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Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof

Titel: Charlottes Traumpferd | Gefahr auf dem Reiterhof Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Nele Neuhaus
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›… in Charlottes Spint‹.«
    »Tatsächlich.«
    Meine Eltern verglichen den Drohbrief mit der Seite aus Ingas Geschichte.
    »Aber wieso sollte Inga dich derart verleumden?«, wollte mein Vater wissen. »Ihr seid doch Freundinnen.«
    »Das hab ich ja auch gedacht, aber ich glaube, seitdem ich Won Da Pie habe, hasst sie mich«, entgegnete ich. »Neulich hatten wir einen Riesenkrach, weil Herr Friedrich diese Pickelfotos mit mir machen wollte und nicht mit ihr. Dabei hat sie gar keine Pickel! Seitdem spricht sie nicht mehr mit mir.«
    Mein Vater überlegte nicht lange. Er griff zum Telefon, wählte eine Nummer und verabredete sich mit Herrn Stark und Herrn Kessler in einer halben Stunde im Kasino im Reitstall. Ich sollte ihn zu diesem Gespräch begleiten.
    Meine Knie waren ganz weich, als wir wenig später das Kasino durch den eigentlichen Haupteingang an der Kronberger Straße betraten. Zuerst gingen wir hinunter in den Raum, in dem sich die Spinde befanden. Mit zitternden Fingern öffnete ich das Zahlenschloss an meinem Spind. Mir wurde schwindelig, als ich tatsächlich hinter meinem Putzkasten die leere Flasche Wasserstoffperoxid fand.
    »Ich … ich hab erst am Donnerstag meinen Spind komplett ausgeräumt und sauber gemacht«, flüsterte ich. »Da war die Flasche nicht drin. Das schwöre ich!«
    »Wer außer dir kennt die Kombination des Schlosses?«, wollte Herr Kessler wissen.
    »Dorothee und … Inga«, erwiderte ich. »Warum sollte ich denn meinen eigenen Sattel kaputt machen? Er war doch ganz neu und … und …« Ich verstummte, kämpfte hilflos mit den Tränen.
    Mein Vater reichte dem Reitlehrer die beiden Blätter – den anonymen Brief und die Seite von Ingas Manuskript –, dann erklärte er den Herren, weshalb ich annahm, dass Inga den Brief geschrieben hatte.
    Während Herr Kessler und Herr Stark im grellen Licht der Neonröhre die Blätter miteinander verglichen, dämmerte mir die Tragweite der Ereignisse. Inga, die mit mir und Doro gemeinsam wieder und wieder überlegt hatte, wer meinen Sattel zerstört haben mochte, hatte mir ihre Freundschaft nur vorgespielt; dabei hatte sie mich die ganze Zeit über gehasst und nach einer Möglichkeit gesucht, mich in Misskredit zu bringen! Was, wenn Herr Stark und Herr Kessler mir nicht glaubten?
    »Ob das als Beweis ausreicht?«, zweifelte Herr Stark.
    »Ich glaube, dass Charlotte recht hat«, sagte Herr Kessler nach einer Weile zu meiner grenzenlosen Erleichterung.
    »Ich fürchte, du bist Opfer einer gemeinen Intrige geworden«, wandte er sich an mich. »Dass Inga eifersüchtig auf dich ist, weiß ich. Das war sie schon immer und es wurde nicht besser, als du auch ein eigenes Pferd bekommen hast. Mir ist ebenfalls zu Ohren gekommen, dass sie in den letzten Tagen wegen der Wahl des Jugendvorstandes massiv gegen dich intrigiert hat. Ich habe bisher deswegen nichtsgesagt, weil ich die Wahl heute Nachmittag abwarten und Inga dann zur Rede stellen wollte.«
    Die drei Männer machten ernste Gesichter.
    »Wir sollten die Eltern des Mädchens hierherbestellen«, schlug Herr Kessler vor.
    Mir hatte es echt die Sprache verschlagen. Wenn Inga tatsächlich diesen Brief geschrieben hatte, dann war das mehr als nur ein gemeiner Streich!
    »Falls sich herausstellt, dass das Mädchen hinter dieser Sache steckt, muss es den Verein verlassen«, polterte Herr Stark. »So etwas dulde ich hier nicht!«
    »Was machen wir nun?«, wollte mein Vater wissen.
    »Um vier Uhr ist die Versammlung zur Wahl«, sagte Herr Kessler.
    »Da werden wir Inga in die Mangel nehmen. Bis dahin kein Wort zu niemandem, Charlotte. Hörst du?«
    Ich nickte und hätte am liebsten geheult. So bitter und schmerzlich war die Erkenntnis, wie sehr ich mich in Inga getäuscht hatte.

    Won Da Pie trabte mit federnden Tritten um mich herum. Die anfänglichen Probleme beim Longieren waren längst vergessen, mittlerweile funktionierte es meistens ziemlich gut. Ich sah Doro die Auffahrt hochkommen und mein Herz sackte mir in die Kniekehlen. Was, wenn auch sie von der Party wusste und mir nichts davon gesagt hatte? Wem konnte ich dann noch vertrauen?
    »Hey, Lotte!«, rief meine Freundin. »Wieso hast du mich nicht abgeholt?«
    Weil ich allein sein wollte. Weil ich am liebsten die ganze Zeit heulen würde und schreckliche Angst vor der Versammlung hatte.
    Doro kam auf den Reitplatz, stellte sich neben mich und drehte sich mit mir im Kreis.
    »Was hast du denn?« Sie sah mich prüfend an. »Bist du krank? Du

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