Charisma - wie Sie mit mehr Ausdruck Eindruck machen
anderen zuhören.
Sind Sie neugierig zu erleben, wie viel Macht tatsächlich in Ihrem Blick liegt? Es ist nichts Geringeres als die Macht, Ihre Realität zu erschaffen. Jeder Mensch schaut durch eine imaginäre Brille. Immer. Niemand kann objektiv sehen und beurteilen. Die Brille unserer Einstellung, unserer inneren Haltung tönt unsere Wahrnehmung. Das können Sie gleich einmal ausprobieren. Blättern Sie um, und erfahren Sie mit der Übung »Brillenwechsel«, wie wichtig Ihre eigene Perspektive ist.
Ahnen Sie schon, welche Brillen Ihre Ausstrahlung verdunkeln und welche sie leuchten lassen? Ab heute haben Sie die Wahl. Durch welche Brille wollen Sie den Menschen betrachten, der vor Ihnen an der Kasse trödelt? Ihre Kollegen, Freundinnen, Ihren Mann, den Mitarbeiter, der Ihnen bislang nicht sonderlich sympathisch ist?
Lassen Sie sich von Friedrich Nietzsche anstiften, so oft wie möglich die Ichsehedas-Besteindir-Brille aufzusetzen, denn: »Was du von einem Menschen denkst, entzündest du in ihm.« Das gilt natürlich und ganz besonders auch für Ihren Blick auf sich selbst. Betrachten Sie sich als Schlossherrin, als stolze Besitzerin eines unendlichen Potenzials. So fällt es Ihnen leicht, für sich selbst einzustehen.
Wer vorne steht und nur mit sich selbst beschäftigt ist, kann keinen Funken zünden.
Übung: Brillenwechsel
Mit dieser Übung lernen Sie, Ihre innere Haltung wahrzunehmen und bewusst zu beeinflussen.
1. Schritt
Setzen Sie bitte in Gedanken Ihre Kritikerbrille auf, und inspizieren Sie damit Ihre Umgebung. Was sehen Sie? Staub und Fingerabdrücke? Tränensäcke und Falten? Farbliche Disharmonien? Schauen Sie sich um, gern auch außerhalb Ihrer Wohnung, nehmen Sie ruhig auch andere Menschen ins Visier. Dann setzen Sie die Brille wieder ab.
2. Schritt
Setzen Sie jetzt die Brille bewundernder Begeisterung auf, und sehen Sie sich um. Was fällt Ihnen auf? Ein hübscher Gegenstand? Ihre strahlend blauen Augen? Dass alles blitzblank ist? Ein interessantes Gesicht dort vorne an der Rolltreppe? Setzen Sie auch diese Brille wieder ab.
3. Schritt
Jede »Brille« lässt Sie Ihre Umgebung mit einer unausgesprochenen Grundfrage betrachten und lenkt so Ihre Aufmerksamkeit, bestimmt, was Sie sehen und was nicht. Experimentieren Sie mit folgenden Brillen:
Humorbrille: Was ist hier besonders lustig?
Neidbrille: Was haben die, was ich nicht habe?
Glücksbrille: Ist es nicht wunderbar, wie alles zu meinem Glück beiträgt?
Schlechte-Laune-Brille: Worüber kann ich mich aufregen? Was finde ich blöd? Was kann ich nicht leiden?
Interessebrille: Was gibt es in dieser Situation zu lernen oder zu erkennen?
Erfolgsbrille: Welche Chance kann ich hier ergreifen?
4. Schritt
Fragen Sie sich die nächsten Tage öfters: Welche Brille habe ich gerade auf der Nase? Erinnern Sie sich selbst an diese Sehhilfen, zum Beispiel durch Haftnotizzettelchen an strategisch günstigen Plätzen oder mithilfe Ihres Handys. Sie können sich auch vornehmen, eine Weile mit Ihrer Lieblingsbrille durch den Tag zu gehen.
Tipp: Brillenwechsel macht in Gesellschaft besonders viel Spaß. Sie können es mit einer Freundin spielen, mit Ihrer Familie, mit Kollegen. Probieren Sie es aus, und Sie werden damit belohnt, dass Sie Ihren Stimmungen nicht mehr ausgeliefert sind.
Fazit: Sie bestimmen selbst, was Sie in den Fokus Ihres Interesses stellen, worauf Sie achten – und wie Sie sich dadurch fühlen.
Mut zur Angriffsfläche
Zu meiner Schauspielausbildung am Wiener Max-Reinhardt-Seminar gehörte auch Fechten. In einer Sternstunde lernte ich dort eine wichtige Lektion für mein ganzes Leben. Während ich mich voller Begeisterung mit einem Kommilitonen duellierte, korrigierte der Fechtmeister unermüdlich meine Haltung. Kaum hatte er meine rechte Schulter zurückgeschoben, da war sie auch schon wieder nach vorne geschnellt. Schließlich gab mir der Fechtmeister folgenden Ratschlag: »Reingard, versuche nicht, dich zu schützen. Je offener du da stehst und je weniger du einen Angriff fürchtest, desto rascher kannst du reagieren und desto unverletzlicher bist du.«
Sich nicht zu schützen, ist oft der beste Schutzschild.
Wenn wir ganz offen da stehen, signalisieren wir außerdem: Ich bin stark! Ich habe es nicht nötig, auszuweichen und mich zu verstecken. Stehen Sie aufrecht und ungeschützt vor Ihren Zuhörern, sind Sie im wahrsten Sinn des Wortes mit ihnen – und ihren Reaktionen, Meinungen, Urteilen – konfrontiert. Sie stehen ihnen mit Ihrer
Weitere Kostenlose Bücher