Charlston Girl
und geschäftsmäßig. Kein bisschen warm. Mein Mut verlässt mich fast, aber ich gebe mir alle Mühe, fröhlich und freundlich zu klingen.
»Ed, ich habe gehört, dass meine Kollegin Natalie Sie heute Morgen angerufen hat. Es tut mir so leid. Es wird nicht wieder vorkommen. Und außerdem wollte ich noch sagen...« Ich zögere verlegen. »Es tut mir wirklich leid, wie der Tag gestern zu Ende ging.«
Und ich habe keinen festen Freund , möchte ich hinzufügen. Und ich wünschte, wir könnten die Uhr zurückdrehen und wieder oben im London Eye sein und wir würden uns küssen. Aber diesmal würde ich nicht zurückschrecken, egal was passiert, egal wie viele Geister mich anschreien.
»Lara, Sie müssen sich nicht entschuldigen.« Ed klingt distanziert. »Ich hätte merken sollen, dass Sie... sagen wir, kommerzielle Absichten hegen. Deshalb haben Sie mich zurückgewiesen. Ich weiß zu schätzen, dass Sie immerhin so ehrlich waren.«
Plötzlich merke ich, wie es mir eiskalt über den Rücken läuft. Was denkt er von mir? Dass ich nur aus geschäftlichem Interesse mit ihm weg war?
»Ed, nein!«, sage ich eilig. »So war das nicht. Ich fand unseren gemeinsamen Tag sehr schön. Ich weiß, am Ende wurde es etwas merkwürdig, aber da gab es ein paar... Komplikationen. Ich kann es nicht erklären.«
»Bitte, behandeln Sie mich nicht wie einen kleinen Jungen«, unterbricht mich Ed. »Gemeinsam mit Ihrer Kollegin haben Sie einen hübschen, kleinen Plan ausgeheckt. Ich kann nicht behaupten, dass ich Ihre Methoden zu schätzen wüsste, aber vermutlich ist Ihre Beharrlichkeit doch anerkennenswert.«
»Das stimmt nicht!«, sage ich entsetzt. »Ed, Sie dürfen Natalie nicht glauben! Sie wissen doch, wie unglaubwürdig sie ist. Sie dürfen nicht glauben, dass wir einen Plan ausgeheckt haben! Was für eine absurde Idee!«
»Glauben Sie mir«, sagt er knapp. »Nach dem Wenigen, was ich über Natalie recherchiert habe, traue ich ihr alles zu, sei es nun hinterhältig oder einfach dumm. Ob Sie einfach nur naiv oder genauso schlimm sind wie Natalie, kann ich nicht sagen...«
»Sie sehen das völlig falsch!«, sage ich verzweifelt.
»Mein Gott, Lara!« Ed klingt, als hätte er genug. »Übertreiben Sie es nicht. Ich weiß, dass Sie einen Freund haben. Ich weiß, dass Sie wieder mit Josh zusammen sind, dass Sie wahrscheinlich nie von ihm getrennt waren. Das Ganze war eine Finte. Hören Sie endlich auf, mich noch mehr zu kränken, indem Sie Ihr falsches Spiel immer weiter treiben. Ich hätte es schon wissen müssen, als Sie in mein Büro kamen. Vielleicht haben Sie recherchiert und das mit Corinne und mir herausgefunden. Sie dachten, Sie könnten mich so kriegen. Keine Ahnung, wozu Leute wie Sie sonst noch fähig sind. Mich überrascht nichts«. Seine Stimme klingt so harsch, so feindselig, dass ich richtig zusammenzucke.
»Das würde ich nie tun! Das würde ich doch nie tun, niemals!« Meine Stimme zittert. »Ed, das zwischen uns war echt! Wir haben getanzt... wir hatten solchen Spaß... Sie dürfen nicht denken, dass alles nur gespielt war...«
»Und vermutlich haben Sie auch keinen Freund.« Er klingt wie ein Anwalt bei Gericht.
»Nein! Natürlich nicht...« Ich korrigiere mich. »Ich meine, ja, ich hatte einen, aber ich habe mich Ende letzter Woche von ihm getrennt...«
»Ende letzter Woche!« Ed stößt ein freudloses Lachen aus, das mir wehtut. »Wie praktisch. Lara, für so was habe ich keine Zeit.«
»Ed, bitte.« Meine Augen werden feucht. »Sie müssen mir glauben...«
»Leben Sie wohl, Lara.«
Die Leitung ist tot. Einen Moment stehe ich reglos da, während mich der Schmerz durchbohrt. Es hat keinen Sinn, noch mal anzurufen. Es hat keinen Sinn, ihm alles zu erklären. Er wird mir niemals glauben. Er denkt, ich habe ihn zynisch ausgenutzt ... oder ich war bestenfalls naiv und schwach. Und ich kann nichts dagegen unternehmen.
Nein. Stimmt nicht. Ich kann doch was unternehmen.
Wild wische ich an meinen Augen herum und mache auf dem Absatz kehrt. Als ich oben ankomme, ist Natalie am Telefon, feilt ihre Fingernägel und lacht schallend über irgendwas. Zielstrebig gehe ich auf ihren Schreibtisch zu, beuge mich vor und unterbreche das Gespräch.
»Hey, was soll das?« Natalie rotiert herum. »Ich bin am Telefonieren!«
»Jetzt nicht mehr«, sage ich ganz ruhig. »Jetzt wirst du mir zuhören. Mir reichts! So kannst du dich hier nicht aufführen.«
»Was?« Sie lacht.
»Du schwirrst ab nach Goa. Du erwartest, dass wir
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