Charlie Chan macht weiter
auf die Tür zu. »Werde Toilette in eigener Kabine fortsetzen. Vielen herzlichen Dank für Logis!«
»Sie werden eine Menge Ruhm ernten für Ihre Arbeit an diesem Fall.«
Chan hob die Schultern. »Wer schätzt noch den Löffel, wenn Dinner vorüber ist?«
Er ging kurz auf die Kommandobrücke hinaus. Der Nebel hatte sich rasch aufgelöst, und am östlichen Himmel schimmerte bereits die Sonne durch den Dunst.
In seiner Kabine machte sich Charlie mit charakteristischer Bedächtigkeit für den Tag fertig. Auf dem Weg zum Frühstück sah er noch bei Tait und Kennaway herein. Beide waren schon auf, und dem Anwalt schien es sehr viel besserzugehen.
»Ich habe versprochen, daß ich San Francisco erreiche, nicht wahr, Inspector? Mark findet, daß ich im Bett bleiben soll, bis wir da sind. Es ist zwar Unsinn, aber ich habe zugestimmt.«
»Eine ausgezeichnete Idee! Hat Mr. Kennaway Ihnen von Ereignissen gestern abend erzählt?«
Tait runzelte die Stirn. »Unter uns ist ein Verbrecher, den ich nicht für eine Million Dollar verteidigen würde.«
Charlie unterbreitete ihm seinen Plan, und der Anwalt war einverstanden.
»Mir ist alles recht – jedes Mittel –, wenn wir ihn nur schnappen. Sie werden aber doch den Mitgliedern der Gruppe, bevor wir an Land gehen, die Wahrheit sagen?«
»Selbstverständlich«, versicherte ihm Chan.
»Und Sie sagen, Sie wissen, wer es ist? Ich nehme…«
»Später, bitte!«
Nach dem Frühstückbegegnete Charlie dem Zahlmeister an Deck.
»Ich habe eine Ausschiffungs-Erlaubnis für Sie«, teilte er Chan mit. »Was mit Kashimo passieren soll… Er war bisher noch niemals hier drüben und er ist auch nicht auf den Inseln geboren. Das beste wär’s, wenn er gleich zurückführe. Eines unserer Schiffe liegt am selben Pier vor Anker. Es wird um zwei Uhr in See stechen. Ich übergebe Kashimo einfach ihrem Zahlmeister mit der Anweisung, ihn nach Honolulu zu bringen.«
Chan nickte. »Heiße Ihren Plan gut – und zweifellos wird Kashimo es auch tun. Er hat seine Arbeit getan – es war gute Arbeit – und sehnt sich schon nach Hause. Ich weiß, er wird begierig sein, den Applaus seines Chefs zu hören. Ich werde für seine Überfahrt aufkommen.«
Der geschäftige Zahlmeister eilte davon.
Ein Stück weiter unten stieß der Inspector auf Stuart Vivian. Der Mann aus San Francisco stand mit einem Fernglas in der Hand an der Reling.
»Guten Morgen!« sagte er. »Habe eben den Russian Hill gesichtet. War noch nie zuvor so froh, ihn zu sehen!«
»Kein Anblick ist so friedlich und erholsam für müde Augen wie die Heimat«, bemerkte Chan.
»Sie sagen es. Ich hab’ die Nase voll von dieser Tour. Wäre schon längst ausgestiegen, aber ich fürchtete, ihr Polizisten könntet denken… Übrigens habe ich Gerüchte gehört, Sie wüßten, wer der Killer ist?« Charlie nickte. »Eine sehr betrübliche Sache.«
»In der Tat. Ich vermute, der Name des Mannes soll geheim bleiben?«
»Ganz und gar nicht. Mr. Tait hat Erlaubnis gegeben, Angelegenheit publik zu machen.«
»Tait!« rief Vivian erschrocken aus und schwieg einen Moment lang. »Das ist interessant.« Er blickte auf seine Uhr. »Wir haben in zehn Minuten ein letztes Treffen in der Bibliothek. Lofton verteilt an die, die Weiterreisen, die Fahrkarten – und seinen letzten Segen, nehme ich an. Diese Neuigkeit wird ja einen Wirbel verursachen!«
»Ja – vielleicht.« Chan lächelte und ging weiter. Zwanzig Minuten später standen die Schiffsmaschinen still. Sie warteten auf die Barkasse mit den Beamten vom Zoll und der Einwanderungsbehörde. Als das kleine Motorboot schließlich kam, stand Charlie oben auf der Leiter, und gleich darauf sah er das hochrote Gesicht und die breiten Schultern von Flannery.
»Hallo!« schrie der Officer. »Mein alter Kumpel Sergeant Chan wie er leibt und lebt!«
Sie schüttelten sich die Hände.
»Bin so glücklich, Sie wiederzusehen!« sagte Charlie.
»Aber seit dem Tag vor langer Zeit, als ich Ihre bewundernswerte Arbeit beobachten durfte, hat es Veränderungen gegeben – zum Beispiel bin ich zum Inspector avanciert.«
»Tatsächlich? Nun, man kann ein Eichhörnchen nicht auf der Erde halten. Ein altes chinesisches Sprichwort.«
Charlie lachte. »Ich sehe, Sie haben mich nicht vergessen.«
Hinter Flannery stand ein wahrer Berg von einem Mann.
»Nehme an, das ist…«, begann Charlie.
»Entschuldigen Sie«, unterbrach ihn Flannery. »Darf ich Ihnen Sergeant Wales von Scotland Yard vorstellen?«
»Hoch
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