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Charlie + Leo

Charlie + Leo

Titel: Charlie + Leo Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jochen Till
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Stück nach vorne, um sehen zu können, was sich da abspielt. Was ich sehe, sind Antoinette, Viola und Nicole, die um Leos Tasche herum auf dem Boden knien. Antoinette hat eine kleine Plastiktüte von innen nach außen über ihre rechte Hand gestülpt und scheint irgendetwas damit festzuhalten. Sehr glücklich sieht sie dabei allerdings nicht aus, sie verzieht angeekelt ihr Gesicht.
    »Los, jetzt mach schon!«, quiekt sie drängelnd. »Ist das auch ganz bestimmt ihre?«
    »Ja-ah!«, stöhnt Viola genervt. »Aber ich krieg die blöde Schnalle nicht auf!«
    »Hihi!«, kichert Nicole los. »Du kriegst die blöde Schnalle von der blöden Schnalle nicht auf! Das ist echt witzig!«
    »Du sollst jetzt aber keine Witze machen, verdammt!«, zischt Antoinette sie an. »Hilf ihr lieber! Oder willst du etwa mit mir tauschen? Können wir gern machen!«
    »Du spinnst wohl!«, erwidert Nicole und tippt sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. »Das war schließlich deine tolle Idee!«
    »Könnt ihr jetzt vielleicht endlich mal diese Scheißtasche aufmachen?!«, quiekt Antoinette. »Ich sterbe hier gleich!«
    »Ich hab’s!«, ruft Viola triumphierend. »Hier!«
    Sie hält die Tasche mit zwei Händen auf und streckt sie Antoinette entgegen.
    »Los, mach schon!«, drängt sie. »Aber pass ja auf, dass du meine Hand nicht streifst!«
    »Ja, ja, jetzt zick hier nicht rum!«, erwidert Antoinette.
    Ihre Hand mit der Plastiktüte schiebt sich vorsichtig in Leos Tasche und kommt kurz darauf wieder heraus. Und ich fürchte, ich ahne, was sie dort abgelegt hat.
    Die drei Mädels werfen gemeinsam einen kurzen Blick in die Tasche, verziehen angewidert das Gesicht und kichern dann gleichzeitig los.
    »Das wird so geil!«, sagt Antoinette lachend und streift sich die Plastiktüte von der Hand. »Los, lasst uns abhauen. Ich brauche ganz, ganz dringend ein Waschbecken.«
    Viola schließt Leos Tasche und schiebt sie wieder zurück an ihren Platz. Die Mädels erheben sich. Oh, Scheiße! Es gibt keinen anderen Zugang zu den Bioräumen, sie müssen an mir vorbei! Ich sprinte so leise wie möglich los, damit sie meine Schritte nicht hören. Ich hechte um die nächste Ecke, presse mich flach an die Wand, schließe die Augen und halte die Luft an. Ich höre, wie sich ihre Schritte und ihr Plappern langsam von mir entfernen. Zögerlich öffne ich ein Auge und sehe, dass sie sich bereits auf der Treppe befinden. Uff, Glück gehabt! Ich atme erleichtert ein paarmal ein und aus.
    Und was jetzt? Blöde Frage. Du weißt genau, was du zu tun hast, Charlie Brown. Ja, das weiß ich. Und viel Zeit habe ich nicht dafür. In fünf Minuten ist die Pause zu Ende.
    Als ich vor dem Bioraum ankomme, ist außer mir zum Glück noch niemand da. Ich knie mich vor Leos Tasche und öffne sie. Verdammt, ist das dunkel da drin, ich kann ja gar nichts erkennen. Ich halte die Tasche in das Licht der über mir strahlenden Neonröhre. Oh, fuck. Meine Ahnung war richtig. Da liegt eine Kackwurst in Leos Tasche! Wahrscheinlich von einem Hund oder so, von der Wiese vor der Schule. Zumindest hoffe ich das. Ich will nämlich nicht davon ausgehen, dass Antoinette sie extra für Leo persönlich produziert hat. Aber egal, woher sie stammt, das ist auf jeden Fall sehr, sehr eklig. Was mache ich denn jetzt bloß?
    Du weißt genau, was du zu tun hast, Charlie Brown. Ja, ich weiß, verdammt! Aber wie, zum Teufel? Ich habe rein zufällig keine Plastiktüte oder etwas Ähnliches zum Anfassen dabei. Ob vielleich t … Ja, gute Idee! Ich lege die tickende Scheißbombe vorsichtig auf dem Boden ab und greife nach Antoinettes Tasche. Die hat bestimmt Tempos oder so was dabei, Mädels haben doch immer solchen Kram in ihren Taschen.
    Mal sehen, was haben wir denn hier alles? Schminkspiegel, Schminkzeug, vier Labellos, eine Haarbürste, Haarspra y …
    Moment mal, was war das? Eine durch und durch teuflische und abartige Idee zuckt durch meinen Kopf. Nein, das kann ich nicht bringen, das ist zu heftig. Dann wäre ich ja genauso schlimm wie Antoinett e – eigentlich noch schlimmer. Viel schlimmer. Andererseits: Verdient hätte sie es schon. Sie hat ja schließlich mit der Schweinerei angefangen. Und Leo würde sich mit Sicherheit schlapplachen, das ist genau ihre Art von Humor. Das wären quasi zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich hätte Leo nicht nur beschützt, sondern sie auch noch zum Lachen gebracht. Ist es das wirklich wert? Dass ich so tief sinke?
    Mach es, Charlie Brown. Echt? Soll ich? Die Zeit wird

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