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Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
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des Klienten verletzen oder seinen materiellen oder immateriellen Belangen zuwiderlaufen könnten.« Sie schloss die Mappe und fügte hinzu: »Was für eine Ausdrucksweise!« Wohl um die Pille zu versüßen.
    »Ein Literat ist mein Chef nie gewesen.« Ich runzelte die Stirn, schaute in ihr abwartendes Gesicht und sagte: »Wenn Sie eine Bibel zur Hand haben, schwöre ich gerne einen Eid darauf.«
    Sie lächelte entschuldigend. Sie hatte gehört, was sie hören wollte, und versuchte, das Eis zu brechen. »Ich wollte Sie nicht beleidigen.«
    »Schon in Ordnung. Ich weiß, dass mit ›Dritten‹ auch die Polizei gemeint ist. Können wir jetzt fortfahren?«
    Sie legte die Mappe auf den Tisch. Ihren Tee hatte sie nicht angerührt. »Ich hatte gehofft, dass sich das Problem von selbst erledigen würde. Nach dem Tod meines Mannes hörten wir nichts mehr von ihr, bis unser Notar vor einer Woche ein Schreiben von dem Anwalt des Mädchens erhielt, in dem sie Anspruch auf einen Kindsteil erhebt.«
    »Gibt es ein Testament?«
    »Ja. Außer den üblichen besonderen Legaten fällt alles an mich und die Kinder.«
    »Wie viele Kinder haben Sie?«
    »Zwei Töchter.«
    »Wenn sie mit ihrem Anspruch vor Gericht durchkommt, kann das Testament für ungültig erklärt und durch ein so genanntes Testament des Gesetzgebers ersetzt werden. Dabei macht sich der Gesetzgeber die Sache stets einfach, indem jeder gleich viel erhält. In diesem Fall hätte das Mädchen Anrecht auf ein Viertel des Erbes.«
    Sie nickte, das hatte ihr natürlich bereits der Notar erklärt.
    »Geht es um viel Geld?«, fragte ich.
    Es ging mich nichts an, doch sie antwortete: »Van Loon sagte, sie hätten gewiss kein Interesse an einem jahrelangen Gerichtsverfahren und würden sich bei einem Vergleich wohl mit einer Million Euro zufrieden geben.«
    Viel Geld also. »Ist van Loon Ihr Anwalt?«
    »Nein, Hennie war die rechte Hand und der beste Freund meines Mannes. Er hat bis auf weiteres die Leitung der Firma übernommen.«
    »Würde eine Million Euro das Unternehmen gefährden?«
    »Nein, und darum geht es auch gar nicht.«
    Ich zog eine Augenbraue hoch. Bei Testamenten ging es immer um Geld und um Familienstreitigkeiten, wozu sollten sie sonst gut sein? »Worum denn dann?«
    »Mein Mann hat mir versichert, dass das Mädchen nicht seine Tochter sein kann, was auch immer in der Geburtsurkunde steht. Ich glaube ihm. Hennie van Loon hat mit ihm darüber geredet und glaubt ihm ebenfalls.«
    »Wer ist die Mutter?«
    »Eine ehemalige Sekretärin meines Mannes, Elisabeth Bonnette. Er hat offenbar ein Verhältnis mit ihr gehabt.« Und nach einem Blick auf meinen ironischen Gesichtsausdruck: »Meneer van Loon kann Ihnen Näheres erklären, aber soweit ich weiß, hat die Dame gut ein Jahr vor der Geburt ihrer Tochter gekündigt oder ist entlassen worden. Danach hat mein Mann sie nie wieder gesehen.«
    »Das hat er behauptet?«
    Sie biss die Zähne zusammen. »Ja, und ich glaube, dass er mir die Wahrheit gesagt hat.«
    Seit Corrie konnte ich kein »Sorry« mehr über die Lippen bringen. Ich sagte: »Eine Vaterschaft lässt sich heutzutage leicht nachweisen. Der Richter kann das Mädchen dazu verpflichten, sich einem Gentest zu unterziehen.«
    »Ich hoffe, das wird nicht nötig sein.«
    »Sie möchten die Sache gern außergerichtlich klären?«
    Sie biss sich auf die Unterlippe. »Ich möchte, dass Sie zunächst einmal herausfinden, was hier eigentlich genau los ist. Die Geburtsurkunde muss eine Fälschung sein. Ich nehme an, dass Elisabeth als seine Sekretärin sehr wohl in der Lage war, seine Unterschrift nachzuahmen.«
    »Wo kann ich Elisabeth finden?«
    »Sie ist tot, vor kurzem ertrunken.«
    Aha. »Ein Unglücksfall?«
    »Ich weiß nicht, unter welchen Umständen sie gestorben ist«, antwortete sie abweisend. »Diese ganze Angelegenheit ist äußerst unerquicklich.«
    Ich stand auf und schlenderte zu den Terrassentüren. Mit einem Nicken wies ich auf das Gemälde, das über dem Flügel an der gegenüberliegenden Wand hing. »Ist das ein echter Gauguin?«
    Sie war ebenfalls aufgestanden, vielleicht aus Höflichkeit oder weil sie glaubte, ich wolle mich aus dem Staub machen. »Zweifeln Sie daran?«
    Wollig braune Sträucher, ein blassblaues Haus, ein Hund. »Ich meine, genau so eins hängt im Louvre.«
    Sie lächelte kühl. »Gauguin hat mehrere dieser Ansichten angefertigt, in der Bretagne. Da stand er noch unter dem Einfluss Picassos. Es ist ein Familienerbstück.«
    Wir

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