Charmant und unwiderstehlich
Ihr habt wegen Annie geweint.“ Brad verspürte einen schmerzhaften Stich in der Herzgegend, obwohl ihn keine Schuld traf. Schließlich war er damals erst sieben Jahre alt gewesen. „Es tut mir Leid. Aber in meinen Augen warst du wirklich nicht unsere Mutter. Das war Annie.“
„Darum habe ich in jener Nacht wieder zu trinken angefangen. Am nächsten Tag habe ich meine erste Weltreise gebucht. Für mich allein.“ Sie zögerte. „Jedes Mal, wenn ich die Gelegenheit hatte, mein Leben in Ordnung zu bringen, bin ich davongelaufen. Ich habe es mir immer sehr leicht gemacht. Deswegen wollte ich Annalise haben. Diesmal wird es nicht leicht werden für mich, aber das Baby soll all die Vorzüge genießen, die das Leben als ein Costain ihr bieten kann. Vielleicht kann ich an ihr wieder gutmachen, was ich an Gary und dir versäumt habe.“
„Indem du das Leben ihrer Mutter zerstörst?“ Er deutete auf das Weinglas.
„Indem du Annalise mit deinem Alkoholismus konfrontierst?“ Sie folgte seiner Handbewegung und schüttelte den Kopf. „Ich habe das Glas nicht angerührt…“
„Melissa liebt ihr Baby“, unterbrach Brad.
„Du wirst für sie kämpfen, nicht wahr?“ flüsterte Pamela Costain.
Er nickte. „Ich werde es euch beiden nie verzeihen, wenn ihr die Klage nicht zurückzieht. Ich liebe sie beide. Melissa und Annalise. Und ich werde es nicht zulassen, dass ihr ihr das Kind wegnehmt. Niemals. Wenn ihr mich zwingt, mich zu entscheiden, dann entscheide ich mich für meine Familie.“
„Aber wir sind doch…“ Sie stoppte und starrte ihn an. „Nein. Wir sind keine Familie mehr, nicht wahr?“
„Das muss nicht unbedingt so sein. Außerdem musst du keinen kalten Entzug machen. Es gibt ausgezeichnete Kliniken. Melde dich sofort an. Ich bin sicher, dass Melissa nichts gegen eine liebevolle und aktive Großmutter für Annalise einzuwenden hat, solange du unsere Erziehungsprinzipien nicht untergräbst.“
„Annalise hat eine Großmutter, die sie ausgezeichnet erziehen wird“, verkündete Marcus Costain und platzte herein. „Sie wird bald bei uns sein. Hier gehört sie her. Zu ihrer Familie. Sie wird eine exzellente Erziehung genießen. Jonathan Tanner hat mir versichert, dass unsere Chancen sehr gut stehen.“ Brad stand auf und schaute seinem Vater direkt in die Augen. „Ich werde das nicht zulassen. Annalise gehört zu Melissa. Lass die Finger von ihnen. Sonst zwingst du mich, den Fall öffentlich zu machen, und nicht nur vor Gericht. Ich weiß genau, dass deine Freunde ihre Fühler ausgestreckt haben, um dir Richter Alonsos Sitz im Supreme Court zu sichern. Aber vorher wirst du in jedem Klatschblatt einen Artikel über deine jämmerliche Begabung als Vater lesen können. Kein schmutziges Detail deiner unsäglichen Affären werde ich ihnen ersparen. Und wenn ich höchstpersönlich all die Frauen aufsuchen muss, mit denen du Mutter in den letzten vierzig Jahren betrogen hast. Wenn ich damit durch bin, wird man dich noch nicht einmal mehr zum Amtsrichter ernennen, geschweige denn, dir das Sorgerecht für deine Enkelin übertragen.“
„Verräter!“ brüllte Marcus Costain.
Pamela Costain erhob sich. „Wenn Annalise hierher kommt, wird keine Frau mehr im Haus sein…“ Sie lächelte Brad an. „Außerdem habe ich das sichere Gefühl, dass Melissa verheiratet sein wird, bevor der Prozess beginnt. Ich gehe jede Wette ein, dass deine Chancen auf das Sorgerecht damit gegen null sinken. An deiner Stelle würde ich nachgeben, Darling. Und du solltest dich darauf einrichten, dass du in Kürze von meinem Anwalt hörst. Wegen der Scheidung.
Ich will diese Ehe endlich beenden. Es war ohnehin nie mehr als eine lächerliche Farce. Brad, hast du was dagegen, dass ich mich für eine Weile in deine Wohnung in Florida zurückziehe? Ich würde gern dorthin, wenn ich aus der Betty-Ford-Klinik entlassen werde.“
Er nickte. Zum ersten Mal in seinem Leben war Brad stolz auf seine Mutter.
„Wenn ich dir irgendwie helfen kann…“
„Danke, mein Sohn, ich schaffe das schon allein. Und danke, dass du mich vor einem schlimmen Fehler bewahrt hast. Wir hören voneinander.“ Sie ging zur Bar und schüttete den Wein in den Ausguss. Erhobenen Hauptes verließ sie den Wintergarten.
Als sie außer Hörweite war, wandte Brad sich an Marcus Costain, nahm sein Handy aus der Tasche und fixierte seinen Vater mit dem Blick. „Willst du Jonathan Tanner anrufen, oder soll ich die Zeitungen benachrichtigen?“ Ohne zu zögern griff
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