Charlston Girl
»Woher weißt du von Ed?«
»Business People! Natalie dreht eine aufgeschlagene Zeitschrift zu mir um, mit einem Foto von Ed und mir. »Gutaussehender Typ.«
»Ich bin nicht... es ist rein geschäftlich«, sage ich eilig und blicke auf.
»Oh, ich weiß. Kate hat es erzählt. Du bist wieder mit Josh zusammen, na ja...« Natalie tut, als müsste sie gähnen, um mir zu zeigen, wie interessant sie mein Liebesleben findet. »Das meine ich ja eben. Dieser Ed Harrison ist ein hübsches, und noch dazu brauchbares Talent. Hast du schon einen Plan?«
»Plan?«
»Wo du ihn unterbringen willst!« Natalie beugt sich vor und spricht bemüht nachsichtig. »Wir sind Headhunter, Lara. Wir bringen Leute in Jobs unter. Das machen wir so. Auf diese Weise verdienen wir unser Geld.«
»Oh!« Ich versuche, mein Entsetzen zu verbergen. »Nein. Nein. Du verstehst nicht. So ein Kontakt ist er nicht. Er will keinen neuen Job.«
»Das meint er nur«, korrigiert mich Natalie. »Nein, wirklich, vergiss es. Er hasst Headhunter.«
»Das meint er nur.«
»Er hat kein Interesse.«
»Noch nicht.« Natalie zwinkert, und am liebsten würde ich ihr eine reinhauen.
»Hör auf! Er hat keins!«
»Jeder hat seinen Preis. Wenn ich ihn mit dem richtigen Gehalt ködere, glaub mir, dann sieht er es ganz anders.«
»Tut er nicht! Weißt du, es geht nicht immer alles nur ums Geld.«
Natalie lacht laut und aufgesetzt.
»Was ist passiert, als ich weg war? Haben wir uns hier in eine Mutter-Theresa-Agentur verwandelt? Wir brauchen Provision, Lara. Wir müssen Profit machen.«
»Ich weiß«, schnauze ich sie an. »Das habe ich getan, während du am Strand von Goa lagst, wie du dich vielleicht erinnern wirst.«
»Ooh!« Natalie wirft ihren Kopf in den Nacken und lacht. »Miauuu!«
Sie schämt sich überhaupt nicht. Sie hat sich noch nicht mal entschuldigt. Wie konnte ich sie je für meine beste Freundin halten? Mir scheint, ich kenne sie überhaupt nicht.
»Lass Ed in Ruhe«, sage ich böse. »Er will keinen neuen Job. Das ist mein Ernst. Außerdem wird er sowieso nicht mit dir reden...«
»Hat er schon.« Sie lehnt sich zurück und macht einen ausgesprochen zufriedenen Eindruck.
»Was?«
»Ich habe ihn heute Morgen angerufen. Das ist der Unterschied zwischen dir und mir. Ich hänge nicht rum. Ich bringe den Job zu Ende.«
»Aber er nimmt keine Anrufe von Headhuntern entgegen«, sage ich verdutzt. »Wie hast du...?«
»Oh, meinen Namen habe ich zuerst gar nicht gesagt«, sagt Natalie fröhlich. »Nur dass ich eine Freundin von dir bin und du mich darum gebeten hast, ihn anzurufen. Wir hatten einen netten, kleinen Plausch. Anscheinend wusste er gar nichts von Josh. Aber ich habe ihn in alles eingeweiht.« Sie zieht die Augenbrauen hoch. »Interessant. Hattest du einen bestimmten Grund, ihm deinen Freund vorzuenthalten?«
Bestürzung macht sich in mir breit.
»Was... was genau hast du ihm über Josh erzählt?«
»Ooooh, Lara!« Mein Unbehagen bereitet Natalie Vergnügen. »Hattest du eine kleine Intrige mit ihm geplant? Habe ich dir den Spaß verdorben?« Sie hält sich den Mund zu. »Das tut mir aber leid!«
»Halt die Klappe!«, schreie ich, als ich endgültig ausraste. »Halt endlich die Klappe! «
Ich muss mit Ed sprechen. Sofort. Ich nehme mein Handy und gehe hinaus, stoße draußen mit Kate zusammen. Sie trägt ein Tablett mit Kaffee und macht große Augen, als sie mich sieht.
»Lara! Ist alles okay?«
»Natalie «, sage ich nur, und sie verzieht das Gesicht.
»So braungebrannt ist sie noch schlimmer«, flüstert sie, und da muss ich doch lächeln. »Kommst du wieder rein?«
»Gleich. Ich muss kurz telefonieren. Es ist eher... privat.« Ich gehe die Treppe hinunter auf die Straße und wähle Eds Nummer. Wer weiß, was Natalie ihm gesagt hat. Wer weiß, was er jetzt von mir denkt.
»Büro Ed Harrison.« Eine weibliche Stimme antwortet.
»Hi.« Ich versuche, nicht so ängstlich zu klingen, wie ich mich fühle. »Lara Lington hier. Könnte ich vielleicht mit Ed sprechen?«
Während ich darauf warte, durchgestellt zu werden, kehren meine Gedanken unweigerlich zum gestrigen Tag zurück. Ich weiß noch genau, wie ich mich in seinen Armen gefühlt habe. Wie sich seine Haut an meiner anfühlte. Wie er roch, wie er schmeckte... und wie schlimm es war, als er sich dann wieder in sein Schneckenhaus zurückzog. Der bloße Gedanke daran tut mir weh.
»Hi, Lara. Was kann ich für Sie tun?«, höre ich seine Stimme aus dem Telefon. Förmlich
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