Charons Klaue
unterdessen mit einem ziemlichen üblen Zauberer beschäftigt. Der magische Blitz, dessen grüne Energie bösartig funkelte, schoss zu schnell auf den Drow zu. Er konnte nicht mehr ausweichen und wurde an der Schulter getroffen. Einen Augenblick stockte seine Hand, aber nur kurz.
Dann deckte er den Zauberer mit Blitzpfeilen ein, die einer nach dem anderen an dem Baum zerbarsten, hinter dem der Zauberer abgetaucht war, und Rinde und Splitter nach allen Seiten fliegen ließen. Drizzt verzog das Gesicht, denn ein brennender Schmerz schoss durch seinen Arm, aber er schoss unablässig weiter, denn wenn er davon abließ, würde der Zauberer wieder hervorkommen und ihn angreifen.
Eine verstohlene Bewegung lenkte seine Aufmerksamkeit zur Seite. Er riss den Bogen herum und schoss aus Reflex.
Er hatte Glück gehabt, wie er insgeheim einräumte, denn sein Pfeil traf die Bogenschützin und schlug ihr ein rauchendes Loch in die Brust.
Damit konnte er sich wieder dem Magier zuwenden und dessen Baum mit neuen Pfeilen eindecken, die den Baum und seine Umgebung trafen, dass die Funken flogen und es überall splitterte.
Dicht neben seinem Gesicht schlug ein Pfeil in den Baum. Er hatte ihn nicht einmal kommen sehen, erkannte aus dem Winkel jedoch, wie angreifbar er hier war. Deshalb ließ er von dem Zauberer ab, um sich dieser neuen Gefahr schräg unter ihm zu stellen. Da kam bereits der nächste Pfeil, allerdings schlecht gezielt. Diesmal konnte Drizzt den Schützen ausmachen und reagierte sofort mit dem silbernen Aufblitzen von Taulmarils nächstem Geschoss, das an einem großen Stein explodierte.
Hinter diesem Stein tauchten nicht einer, sondern zwei Schützen auf, ein Mann und eine Frau, die beide auf Drizzt feuern wollten.
Aber er kam ihnen zuvor, denn sein nächster Schuss galt dem Stein zwischen ihnen, und der Blitz nahm ihnen die Sicht, während der donnernde Aufprall sie einschüchterte. Die Frau kam nicht mehr zum Schießen, sondern schrie auf und ging in Deckung. Der Pfeil des Mannes ging so weit daneben, dass er nicht einmal das Geäst von Drizzts Baum erreichte.
Das war jedoch kein echter Sieg, denn wahrscheinlich schlich der Zauberer gerade hinter seinem Baum hervor und bereitete den nächsten Angriff vor. Der Drow wollte sich umdrehen und neue Pfeile abschießen, stockte aber.
Unter ihm bemerkte er den einladend ungedeckten Rücken von Artemis Entreri. Er brauchte den Herzenssucher nur einen Fingerbreit zu senken, und schon wäre er Entreri ein für alle Mal los.
Es wäre so einfach.
Und wäre die Welt ohne den Meuchelmörder nicht ein besserer Ort? Wie viele Leben, wie viele Unschuldige konnte Drizzt mit diesem einen Schuss retten?
Er hatte schon die Sehne gespannt, als das magische Geschoss ihn in die Seite traf, ihm den Atem nahm und ihn fast vom Baum gerissen hätte.
Und jetzt feuerten auch die beiden Schützen hinter dem Stein wieder.
Drizzt kniff vor Schmerz die Augen zusammen und bewegte den Arm rein mechanisch, um eine ununterbrochene Reihe Pfeile nach ihnen abzuschießen. Einmal hatte er vermutlich getroffen, wie er aus dem nachfolgenden, gellenden Schrei ableitete, aber er wusste nicht, wie gut.
Vermutlich würde er hier oben auf seiner Astgabel sterben.
Aber konnte er Artemis Entreri nicht mitnehmen?
Wäre die Welt ohne ihn nicht besser dran?
Es tauchten immer mehr Feinde auf.
Zwischen seinen Paraden konnte Entreri einen Blick mit Dahlia wechseln. »Weg hier«, flüsterte er.
Die Elfe war bereits dabei, indem sie mit beiden Händen zuerst ihre Flegel in vier Fuß lange Bo-Stäbe verwandelte, die sie beim Loslaufen mit einem kräftigen Ruck vollständig zusammensetzte. Mit dem Langstab in der Hand stürmte sie weiter, bis sie das Ende abrupt aufsetzte und leichtfüßig über die zwei überraschten Schatten hinwegsprang, um im dichten Wald zu verschwinden.
Die verblüfften Schatten waren dumm genug, ihr zu folgen. Zumindest die eine, denn der Mann stolperte, weil sich Entreris Messer in seine Nierengegend gegraben hatte.
Die Verfolgerin registrierte das Schicksal ihres Gefährten nicht einmal, sondern rannte weiter, bis das Ende von Dahlias Stab genau unter ihrem Kinn hing. So schnell konnte sie nicht anhalten. Dahlia allerdings hatte die Richtung gewechselt und kam jetzt auf sie zu, so dass die Bewegung der beiden den langen Stab wie einen Speer in den weichen Hals der Schattenfrau trieb. Ihr wurden die Beine weggerissen, obwohl sie noch vergeblich versuchte auszuweichen, und sie landete
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