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Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Charlotte Und Die Geister Von Darkling

Titel: Charlotte Und Die Geister Von Darkling Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Boccacino
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gebliebene Möbelstück war ein einfacher Diwan. Ich sah Mr. Darrow damals das erste Mal am Fenster dieses Raumes stehen und in die Nacht hinaus blicken. Ich wollte wieder gehen, doch er hatte mich bereits entdeckt und bat mich, ihm Gesellschaft zu leisten.
    »Das war ihr Lieblingszimmer. Sie war musikalisch, wissen Sie   … spielte die Harfe, Klavier, die Geige   … Als sie jung war, hieß es, sie wäre ein Wunderkind.«
    »Jonathan mochte das Akkordeon. Es war vollkommen lächerlich, aber er brachte mich immer mit seinem Tänzchen beim Spielen zum Lachen.« Die Erinnerung ließ mich schmunzeln. Ich sah, dass Mr. Darrow mich seltsam anblickte, als suche er etwas in meinen Augen. Ich wandte mich ab.
    »Es gibt Augenblicke, wenn ich im Ort bin oder in der Stadt, und eine Frau von hinten sehe. Ich weiß, dass sie es nicht sein kann, aber ihr Haar ist genau so, und ihr Kleid so vertraut, dass ich sie in die Arme nehmen möchte, bevor sie sich umdrehen und die Illusion zerstören kann. Bin ich verrückt?«
    »Kummer macht uns alle verrückt. Ich stelle mir oft vor, dass ich noch ein letztes Mal mit ihm sprechen könnte.«
    »Was würden Sie sagen?«
    Ich spürte ein Würgen in meinem Hals, aber ich lächelte in beispielhafter viktorianischer Gefasstheit trotz des Mahlstroms von Schmerz und Bedauern, der in mir tobte. Er wütete so gewaltig in meiner Brust, dass mir war, als risse es mir das Fleischin Streifen aus dem Innern, bis ich leer war und all meine Gefühle aus mir hinausbrachen, um die Welt zu verschlingen.
    »So viele Dinge. Was würden Sie zu Lily sagen?«
    »Ich würde ihr von den Kindern erzählen, so gut ich es könnte. Sie hat sie so geliebt. Ich fürchte, ich habe sie nicht in gleichem Maße ins Herz geschlossen. Dafür würde ich sie auch um Verzeihung bitten.«
    »Sie würde es Ihnen verzeihen.«
    »Sie sind sehr gütig, Mrs. Markham.«
    »Wir sind nur so gütig, wie uns die anderen sehen.« Ich hätte fast Jonathan zu ihm gesagt, fing mich aber, bevor das Wort über meine Lippen kam. Stattdessen behielt ich es bei mir. Es half mir, die wirbelnden Gefühle in meiner Brust zu beruhigen. Und obgleich ich den Namen unausgesprochen ließ, war es, als wir in der Stille nebeneinander auf dem Diwan Platz nahmen, fast so, als hätte ich ihn bereits so genannt. Wir wurden nächtliche Vertraute, die einander in dieser Zufluchtstätte trafen, wann immer Schicksal und Leid uns zusammenführten. Dort sprachen wir über unsere verlorenen Lieben, bis die Sterne am Morgen vor dem Fenster verblassten. Manchmal endeten unsere Treffen erst, kurz bevor die Sonne über den Horizont kam. Hin und wieder wurden unsere Gespräche von langem Schweigen und verlorenen Blicken oder einer zufälligen Berührung der Hände unterbrochen, wenn im Raum zwischen uns etwas Unausgesprochenes und Uneingestandenes schwebte. Wir füllten das Musikzimmer mit vielen Dingen, aber wir nahmen sie niemals mit uns, wenn wir gingen.
    Als er mich in der Nacht von Nanny Prums Tod auf dem Diwan vorfand, war er sehr erleichtert, aber nicht überrascht. Wir saßen zusammen in der Dunkelheit und erneuerten wortlos eine alte Bekanntschaft mit dem dritten Besucher in unserer Zuflucht: dem Tod.

ZWEITES KAPITEL
    Ein ungeliebter Feiertag
    Die Totenmesse wurde in der St. Michaels Kirche gelesen, einer kleinen Pfarrei, die wie ein Spielzeughaus auf einem Hügel über dem malerischen, von Wildblumen und Efeu überwucherten Dorffriedhof stand. Der Pfarrer, Mr. Scott, ein Junggeselle von mittleren Jahren, dessen Haar so fein war, dass es wie ein Heiligenschein um seinen Kopf zu schweben schien, hielt eine ungewöhnlich düstere Predigt, die nur gelegentlich von Ausrufen des betrunkenen Mr. Wallace unterbrochen wurde. Der arme Mann hatte nicht mehr zu trinken aufgehört, seit er erfahren hatte, was Susannah fast zugestoßen wäre, nachdem sie ihn in der Woche zuvor vom Pub nach Hause brachte. Seine Frau Mildred stand steif neben ihm und hielt ihn am Arm gepackt. Sie bemühte sich, ihr Ächzen zu unterdrücken, als sie ihn während des Gottesdienstes aufrechtzuhalten trachtete. Die beiden schwankten hin und her, dass die übrigen Trauergäste Mühe hatten, beim Hinsehen nicht seekrank zu werden. Irgendwie dachte ich, dass Nanny Prum dieser Anblick wohl gefallen hätte.
    Ich stand bei der Familie ganz vorn, direkt vor dem gewaltigen Sarg, den Mr. Darrow gekauft hatte. Nanny Prum hatte keine eigene Familie, jedenfalls keine, die sie je erwähnt hatte, deshalb

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