Charlston Girl
entsetzt. »Nicht!«
»Mr. Harrison!« Eine Frau im schicken, marineblauen Cocktailkleid stürzt sich auf Ed. »Ich bin Sonia Taylor. Ich leite die PR bei Dewhurst Publishing. Wir freuen uns schon so sehr auf Ihre Rede.«
»Es ist mir eine Ehre.« Ed nickt. »Darf ich Ihnen Lara Lington vorstellen, meine...« Fragend sieht er mich an, als suchte er nach dem Wort. »Begleitung.«
»Hallo, Lara.« Sonia wendet sich mir mit warmem Lächeln zu. »In welcher Branche sind Sie?«
Oh, wow. Die PR-Chefin von Dewhurst Publishing.
»Hi, Sonia.« Ich schüttle ihre Hand so professionell wie möglich. »Ich arbeite in der Personalvermittlung. Lassen Sie mich Ihnen meine Karte geben... Nein!« Ein unfreiwilliger Schrei entfährt mir.
Sadie hat sich gebückt und steckt den Kopf in Eds Hosentasche.
»Ist Ihnen nicht wohl?« Sonia Taylor sieht mich mit besorgtem Blick an.
»Alles bestens!« Mein Blick zuckt hin und her, überallhin, nur dass ich nicht sehen muss, was vor meiner Nase passiert. »Bestens. Wirklich, wirklich bestens...«
»Das ist schön.« Sonia betrachtet mich mit etwas seltsamem Blick. »Ich will nur eben Ihre Namensschildchen suchen.«
Sadies Kopf erscheint kurz, dann taucht sie wieder ab. Was macht sie da drinnen?
»Lara, stimmt irgendwas nicht?« Stirnrunzelnd sieht Ed mich an.
»Mh... nein!«, bringe ich hervor. »Es ist alles bestens, wirklich!«
»Junge, Junge!« Plötzlich taucht Sadies Kopf wieder auf. »Ich konnte alles sehen.«
Ich schlage die Hand vor den Mund. Ed betrachtet mich argwöhnisch.
»‘tschuldigung«, presse ich hervor. »Hab nur... gehustet.«
»Da haben wir sie ja!« Sonia wendet sich vom Tisch ab und reicht uns beiden ein Namensschild. »Ed, dürfte ich Sie mal kurz entführen, um den Ablauf zu besprechen?« Sie lächelt steif, dann nimmt sie Ed mit.
Augenblicklich zücke ich zur Tarnung mein Handy, dann fahre ich zu Sadie herum.
»Mach das nicht noch mal! Du hast mich abgelenkt! Ich wusste überhaupt nicht, wo ich hinsehen soll!«
Dreist zieht Sadie ihre Augenbrauen hoch. »Ich wollte nur meine Neugier befriedigen.«
Ich will gar nicht wissen, was das heißen soll.
»Lass es sein! Diese Sonia hält mich jetzt für total gestört. Sie hat nicht mal meine Visitenkarte genommen.«
»Na und?« Sadie zuckt bekümmert mit den Schultern. »Wen interessiert schon, was die denkt?«
Es ist, als würde in mir ein Schalter umgelegt. Ist ihr denn nicht klar, wie verzweifelt ich bin? Hat sie nicht gemerkt, dass Kate und ich dreizehn Stunden täglich arbeiten?
»Mich interessiert es sehr wohl!« Wütend fahre ich sie an, und sie weicht zurück. »Sadie, was meinst du denn, wieso ich hier bin? Ich versuche, meine Firma zu retten! Ich versuche, wichtige Leute zu treffen!« Ich deute in die Runde. »Ich muss bis morgen einen Kandidaten für Leonidas Sports finden! Wenn mir nicht bald was Geniales einfällt, gehen wir baden. Und du hast es noch nicht mal gemerkt.« Plötzlich zittert meine Stimme ein wenig, was wohl an den vielen doppelten Caffe Latte liegt, die ich heute schon getrunken habe. »Jedenfalls. Wie dem auch sei. Mach, was du willst. Halt dich einfach von mir fern.«
»Lara...«, setzt Sadie an, doch ich lasse sie stehen und marschiere auf die Doppeltüren des Bankettsaals zu. Ed und Sonia stehen auf dem Podium, und ich kann sehen, dass sie ihm das Mikrofon erklärt. Um mich herum füllen sich die Tische mit dynamisch aussehenden Männern und Frauen. Ich schnappe Gesprächsfetzen über Märkte und Einzelhandelsbranchen und Fernsehwerbung auf.
Das ist meine große Chance. Komm schon, Lara. Ich nehme meinen ganzen Mut zusammen und schnapp mir von einem vorübereilenden Kellner ein Glas Champagner. Dann trete ich an ein paar Leute heran, die gerade fröhlich über etwas lachen.
»Hi!«, werfe ich beschwingt dazwischen. »Ich bin Lara Lington, L&N Executive Recruitment. Ich würde Ihnen gern meine Karte geben!«
»Hallo«, sagt ein freundlich wirkender Mann mit roten Haaren. Er stellt mich der Gruppe vor, und ich gebe jedem eine Karte. Ihren Namensschildern nach scheinen sie alle für Softwarefirmen zu arbeiten.
»Und arbeitet hier auch jemand im Marketing?«, frage ich beiläufig. Alle Blicke wenden sich einem blonden Mann zu.
»Schuldig.« Er lächelt.
»Suchen Sie einen neuen Job?«, platze ich heraus. »Es geht um einen Sportausrüster, super Sozialleistungen, eine echte Gelegenheit!«
Alles schweigt. Ich halte die Luft an. Dann brechen alle in schallendes
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