Charles
sie sie über die Speisekarte hinweg betrachtete. „Du hast zwar nichts gesagt, aber deinem Vater und mir ist nicht entgangen, wie unglücklich du bist.“
„Es ist nichts, Mom. Mir geht es gut.“
„Du hast abgenommen und … Ach Schatz, du kannst mir wirklich alles erzählen. Ich bin deine Mutter, und wenn ich dir nicht helfen kann, dann vielleicht jemand anders. Bitte sag mir, was dich bedrückt.“
Obwohl Lanni immer ein gutes Verhältnis zu ihrer Mutter gehabt hatte, hatte sie sich ihr noch nie so nahe gefühlt wie in diesem Moment. Sie hatte beobachtet, wie Kate mit ihrer verbitterten Mutter fertig wurde, und hatte sie immer bewundert, weil sie Catherine eine so gute Tochter war. Nun bewies Kate wieder einmal, dass sie eine genauso gute Mutter war.
„Es ist mir fast peinlich, es zu sagen“, begann Lanni, während sie nervös ihre Serviette zusammenknüllte. „Ich habe mich verliebt, und zwar in … Charles O’Halloran.“
Sekundenlang schloss Kate die Augen. „David O’Hallorans Sohn?“
„Ja“, flüsterte Lanni. „Du hast mir etwas über David und Grammy erzählt, und den Rest habe ich von Charles erfahren.“
„Vielleicht kannst du es mir eines Tages berichten, denn es gibt viele Dinge, von denen ich nichts weiß. Aber jetzt möchte ich erfahren, was zwischen dir und Charles vorgefallen ist. Was hat dich so verletzt?“
„Er wusste nicht, dass ich mit Catherine verwandt bin, denn ich habe es ihm bewusst verschwiegen. Als er zufällig die Wahrheit erfahren hat, wollte er nichts mehr mit mir zu tun haben.“
Kate runzelte die Stirn. „Dann ist er ein Narr.“
Lanni lächelte unwillkürlich, was ihr richtig gut tat. „Falls ich ihn jemals wiedersehen sollte – was ich allerdings bezweifle –, werde ich es ihm ausrichten.“
Auch Kate entspannte sich ein wenig. „Möchtest du darüber sprechen?“
Lanni erzählte ihrer Mutter von Charles – davon, dass sie sich sofort zueinander hingezogen gefühlt hatten, und von der Seelenverwandtschaft, die sie miteinander verband. Schließlich beschrieb sie ihr, was während der Trauzeremonie geschehen war und später, als Charles die Wahrheit erfahren hatte.
Irgendwann bemerkte Lanni, dass sie weinte. Kate drückte ihr die Hand. „Es tut mir so Leid, Schatz. Ich wünschte, ich hätte dir all das ersparen können.“
„Weißt du, Mom, das Komische ist, dass ich es überhaupt nicht bereue, Charles zu lieben. Eines Tages bin ich vielleicht so weit, dass ich zurückblicken und mir darüber klar werden kann, wie nachhaltig unsere Begegnung mein Leben verändert hat. Doch jetzt tut es noch zu sehr weh. Es fällt mir schwer, es zu akzeptieren, aber ich glaube, dass wir einfach nicht zusammen sein dürfen – genauso wie sein Vater und Grammy niemals heiraten sollten.“
Kate wischte sich eine Träne von der Wange. „Du überraschst mich“, erwiderte sie leise. „Seit wann bist du eigentlich so lebensklug?“
Lanni lachte, während sie sich die Augen mit der Serviette abtupfte. „Ich fühle mich überhaupt nicht lebensklug, sondern leer.“
„Das geht vorüber“, versicherte Kate. Plötzlich wurde sie nachdenklich. „Übrigens fällt mir ein, dass Matt vor kurzem von Charles O’Halloran gesprochen hat.“
„Matt möchte den O’Hallorans das Hotel abkaufen, das sie in Hard Luck besitzen“, erklärte Lanni, die in letzter Zeit öfter mit ihrem Bruder über seine Pläne gesprochen hatte.
„Dein Bruder hat mal wieder eine seiner Schnapsideen, wie?“ Kate seufzte theatralisch.
Lanni verdrehte die Augen. „Vielleicht ist es diesmal anders. Ich kann mir gut vorstellen, dass er damit Erfolg hat.“
„Weißt du noch, wie er auf die Haushaltsschule gegangen ist?“
„Wie könnte ich das vergessen!“ Matt hatte damals gehofft, mit den verrücktesten Rezepten das große Geld zu machen, und seine Familie als Versuchskaninchen benutzt. Doch es war nicht der große Erfolg gewesen, den er sich erhofft hatte.
„Eine Zeit lang hat er es sogar mit Fischfang versucht“, erinnerte ihre Mutter sie.
„War das, bevor oder nachdem er beschlossen hatte, Buchhalter zu werden? Weißt du, Mom, vielleicht schafft er es diesmal. Es ist ihm wirklich ernst mit dem Hotel.“
„Ich wünschte nur, er hätte eher etwas unternommen, bevor …“
Obwohl Kate den Satz nicht beendete, wusste Lanni, was sie dachte. Wenn Matt die Idee mit dem Hotel eher gehabt hätte, hätte er möglicherweise seine Ehe retten können.
„Morgen Abend gehe ich mit ihm
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