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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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vor?«, fragte ich, ein neuer Versuch, die drei zu einer Antwort zu bewegen. »Sollten sie daran denken, mich zu foltern, dann werden Sie damit nicht viel erreichen.«
    »Sie meinen, ich will Sie foltern?« Waverly hatte jetzt eines der Instrumente in der Hand. Es sah aus wie eine feine Sonde aus Chrom mit blinkenden Statusanzeigen im Griff. »Zugegeben, das könnte Spaß machen. Ich bin ein großer Sadist. Aber vom Lustgewinn einmal abgesehen, hätte es keinen Zweck. Wir haben Ihre Erinnerungen abgefischt. Was Sie uns unter Schmerzen sagen würden, ist uns also alles schon bekannt.«
    »Sie bluffen.«
    »Nein. Mussten wir Sie nach Ihrem Namen fragen? Das mussten wir nicht. Wir wussten auch so, dass Sie Tanner Mirabel heißen.«
    »Dann wissen Sie auch, dass ich die Wahrheit sage. Ich habe Ihnen nichts zu bieten.«
    Er beugte sich über mich, sein Monokel nahm mit leisem Schwirren ein unvorstellbar breites Spektrum von Daten auf.
    »Wir wissen eigentlich nicht genau, was wir wissen, Mister Mirabel. Falls Sie wirklich so heißen. Wir tasten da drinnen nämlich im Nebel herum: wirre Erinnerungsreste – ganze Vergangenheitsbereiche, auf die wir keinen Zugriff haben. Sie werden verstehen, dass uns das nicht unbedingt ermuntert, Ihnen zu vertrauen. Ich meine, das würden doch auch Sie für eine vernünftige Reaktion halten, nicht wahr?«
    »Ich wurde erst vor kurzem reanimiert.«
    »Ach ja – und normalerweise leisten die Eisbettler doch ganz vorzügliche Arbeit, nicht wahr? Aber in Ihrem Fall reichte selbst ihr Können nicht aus, um alles wiederherzustellen.«
    »Arbeiten Sie für Reivich?«
    »Das bezweifle ich. Nie von ihm gehört.« Er warf Sybilline einen fragenden Blick zu. Sie drehte den Kopf zur Seite, aber ich sah die Ratlosigkeit in ihren Zügen: das kurze Hochziehen der Augenbrauen, das deutlich machte, dieser Reivich sei auch ihr kein Begriff.
    Es wirkte durchaus überzeugend.
    »Schön«, sagte Waverly. »Ich denke, das lässt sich problemlos und sauber erledigen. Es vereinfacht die Sache, dass er keine anderen Implantate hat, die stören könnten.«
    »Dann mach voran«, drängte Sybilline wieder. »Wir haben nicht die ganze Nacht Zeit.«
    Er hielt mir das Instrument an die Schläfe, ich spürte den kalten Druck auf der Haut. Dann zog er einen Abzug durch. Ich hörte ein Klicken…

Siebzehn
    Der Leiter der Sicherheitswache stand vor seinem Gefangenen und betrachtete ihn wie ein Bildhauer eine noch im Rohzustand befindliche Skulptur; zufrieden mit dem bereits Erreichten, aber im vollen Bewusstsein dessen, was noch zu tun war. Und es gab noch viel zu tun, aber er nahm sich vor, keinen Fehler zu machen.
    Sky Haussmann war fast allein mit dem Saboteur. Die Folterkammer lag in einem abgelegenen, fast vergessenen Seitenbereich des Schiffes und war nur über eine der Bahnlinien zu erreichen, von denen alle anderen dachten, sie wäre stillgelegt. Sky hatte die Kammer und die umliegenden Räume selbst eingerichtet und das Lymphsystem der Versorgungslinien angezapft, um sie mit Luft und Wärme zu versorgen. Grundsätzlich hätte eine genaue Überprüfung des Energie- und Luftkonsums die Existenz des Raumes verraten können, aber selbst dann wäre die Entdeckung als mögliches Sicherheitsrisiko in Skys Zuständigkeit gefallen. Doch dazu war es nie gekommen, und er bezweifelte, dass es in Zukunft passieren könnte.
    Der Gefangene hing, Arme und Beine gespreizt, vor ihm an der Wand. Er war fest verankert und von Maschinen umgeben. Neuralsonden führten durch seine Schädeldecke zu den Steuerungsimplantaten in seinem Gehirn. Es waren selbst für einen Chimären außerordentlich simple Implantate, aber sie erfüllten ihren Zweck. Vor allem waren sie mit den Regionen des Schläfenlappens verbunden, in denen tiefe religiöse Erlebnisse erzeugt wurden. Epileptiker berichteten schon seit langem von Gotteserfahrungen, wenn diese Regionen von starker elektrischer Aktivität betroffen waren; die Implantate stimulierten solche religiösen Impulse lediglich in leichterer und gut kontrollierbarer Form. Wahrscheinlich war der Saboteur auch von seinen früheren Herren so gesteuert worden und hatte sich deshalb so selbstlos ihrem selbstmörderischen Auftrag verschrieben.
    Jetzt nützte Sky diese religiöse Hingabe für seine Zwecke.
    »Weißt du, dass inzwischen niemand mehr von dir spricht?«, fragte er.
    Der Saboteur sah ihn mit blutunterlaufenen Augen an. Seine Lider waren verschwollen. »Was?«
    »Es ist, als hätte der Rest des

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