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Charlston Girl

Charlston Girl

Titel: Charlston Girl Kostenlos Bücher Online Lesen
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mich in einen Hauseingang zurück und hänge erst mal in der Warteschleife, bis ich jemanden zu fassen kriege. Doch sämtliche Taxen sind unterwegs, und vor einer halben Stunde ist gar nichts zu machen.
    »Hat keinen Zweck.« Ich trete aus dem Hauseingang und sehe, dass Ed noch immer stocksteif am Straßenrand steht. Er versucht nicht mal, ein Taxi anzuhalten. »Kein Glück?«, sage ich überrascht.
    »Lara.« Er dreht sich zu mir um. Er sieht ganz durcheinander aus, und seine Augen sind ein bisschen glasig. Hat er Drogen genommen oder was? »Ich denke, wir sollten tanzen gehen.«
    »Was?« Baff starre ich ihn an.
    »Ich denke, wir sollten tanzen gehen.« Er nickt. »Es wäre der perfekte Abschluss dieses Abends. Das ist mir gerade eben bewusst geworden.«
    Ich kann es nicht glauben. Sadie.
    Ich drehe mich auf dem Gehweg um, suche im Dunkeln und entdecke sie plötzlich - schwebend neben einer Straßenlaterne.
    »Du!«, rufe ich wütend, doch Ed scheint es nicht einmal wahrzunehmen.
    »Hier in der Nähe gibt es einen Club«, sagt er. »Kommen Sie. Wagen wir ein kleines Tänzchen. Die Idee ist wunderbar. Ich hätte schon viel früher darauf kommen sollen.«
    »Woher wissen Sie, dass es hier einen Club gibt?«, erwidere ich. »Sie kennen sich doch in London gar nicht aus!«
    »Stimmt.« Er nickt und sieht selbst etwas ratlos aus. »Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass es da hinten einen Nachtclub gibt.« Er deutet die Straße entlang. »Da runter, dritte links. Wir sollten mal nachsehen.«
    »Liebend gern«, sage ich zuckersüß. »Aber vorher muss ich kurz mal telefonieren. Ich muss dringend was klären.« Bedeutungsvoll richte ich meine Worte direkt an Sadie. »Wenn ich das nicht klären kann, dann kann ich auch nicht tanzen.«
    Schmollend schwebt Sadie zum Bürgersteig herab, und ich tue, als würde ich eine Nummer in mein Handy tippen. Ich bin so böse auf sie, dass ich gar nicht weiß, wo ich anfangen soll.
    »Wie konntest du mich einfach so sitzen lassen?«, fahre ich sie an. »Ich stand da wie ein Ölgötze!«
    »Nein, stimmt überhaupt nicht! Du hast dich gut gehalten! Ich hab‘s gesehen.«
    »Du warst da?«
    »Ich hatte ein schlechtes Gewissen«, sagt Sadie und blickt über meine Schulter hinweg in die Ferne. »Ich bin zurückgekommen, um nach dir zu sehen.«
    »Na, vielen Dank dafür«, sage ich sarkastisch. »Du warst mir eine echte Hilfe. Und was soll das jetzt alles?« Ich deute auf Ed.
    »Ich möchte tanzen!«, sagt sie trotzig. »Ich musste zu besonderen Mitteln greifen.«
    »Was hast du mit ihm angestellt? Er sieht völlig verstört aus!«
    »Ich habe ihm... gedroht«, sagt sie ausweichend.
    »Gedroht?«
    »Sieh mich nicht so an!« Plötzlich keift sie los: »Ich hätte es nicht tun müssen, wenn du nicht so egoistisch wärst. Ich weiß, dass deine Karriere wichtig ist, aber ich will tanzen gehen! Richtig tanzen! Das weißt du! Deshalb sind wir hier. Es sollte mein Abend werden. Aber du übernimmst einfach das Kommando, und ich habe gar nichts zu melden! Das ist nicht fair!«
    Sie klingt, als kämen ihr bald die Tränen. Und plötzlich schäme ich mich. Es sollte tatsächlich ihr Abend sein, und ich habe ihn irgendwie gekidnappt.
    »Okay. Du hast recht. Komm, gehen wir tanzen.«
    »Wunderbar! Wir werden uns köstlich amüsieren. Hier entlang...« Nachdem ihre Laune wiederhergestellt ist, führt mich Sadie durch irgendwelche kleinen Straßen in Mayfair, in denen ich noch nie gewesen bin. »Wir sind fast da... hier!«
    Es ist ein winziger Laden namens The Flashlight Dance Club. Ich habe noch nie davon gehört. Draußen lungern zwei verschlafen wirkende Türsteher herum, und sie lassen uns gleich rein.
    Wir gehen eine trübe beleuchtete Holztreppe hinunter und finden uns in einem großen Raum wieder, mit rotem Teppich, Kronleuchtern, einer Tanzfläche, einem Tresen und zwei Typen in Lederhosen, die übellaunig an der Bar sitzen. Ein DJ auf einem klitzekleinen Podest spielt irgendeine Nummer von J-Lo. Niemand tanzt.
    Was Besseres konnte Sadie nicht finden?
    »Hör zu, Sadie«, flüstere ich, als Ed zum hell erleuchteten Tresen geht. »Es gibt bessere Clubs als den hier. Wenn du wirklich tanzen möchtest, sollten wir irgendwo hingehen, wo ein bisschen mehr los ist...«
    »Hallo?« Eine Stimme unterbricht mich. Ich drehe mich um und sehe eine schlanke Frau von mindestens fünfzig Jahren, mit hohen Wangenknochen, einem schwarzen Top und einem dünnen Rock über ihrer Strumpfhose. Ihr stumpfes rotblondes Haar

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