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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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hässlich aufgeschwollen waren. Manche hatten winzige Nachbildungen ihrer selbst ausgetrieben und sahen nun aus wie bizarre Märchenschlösser mit Türmchen und Verliesen. Weiter oben verzweigten sich die Auswüchse wieder und wieder, durchdrangen sich gegenseitig und verschlangen sich wie Bronchiolen oder eine besonders ausgefallene Art von Hirnkorallen. So entstand ein bis zwei Kilometer über dem Boden ein horizontales Floß aus verschmolzenen Ästen. Ich hatte das natürlich schon vom Himmel aus gesehen, aber von dort die Bedeutung – das gewaltige, die ganze Stadt umspannende Ausmaß – der Erscheinung noch nicht zu erfassen vermocht.
    Der Baldachin.
    »Du jetzt verstehen, warum ich dich nicht hinbringen kann, Mister?«
    »So allmählich. Der Baldachin bedeckt die ganze Stadt, richtig?«
    Juan nickte. »Wie Mulch, nur höher.«
    Eines hatte man vom Raumkoloss aus nicht richtig sehen können. Der dichte Filz aus absurd deformierten Gebäuden war in der Vertikalen ziemlich flach, nur eine dünne Schicht. Der Baldachin bildete sozusagen eine schwebende Ökologie, unter der sich eine andere Stadt – ja, eine andere Welt befand. Auch seine Vielgestaltigkeit war erst von hier unten deutlich zu erkennen. Ganze Kommunen waren in den Baldachin eingebettet, in sich abgeschlossene Gebäude so groß wie Paläste klebten darin wie Vogelnester. Knäuel von spinnwebfeinen Netzen füllten die Räume zwischen den größeren Ästen und hingen fast bis zur Straße herab. Ob sie zu den Mutationen gehörten oder von den Menschen ergänzt worden waren, ließ sich schwer feststellen.
    Der ganze Baldachin sah aus, als wäre er von riesigen Insekten, von unsichtbaren, mehr als hausgroßen Spinnen eingesponnen worden.
    »Wer wohnt dort?« Ich wusste, dass die Frage nicht völlig sinnlos war, denn ich hatte zwischen den Ästen brennende Lichter gesehen; ein Zeichen dafür, dass sich trotz der grotesk verzerrten Geometrie in den toten Gebäuden Menschen eingenistet hatten.
    »Niemand, den du kennen wollen, Mister.« Juan ließ die Aussage einen Augenblick stehen, dann fügte er hinzu. »Und niemand, der dich kennen wollen. Und das keine Beleidigung für dich.«
    »Ich habe es auch nicht so aufgefasst, aber beantworte doch bitte meine Frage.«
    Juan ließ sich viel Zeit. Die Rikscha fuhr weiter um die Wurzeln der Riesengebäude herum, die Räder polterten durch die wassergefüllten Risse in der Fahrbahn. Der Regen hatte natürlich nicht aufgehört, doch als ich den Kopf unter dem Verdeck hervor streckte, spürte ich ihn so warm und weich auf meinem Gesicht, dass er mich kaum störte. Ich fragte mich, ob er jemals aufhörte, oder ob sich das Kondenswasser an der Kuppel im Lauf des Tages ständig erneuerte; ob also die Witterung irgendwie gesteuert war. Wobei ich allerdings den Eindruck hatte, dass es in Chasm City nur sehr wenig gab, was von irgendjemandem gesteuert werden konnte.
    »Reiche Leute«, sagte der Junge. »Wirklich reich – nicht poplig reich wie Madame Dominika.« Er klopfte sich mit dem Finger an die knochige Schläfe. »Die brauchen auch Dominika nicht.«
    »Du meinst, im Baldachin gibt es Enklaven, die von der Seuche nie befallen wurden?«
    »Nein, Seuche ist überall. Aber Baldachin hat Hausputz gemacht, als Gebäude aufhören sich zu verändern. Manche Reiche bleiben in Orbit. Andere wollen CC nicht verlassen oder kommen runter, als ganze Scheiße losgehen. Einige werden deportiert.«
    »Warum sollte irgendjemand nach der Seuche hierher kommen, wenn er nicht muss? Selbst wenn Teile des Baldachins vor allen Resten der Schmelzseuche gesäubert wurden, verstehe ich nicht, warum jemand lieber hier leben möchte als in den verbliebenen Habitats im Rostgürtel.«
    »Deportierte haben nicht viel mitzureden.«
    »Nein, das ist mir klar. Aber warum sollte jemand anderer hierher kommen?«
    »Weil denken, muss alles besser werden, und wollen hier sein, wenn so weit ist. Viel Möglichkeit, Geld zu machen, wenn bessere Zeiten kommen – aber nur Handvoll Leute werden wirklich richtig reich. Auch jetzt schon viel Möglichkeit Geld zu machen – hier unten weniger Polizei als oben.«
    »Anders ausgedrückt, es gibt hier kein Gesetz? Man kann alles kaufen? Ich kann mir gut vorstellen, wie verlockend das nach dem strengen Regime der Demarchie gewesen sein muss.«
    »Mister, du reden komisch.«
    Meine nächste Frage lag auf der Hand. »Wie komme ich hinauf? Zum Baldachin, meine ich.«
    »Wenn noch nicht dort, dann gar nicht.«
    »Das

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