Charming Charly
hinterher. Sie sollte erleichtert sein, dass Amano einen kühlen Kopf bewahrt und sein Versprechen eingehalten hatte. Doch das war nicht der Fall. Stattdessen verspürte sie eine seltsame Leere und sie konnte an nichts anderes mehr denken als an den Beinahekuss und das Gefühl seiner nackten Haut unter ihrer Hand.
„O mein Gott, Charly, du bist total kaputt!“, schalt sie sich.
Sie wandte sich vom Fenster ab und lief unruhig im Zimmer hin und her. Ihr Blick fiel auf das Messer, das auf dem Bett lag. Die Erinnerung an das, was er ihr erzählt hatte, kam ihr zu Bewusstsein. Sie konnte das noch immer nicht glauben. Würde er wirklich sterben? Sie konnte sich ja mittlerweile langsam mit dem Gedanken anfreunden, mit ihm zu schlafen. Doch sich beißen lassen war etwas vollkommen anderes . Sie war nicht unbedingt ein Fan von diesen Vampirgeschichten und diese ganze Sache mit dem Beißen und Bluttrinken. Nun ja, Amano hatte nichts davon gesagt, dass er ihr Blut trinken würde, sondern er würde ihr ein Hormon injizieren. Doch das erforderte noch immer diesen Part mit dem Beißen. Allein der Gedanke, dass seine Zähne sich in ihr Fleisch graben würden, verursachte ihr eine Gänsehaut. Allerdings keine der angenehmen Sorte. Sie fühlte sich innerlich zerrissen. Auf keinen Fall wollte sie, dass er sterben musste, nur weil sie so ein verdammter Hasenfuß war. Wie gingen andere Frauen damit um? Sie wünschte, sie hätte davon eher gewusst. Dann hätte sie Lory fragen können. Die Szene von ihrer Freundin und Kordan in der Cafeteria an Bord der Cordelia kam ihr wieder ins Gedächtnis. Lory hatte nicht so ausgesehen, als wäre etwas Unangenehmes an der ganzen Sache dran. Allerdings war die FBI-Agentin eine toughe Frau. Eine ganze Menge tougher als sie selbst.
***
Charly erwachte aus einem Traum, der sie unruhig und frustriert zurückließ. Es war kein Albtraum gewesen. Sie hatte von Amano geträumt. Sie waren sich immer wieder begegnet und seine Nähe hatte sie zittrig und atemlos gemacht, doch immer wenn seine Lippen sich den ihren näherten, war er ihr entglitten.
Sie versuchte eine Weile, wieder einzuschlafen, doch es wollte ihr nicht gelingen. Nachdem sie sich eine halbe Stunde unruhig in dem großen Bett hin- und hergeworfen hatte, schwang sie schließlich genervt die Beine aus dem Bett. Sie würde sehen, ob sie in der Küche ein Glas Milch bekommen würde. Vielleicht half ihr das beim Einschlafen. Sie zog sich einen leichten Mantel über, der aus einem seidenähnlichen Stoff gemacht war, und verließ das Zimmer.
Der Flur war sanft beleuchtet. Sie fand den Weg die Treppe hinab bis zur Küche ohne Mühe. Den Kühlschrank, der eher wie ein Kühlregal eines Supermarkts aussah, beleuchtete ein grünliches Licht und sie entdeckte den Krug mit Milch auf Anhieb.
Nachdem sie sich zwei Gläser Milch gegönnt hatte, naschte sie noch ein verführerisch aussehendes Törtchen mit einer süßen Cremefüllung und leckte sich die Finger danach ab. Sie war bereit, es noch einmal mit dem Schlaf zu versuchen. Sie fühlte sich jetzt müde genug und wie zur Bestätigung musste sie gähnen. Sie wandte sich um und durchquerte die Küche. Mit müden Augen öffnete sie die Tür und rannte prompt gegen ein großes Hindernis.
Das Hindernis entpuppte sich als ein Mann.
„Charly“, erklang Amanos erstaunte Stimme.
Sie sah zu ihm hoch. Sein Gesicht lag im Schatten, doch sie spürte seinen Blick auf sich. Ihr Herz schien bei ihrem Zusammenstoß einen Aussetzer gehabt zu haben und holperte jetzt wieder im Takt.
„Amano“, kam es flüsternd über ihre Lippen. „Ich ... ich konnte nicht schlafen und da habe ich ... ein Glas Mil...“
Weiter kam sie nicht, denn seine Lippen verschlossen ihren Mund. Er umfasste ihre Taille mit seinen Händen und zog sie dichter an seinen harten Körper heran. Sie bemerkte, dass seine Haare tropften, und sein Shirt klebte feucht an seinem Körper. Ihre Hände legten sich auf seine Brust und sie spürte seinen galoppierenden Herzschlag. Ein Knurren erklang und ließ seinen Brustkorb vibrieren.
Erschrocken riss sie sich von ihm los und starrte ihn an.
„Charly“, sagte er gequält. „Es ... es tut mir leid. Ich weiß nicht, was in mich gefahren ist. Verzeih mir. Ich ... ich fasse dich nicht wieder an. Bitte vergib mir. Ich ...“
Diesmal war es Amano, der nicht weiter kam, als sie ihm den Mund mit ihren Lippen verschloss.
„Charly“, murmelte er.
„Amano, ich will es“, raunte sie
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