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Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
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die Standardform des dreibändigen Romans nur für Gutsituierte erschwinglich war. Obwohl die Verleger Dickens nur 14 Pfund für jede monatliche Lieferung boten, nahm er das Angebot an, allerdings unter der Bedingung, dass nicht er die Bilder, sondern die Bilder seinen Text ergänzen sollten.
    Unverzüglich machte er sich an die erste der vereinbarten 20 monatlichen Lieferungen, die am 31. März erschien und den ironisch-umständlichen Titel trug:
Posthumous Papers of the Pickwick Club Containing a Faithful Record of the Perambulations, Perils, Travels, Adventures and Sporting Transactions of the Corresponding Members. Edited by ‹Boz›. (Posthume Papiere des Pickwick Clubs enthaltend den wahrheitsgetreuen Bericht der Fahrten, Fährnisse, Reisen, Abenteuer und sportlichen Unternehmungen der korrespondierenden Mitglieder, herausgegeben von ‹Boz›)
.
    Dickens muss gespürt haben, dass er mit
Pickwick
eine Goldader getroffen hatte. Jetzt hielt er seine zu erwartenden Einkünfte für ausreichend, um einen eigenen Hausstand zu gründen; und so schloss er am 2. April im engsten Familienkreis mit Catherine Hogarth den Bund der Ehe, nachdem er zuvor wegen ihrer Minderjährigkeit die erforderliche Sondergenehmigung eingeholt hatte. Die eine Flitterwoche, die er sich genehmigte, verbrachte er mit seiner Braut in dem Dorf Chalk in der Nähe von Chatham, in jener Gegend also, mit der er seine schönsten Kindheitserinnerungen verband. Danach wohnte das Paar zunächst in seinem kleinen Junggesellenappartement in Furnival’s Inn, in das wenig später auch seine knapp sechzehnjährige Schwägerin Mary einzog, um ihrer älteren Schwester zur Hand zu gehen.
    Nur wenige Tage später trat ein Unglück ein, das sich für Dickens als Glücksfall erweisen sollte. Sein Illustrator Seymour, mit dem er sich noch drei Tage zuvor zum ersten und einzigen Mal getroffen hatte, um ihm Änderungswünsche bezüglich der Illustrationen vorzutragen, und den er anschließend zu einem freundschaftlichen Glas Grog eingeladen hatte, arbeitete bis spät in die Nacht an den gewünschten Änderungen und ging am Morgen danach in sein Atelier, um sich dort zu erschießen. Seymour litt an Minderwertigkeitsgefühlen, psychischer Instabilität und war in Geldschwierigkeiten. Insofern kann die Kritik an seinem Entwurf nur der Tropfen gewesen sein, der das Fass zum Überlaufen brachte.
    Dickens’ erste Sorge musste jetzt sein, das ins Stocken geratene Unternehmen
Pickwick
wieder flott zu machen, und so suchte er mit seinen Verlegern unter Zeitdruck nach einem neuen Illustrator. Unter den Künstlern, die sich bewarben, war auch Thackeray, der später als Romanautor Dickens’ gewichtigster Konkurrent werden sollte. Doch als Zeichner konnte er die Auftraggeber ebenso wenig überzeugen wie der von George Cruikshank empfohlene John Leech, der später die wohl besten Illustrationen zu Dickens’ Weihnachtserzählungen schaffen sollte. Nachdem auch der junge, noch unerfahrene Robert Buss mit zwei Illustrationen für die dritte Fortsetzung weder Dickens noch die Verleger zufriedenstellen konnte, fand man schließlich in Hablot Knight Browne den Zeichner, der von da an unter dem Künstlernamen Phiz so viele von Dickens’ Romanen illustrierte, dass Boz und Phiz für das Lesepublikum zu einem festen Gespann wurden.
    Beim Neustart des Unternehmens gelang es Dickens, den Löwenanteil auf seine Seite zu ziehen. Statt wie zuvor für vier Illustrationen vierundzwanzig Druckseiten zu schreiben, war das Verhältnis jetzt zwei zu sechsunddreißig, was aus einer Bilderfolge mit Begleittext eine Erzählung mit Illustrationen machte. Außerdem gelang es ihm, ein höheres Honorar auszuhandeln. Aus 14 Pfund, drei Shilling und sechs Pence wurden 25 Pfund für jede Folge, was dem frisch Verheirateten finanziell Luft verschaffte. Der Absatz der ersten Folgen ließ den späteren Sensationserfolg noch nicht ahnen; denn für die zweite Lieferung lagen anfangs nur 500 Bestellungen vor. Doch als Dickens ab der vierten Folge dem Helden Pickwick den Cockney Sam Weller an die Seite stellte, ging der Absatz steil nach oben. In der elften Folge lag er bereits bei 14.000, in der vierzehnten bei 20.000, in der siebzehnten bei 26.000 und in der letzten bei nahezu 40.000.
    Mit jeder Folge zog Dickens’ Ruhm weitere Kreise. Bald wartete man überall in der englischsprachigen Welt begierig auf die nächste Fortsetzung. Lange bevor die Geschichte zu Ende erzählt war, brachten geschäftstüchtige

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