Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charles Dickens

Charles Dickens

Titel: Charles Dickens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans-Dieter Gelfert
Vom Netzwerk:
Anregung durch die französischeMetropole fernab von den unmittelbaren Pflichten zu Hause wichtig, was allerdings bedeutete, dass er zur Erledigung dringender Geschäfte immer wieder nach London reisen musste. In Frankreich war er inzwischen fast so bekannt wie im eigenen Land. Er genoss es, als prominenter Gast zu Soireen eingeladen und hofiert zu werden. Im Haus der berühmten Schauspielerin Pauline Viardot wurde er mit George Sand bekanntgemacht; und von dem angesehenen deutschfranzösischen Maler Ary Scheffer ließ er sich porträtieren. Daneben tat er auch in Paris das, was ihm in London zur Gewohnheit geworden war: Er durchstreifte die Stadt in langen Wanderungen, immer auf der Suche nach Anblicken, die ihn durch etwas Sensationelles oder Makabres stimulieren würden, am liebsten in Begleitung von Collins, der ihn öfters besuchte.
    Gegen Ende des Jahres erreichte ihn in Paris die Erfolgsmeldung, dass vom ersten, am 30. November erschienenen Fortsetzungsheft von
Little Dorrit
bis Weihnachten schon 30.000 Exemplare verkauft worden waren. Da er drei Fortsetzungen fertig hatte, war ihm vorher noch Zeit geblieben, für seine Zeitschrift wieder eine Weihnachtsnummer vorzubereiten, die diesmal den Titel
The Holly-Tree Inn
trug. Diese eingeschobene Arbeit verkürzte seinen Vorsprung von drei auf zwei Lieferungen, was ihm aber bei seiner extrem disziplinierten Arbeitsroutine immer noch genug Zeit ließ, sich aus der Ferne um seine Zeitschrift und um den Fortgang von Urania Cottage zu kümmern. Das Weihnachtsfest wurde diesmal nicht im eigenen Haus, sondern in Paris gefeiert.
    Ein wichtiges Datum im neuen Jahr 1856 war der 14. März. An diesem Tag erwarb Dickens für 1790 Pfund Gad’s Hill Place, das Haus zwischen Gravesend und Rochester in der Grafschaft Kent, das er als Kind bewundert hatte und von dem sein Vater ihm gesagt hatte, wenn er sich anstrenge, könne er eines Tages vielleicht selber darin wohnen. Zwar wurde es erst ab 1860 sein ständiger Wohnsitz, doch der Erwerb des stattlichen Anwesens muss für ihn die endgültige Bestätigung dafür gewesen sein, dass nun auch er, der Junge aus einfachen Verhältnissen, formell zur Klasse der Grundbesitzer, der Landed Gentry, gehörte. Voller Stolz bezeichnete er sich als den
Inimitable Kentish Freeholder
. Außerdem schmeichelte ihm die Tatsache, dass der Ort bereits als Wohnsitz einer Figur in Shakespeares
Heinrich IV., Teil 1,
erwähnt wird. Dortplante ein gewisser Gadshill zusammen mit Falstaff den Überfall auf Pilger, die unterwegs nach Canterbury waren. Beim Erwerb des Anwesens muss Dickens sich ähnlich gefühlt haben wie Shakespeare, der Stückeschreiber und Schauspieler, der in den Augen der besseren Gesellschaft nur ein Gaukler war, als er in seinem Geburtsort Stratford ein stattliches Haus erwarb, um dort seinen Lebensabend zu verbringen.
    Mitte Mai 1856 ging die Familie von Paris zurück nach London, blieb hier aber nur kurz, um schon am 7. Juni wieder zum Badeurlaub nach Boulogne aufzubrechen. Die Auflage des Romans war inzwischen auf 35.000 gestiegen. Dickens hatte weiterhin einen Vorsprung von zwei Fortsetzungen und fühlte sich offenbar nicht ausgelastet. Schon in Paris hatte er mit Collins an einem gemeinsamen Theaterstück zu arbeiten begonnen. Als Collins ihn am 16. August in Boulogne besuchte, war das Stück bereits weit gediehen und hatte inzwischen den Titel
The Frozen Deep (Die gefrorene Tiefe)
erhalten. Dickens war von dem Gemeinschaftswerk so angetan, dass er sogleich beschloss, es in seinem Haus zur Aufführung zu bringen. Als Ende August in Boulogne eine Diphtherie-Epidemie ausbrach, kehrte die Familie vorzeitig nach London zurück, wo Dickens alsbald mit den Vorbereitungen für die Aufführung begann. Die Arbeit an dem Stück hatte seine Freundschaft mit Collins so weit vertieft, dass er ihm jetzt eine feste Stelle an seiner Zeitschrift gab, wo sich der junge Mitarbeiter schon wenig später verdient machte; denn die Weihnachtsnummer für das Jahr 1856 stammt zu einem großen Teil von ihm. Dickens hatte dafür eine Rahmenerzählung konzipiert, in der sich Schiffbrüchige in einem Boot gegenseitig Geschichten erzählen sollten. Der Titel der Nummer lautete:
The Wreck of the Golden Mary
(
Der Schiffbruch der
Golden Mary).
    Währenddessen ging die Vorbereitung der Theateraufführung zügig voran. Dickens wollte daraus ein einzigartiges Ereignis machen und nahm zu diesem Zweck in Tavistock House aufwändige Umbauten vor, ließ eine

Weitere Kostenlose Bücher