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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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Mieteinnahmen sicherten ihr ein Grundeinkommen neben dem, was ihr Dickens zukommen ließ. In Slough wohnte sie mit ihrer Mutter nur ein Jahr, dann bezog sie das stattlichere Haus Windsor Lodge in Peckham, für das Dickens unter den gleichen Pseudonymen die Pacht zahlte. Angesichts des Aufwands, den er für seine Geliebte trieb, verwundert die Kürze seiner Besuche bei ihr. Das «Liebesnest» wirkt eher wie das Nest für ein Lieblingskind.
    Schon im Januar 1866 trug er sich erneut mit dem Gedanken an eine weitere Lesetournee. In einem Brief an seinen alten Freund Charles Kent bekennt er freimütig, dass ihn die damit verbundene Mühe zwar abschrecke, doch dass ihn das Geld locke. Im März 1866 schloss ereinen Vertrag über dreißig Lesungen in London und in der Provinz, wofür ihm 1500 Pfund garantiert wurden. Sein Vertragspartner war die Firma Chappell & Co., die vor allem Konzertveranstaltungen betreute. George Dolby, der im Auftrag der Firma die Lesetour organisieren sollte, war Dickens auf Anhieb sympathisch und blieb deshalb bis zu seinem Tode sein Manager. Dickens betrieb die Vorbereitung mit gewohnter Professionalität, so dass die erste Lesung am 10. April der erwartete Erfolg wurde. Die anschließende Tour dauerte neun Wochen und führte ihn zunächst über Liverpool, Manchester, Glasgow und Edinburg zurück nach London, danach in einer zweiten Runde nach Clifton und Birmingham und in einer dritten nach Aberdeen, Glasgow und Edinburg. Nach jeder Runde ging es zurück nach London. Nach einem kurzen Abstecher nach Portsmouth folgten drei abschließende Lesungen in London, wo die Tour am 12. Juni zu Ende ging. Danachblieb Dickens für einige Monate sesshaft und nahm in Gad’s Hill die unterbrochenen sozialen Kontakte wieder auf.
    Dickens, all the Year round.
Undatierte Karikatur unter dem Pseudonym SEM.
    Aus seinen Briefen geht hervor, dass er trotz seiner stattlichen Einkünfte immer wieder an die finanziellen Verpflichtungen dachte, denen er gerecht werden musste. Zwei seiner Söhne, Henry und Edward, lebten noch ohne eigenes Einkommen in seinem Haus. Charley, sein Ältester, hatte ihm zwar inzwischen vier Enkelkinder beschert, doch sein Teehandel lief schlecht, so dass Dickens auch hier wachsende Ausgaben auf sich zukommen sah. Das macht verständlich, dass er das nächste Angebot von Chappell & Co. bereitwillig annahm, das ihm für 42 Lesungen ein Honorar von 2500 Pfund in Aussicht stellte. Die Tour sollte im Januar 1867 beginnen und ihn diesmal bis nach Irland führen.
    Doch vorher musste wie in jedem Jahr die Weihnachtsnummer seiner Zeitschrift fertiggestellt werden; denn auch dieses Geschäft wollte er sich nicht entgehen lassen. Während er noch nach einem geeigneten Stoff dafür suchte, half er ein weiteres Mal seinem Freund Fechter bei der Aufführung eines Stückes, das Dion Boucicault nach Elizabeth Gaskells Roman
Mary Barton
unter dem Titel
The Long Strike
geschrieben hatte. Anfang Oktober schrieb Dickens an Wills, dass er noch immer kein Thema für die Weihnachtsnummer habe. Dann kam ihm endlich die zündende Idee, und in wenigen Tagen schrieb er die ersten Stücke der Nummer, die er am 3. November in
All the Year Round
unter dem Titel
Mugby Junction
ankündigte. Sie erschien am 10. Dezember und enthielt insgesamt acht Geschichten, die um den Eisenbahnknotenpunkt von Mugby kreisen. Vier davon schrieb Dickens selber. Die ersten drei sind von geringerer Qualität, doch die vierte mit dem Titel
The Signalman
liest sich wie eine klassische Kurzgeschichte. Darin wird mit großer atmosphärischer Dichte erzählt, wie ein Stellwärter, der mit seiner Signallampe Züge einweist, zweimal nacheinander eine nächtliche Erscheinung hat, auf die ein tragischer Unfall folgt. Bei der dritten Erscheinung ist er selber das Opfer. Das entsprach dem Handlungsschema der ereignisbetonten
plot story
, die Edgar Allan Poe theoretisch begründet hatte. Finanziell war die Weihnachtsnummer ein noch größerer Erfolg als die des Vorjahrs. Bis zum 27. Dezember waren bereits 250.000 Exemplare verkauft.
    Das Weihnachtsfest 1866 beging Dickens in Gad’s Hill mit einer großenParty. Damit klang für ihn ein vergleichsweise ereignisloses Jahr aus. Zu den weniger erfreulichen Ereignissen zählte der bereits früher erwähnte Tod seines Bruders Augustus in Chicago, dessen Hinterbliebene Dickens danach unterstützte. Mit tieferem Schmerz scheint ihn aber der Tod seines Hundes Sultan erfüllt zu haben, den er erschießen

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