Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Charlotte

Charlotte

Titel: Charlotte Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Felix Thijssen
Vom Netzwerk:
militärischen Wettbewerben verschiedene Preise gewonnen.«
    »Wussten Sie, dass ihm sein Gewehr gestohlen wurde?«
    »Ich habe es in der Zeitung gelesen, er sagt, dass kurz vor dem Mord jemand bei ihm eingebrochen hat.«
    »Aber Sie wussten nichts davon?«
    »Nein, wie ich schon sagte, wir haben uns nur noch selten gesehen. Wenn er längere Zeit weg war, rief er mich manchmal an und bat mich, seine Blumen zu gießen.«
    »Es wäre besser gewesen, wenn er Ihnen oder jemand anderem sofort nach dem Einbruch erzählt hätte, dass seine Mauser gestohlen worden war.«
    »Das würde ich ja gerne bestätigen, aber es wäre gelogen«, antwortete Goverts. »Er kann es natürlich jemandem erzählt haben, vielleicht seinen Freunden in Belgien.«
    Aber bewiesen hätte das überhaupt nichts. Ein geschickter Mörder hätte diese Geschichte ebenfalls verbreitet, das machte den Mord nur umso heimtückischer. Nichts davon zu erzählen konnte man ja noch als naive Form der Unschuld gelten lassen. Man hätte so oder so argumentieren können.
    Unter dem Tisch knurrte der Schäferhund im Schlaf. Ich biss in einen bitterbal, verbrannte mir den Gaumen, pustete den Schmerz weg. Frank Goverts ließ sich einen zweiten jungen Klaren bringen.
    »Ich rechne gerade«, sagte ich. »Harm war also seit etwa zehn Jahren tot, als das Hotel verkauft wurde? Hatte Elise sich nach einem Käufer umgesehen?«
    »Nein, die sind einfach so aus dem Nichts hereinmarschiert, es war in der Saure-Gurken-Zeit, im Herbst.«
    »Sie?«
    »Der Buchhalter war dabei, van Loon hieß er.«
    »Er leitet jetzt die Firma.«
    Goverts nickte. »Das Fuga war ein schönes Hotel.«
    »Ich habe Fotos gesehen.«
    »So, so. Fünfzehn Zimmer, ein Restaurant. Kein Firlefanz, aber diese ganz besondere altmodische Eleganz, etwas für Leute mit Geschmack. Dieser wunderbare Garten. Unsere Gäste fanden das Haus ideal, aber wir erstickten in den Kosten, ein jahrhundertealtes Gebäude, alte Sanitäranlagen, alte Elektroinstallation, wir flickten die Löcher im Dach mit Metallplatten und Mastix. Elise musste Kredite aufnehmen, um das Restaurant am Laufen zu halten, die Vorschriften für die Küchengeräte und die Feuerschutzverordnungen wurden immer strenger. Die Bank machte Schwierigkeiten, wir hätten Geld bekommen können, wenn wir einen Plan für einen kompletten Neubau vorgelegt hätten, aber Elise konnte sich nicht dazu durchringen. Das Hotel war ihr Leben, aber sie war die Letzte, ihr Sohn wollte es nicht übernehmen, und sie war zu alt, um noch einmal von vorn anzufangen. Es war, als hätten die Kerle das gerochen. Nun ja … « Er zeigte um sich. »Man brauchte sich ja auch nur in der Kneipe umzuhören, um herauszufinden, wie es um das Fuga bestellt war.«
    »Wie lautete die Abmachung?«
    »Elise fiel auf diese Geschäftemacher herein, weil die Bedingungen so günstig schienen und weil sie verzweifelt war. Runing bekam den ganzen Komplex zu einem Dum pingpreis. Elise wollte nur eines: das Hotel erhalten. Sie kam nicht einmal auf die Idee, das Grundstück schätzen zu lassen. Ich habe in meinem Leben keinen besseren Menschen gekannt, aber sie konnte sehr eigensinnig sein, und vertrauensselig. Als Runing ihr versprach, dass sie so lange sie wollte und auf jeden Fall bis zu ihrem fünfundsechzigsten Lebensjahr Managerin bleiben könne und zur Hälfte am Gewinn beteiligt sein würde, und dass seine Firma für die Verwaltung und sämtliche laufenden Kosten sowie Umbauten aufkäme, dachte sie, Jesus Christus höchstpersönlich würde vor ihr stehen. Sie konnte weiterhin tun, was sie am liebsten tat, und war mit einem Schlag alle Geldsorgen los. «
    »War Stef dabei?«
    »Stef hatte Dienst, er war in der Nähe von Schaarsbergen stationiert, beim Garderegiment der Grenadiere. Aber ich war dabei, auch als Runing eine Woche später mit einem Vorvertrag ankam.«
    »Wieder mit van Loon?«
    »Nein, mit seiner Sekretärin. Er hatte vorher angerufen, er könne nur abends, und hatte zwei Zimmer reserviert. Als ich die beiden sah, wurde mir sofort klar, dass in dem zweiten Zimmer nur das Bett ein wenig zerwühlt werden würde, in meinem Fach sieht man so was auf den ersten Blick.«
    »Wissen Sie noch, wie sie hieß?«
    »Ja, ich erinnere mich an ihren Vornamen, weil er so ähnlich wie Elise klang. Elisabeth. Eine nette Frau, Elise und sie waren sich sofort sympathisch. Nachdem der Vorvertrag unterzeichnet war, verwöhnten wir die beiden mit dem besten Menü, das Jean Marie zu bieten hatte, und

Weitere Kostenlose Bücher