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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Mannes. Er hatte zwanzig zusätzliche Gesichtsmuskeln, mit denen er sein Aussehen im Bedarfsfall drastisch verändern konnte. Sky vermutete, dass er sich an Bord geschlichen hatte, indem er die Züge des Mannes kopierte, für den seine Kälteschlafkoje eigentlich bestimmt gewesen war. Nun imitierte er Sky, die künstlichen Muskeln arrangierten sich wie von selbst zu der neuen Konfiguration. »Es ist zu schön.«
    »Siehst du schon die strahlenden Lichter?«
    »Ich kann nicht sprechen.«
    Sky drehte den Knopf noch ein paar Striche weiter, bis er fast am Ende der Skala war. Alle Analog-Zeiger standen fast auf ›Voll‹. Fast, aber nicht ganz, und weil sie logarithmisch eingestellt waren, konnte der letzte Strich den Unterschied zwischen einem intensiven spirituellen Erlebnis und einer kompletten Vision von Himmel und Hölle bedeuten. So weit hatte er den Gefangenen noch nie getrieben, und er war noch nicht ganz sicher, ob er das Risiko eingehen wollte.
    Er trat von der Anlage weg und näherte sich dem Saboteur. Hinter ihm zitterte Sleek in seinem Tank, Wellen der Vorfreude überliefen den Körper des Delphins. Der Mann sabberte jetzt und verlor vollends die Kontrolle über seine Muskulatur. Sein Gesicht zerfloss, die Züge erschlafften. Sky nahm seinen Kopf in beide Hände und zwang ihn, ihm ins Gesicht zu sehen. Fast glaubte er, die Ströme, die sich in den Schädel des Saboteurs fraßen, als Kribbeln in den Fingern zu spüren. Einen Augenblick fixierten sie sich, Pupille starrte in Pupille; doch das war für den Infiltrator zu viel. Er musste das Gefühl haben, Gott zu sehen, dachte Sky; nicht unbedingt eine angenehme Erfahrung, auch wenn sie noch so sehr in Ehrfurcht gebettet war.
    »Hör mir zu«, flüsterte er. »Nein; du brauchst nicht zu sprechen. Höre nur zu. Ich hätte dich töten können, aber ich habe es nicht getan. Ich habe dich verschont. Ich habe Gnade geübt. Weißt du, was das heißt? Ich bin gnädig. Ich möchte, dass du das in Erinnerung behältst, das und noch etwas. Ich kann auch eifersüchtig und nachtragend sein.«
    In diesem Augenblick schlug Skys Armband an. Es war das Armband, das er von seinem Vater geerbt hatte, als er die Leitung der Sicherheitswache übernahm. Mit einem leisen Fluch ließ er den Kopf des Gefangenen los und nahm den Anruf entgegen. Dabei vergaß er nicht, dem Mann den Rücken zuzuwenden.
    »Haussmann? Sind Sie da?«
    Der Alte Balcazar. Sky lächelte. Doch dann gab er sich so forsch und routiniert wie möglich.
    »Ich bin hier, Captain. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es ist etwas geschehen, Haussmann. Etwas Wichtiges. Sie müssen mich begleiten.« Sky begann mit der freien Hand den Strom an der Anlage zurückzudrehen, hielt aber noch rechtzeitig inne. Wenn er ihn ganz abstellte, könnte der Gefangene womöglich wieder sprechen. Er musste ihn unter Kontrolle halten, so lange er mit dem Captain in Verbindung stand.
    »Sie begleiten, Captain? An eine bestimmte Stelle auf dem Schiff?«
    »Nein, Haussmann. Wir müssen das Schiff verlassen. Wir fliegen zur Palästina. Sie müssen mitkommen. Das ist doch nicht zu viel verlangt, oder?«
    »Ich bin in dreißig Minuten im Shuttle-Hangar, Captain.«
    »Sie sind in fünfzehn Minuten da, Haussmann, und haben ein Shuttle startbereit.« Der Captain legte eine Pause ein. »Balcazar Ende.«
    Sky starrte stumm auf das Armband, nachdem das Bild des Captains erloschen war. Was mochte da wohl passiert sein? Seit zwischen den vier verbliebenen Schiffe sozusagen der Kalte Krieg ausgebrochen war, fanden Flüge, wie ihn Balcazar soeben angekündigt hatte, nur noch außerordentlich selten statt, und wenn, dann wurden sie schon Tage zuvor bis in die letzte Einzelheit sorgfältig geplant. Normalerweise bekam jedes hochrangige Besatzungsmitglied, das ein anderes Schiff besuchte, eine vollzählige Eskorte von Sicherheitsleuten mit auf den Weg, während Sky selbst zurückblieb, um für die Koordination zu sorgen. Doch diesmal hatte ihm Balcazar nur ein paar Minuten Zeit gegeben, und dem Anruf des Captains waren auch keinerlei einschlägige Gerüchte vorangegangen.
    Fünfzehn Minuten – und mindestens eine hatte er schon vergeudet. Er klappte seine Ärmelmanschette herunter und schickte sich an, den Raum zu verlassen. Im letzten Augenblick fiel ihm ein, dass der Gefangene noch an den Gotteskasten angeschlossen war und in elektrischer Ekstase schwelgte.
    Wieder überlief Sleek ein Schauer der Erwartung.
    Sky trat wieder an die Anlage und stellte sie so

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