schultern. Und doch, es gibt einen.
    Meine Tante und mein Onkel erreichen das Auto. Sie haben die Sache mit Colt besser aufgenommen, als ich gedacht habe. Nicht, dass sie solche Menschen wären, die gleich ausrasten, aber ich habe ihn vorher nie erwähnt. Ich habe ihnen nicht mal erzählt, dass er mich begleiten würde, und deswegen fühle ich mich mies. Sie würden mich lieben, würde ich es zulassen.
    Lily zieht mich von Colt weg und umarmt mich. Sie weint so sehr, dass mein Kleid nass wird, während ich noch immer nicht weinen kann.
    Mein Onkel murmelt Colt etwas zu, der darauf antwortet.
    Alle anderen gehen zu ihren Fahrzeugen, und ich will einfach nur weg. Will eine Minute für mich selbst haben, doch das ist mir nicht vergönnt, denn wir teilen uns ein Auto mit meiner Tante und meinem Onkel.
    Colt und ich steigen hinten ein, die beiden vorne. Sie versuchen, Colt in ein lockeres Gespräch zu verwickeln. Fragen ihn über das College aus, wie wir uns kennengelernt haben, wie lange wir bereits ein Paar sind und danken ihm, dass er gekommen ist.
    Er redet so wenig wie möglich. Er zählt nicht zu den Jungs, die gut mit Eltern können, oder in diesem Fall, mit meiner Tante und meinem Onkel.

    Aus irgendeinem Grund wirkt das Haus voller – als wären mehr Leute hier, als auf der Beerdigung. Seltsam, wie so etwas passieren kann. Die Leute, die es zum traurigen Teil nicht schaffen, kommen erst, wenn ihnen aus freien Stücken Wein angeboten wird und alles eher einer Party ähnelt.
    »Zeig mir dein Zimmer«, höre ich eine raue, verschmitzte Stimme hinter mir sagen, die ich Colt zuordne.
    Gott sei Dank.
    Die Leute unterhalten sich, laufen herum, und schenken der einzigen Tochter der Toten keine Beachtung. Vielleicht liegt es daran, dass sie bereits seit zehn Jahren tot ist und andere Leute es kommen sehen konnten – nur ich nicht.
    Sobald wir oben angekommen sind, verschränke ich meine Finger mit seinen und führe ihn zu meinem Zimmer.
    »Heilige Scheiße. Hier drinnen wirkt alles so … glücklich.« Ich kann das Lachen in seiner Stimme hören.
    »Was stimmt nicht damit, glücklich sein zu wollen?«, frage ich und sehe mich um. Jede der vier Wände wurde in einer anderen Farbe gestrichen, ganz oben sind Blumen aufgemalt. Überall stehen Tanztrophäen und Fotos meiner Mannschaft. Es ist perfekt. So, wie ich es immer wollte.
    Colt wirft einen Blick auf das Bett und grinst. »Es ist weiß.«
    »Ich schätze, das bedeutet, du hast einen guten Geschmack.«
    Er durchquert den Raum, sieht sich um, analysiert, und ich kann nicht anders, als mich zu fragen, wie alles durch seine Augen aussieht. Ob sich das Zimmer nach mir anfühlt oder ob er denkt, es ist eine weitere Täuschung.
    »Du musst ziemlich gut sein, hm?« Er berührt eine meiner Trophäen.
    »Natürlich.«
    Er schüttelt den Kopf. »Natürlich.«
    Dann kommt er auf mich zu, und sein Mund findet meinen. Es ist ein sanfter Kuss. Langsam und

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