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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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möchten, Tanner.«
    »Nehmen wir an, ich wollte ebenfalls unsterblich werden?«
    »Wollen Sie das denn?«
    »Nur eine Hypothese, das ist alles.«
    »Das dachte ich mir.« Zebra nickte. »Wo Sie herkommen, hält man die Unsterblichkeit für sinnlosen Luxus, nicht wahr?«
    »Wenn man nicht gerade von den Momios abstammt, ja.«
    »Momios?«
    »So nannten wir die Schläfer auf der Santiago. Sie waren unsterblich. Die Besatzung nicht.«
    »Wir? Sie reden ja, als wären Sie tatsächlich auf dem Schiff gewesen.«
    »Ich hatte mich versprochen. Die Sache ist doch, was bringt einem die ganze Unsterblichkeit, wenn es sowieso keine zehn Jahre dauert, bevor man bei irgendeinem Geplänkel erschossen oder in die Luft gejagt wird? Außerdem verlangen die Ultras solche Wucherpreise, dass sich ohnehin niemand die Behandlung leisten könnte, selbst wenn er wollte.«
    »Hätten Sie denn gewollt, Tanner Mirabel?« Sie küsste mich, dann trat sie zurück und sah mich so ähnlich an wie Gitta in meinem Traum. »Ich will mit Ihnen vögeln, Tanner. Schockiert Sie das? Wieso denn? Sie sind ein attraktiver Mann. Sie beteiligen sich nicht an unseren Spielen – Sie verstehen sie nicht einmal –, aber ich glaube, sie wären recht gut, wenn Sie nur wollten. Ich weiß nicht, was ich von Ihnen halten soll.«
    »Das weiß ich selbst nicht«, sagte ich. »Meine Vergangenheit ist mir selbst wie ein fremdes Land.«
    »Hübscher Spruch, nur leider ganz und gar nicht originell.«
    »Tut mir Leid.«
    »Aber es steckt wohl doch ein Körnchen Wahrheit darin. Waverly sagt, er hätte keine klaren Ergebnisse bekommen, als er Sie trawlte. Nur Scherben, als sollte man eine zerbrochene Vase kitten. Nein, das stimmt nicht ganz. Er sprach nicht von einer, sondern von zwei oder gar drei zerbrochenen Vasen, und man wüsste nicht, welche Scherbe wohin gehörte.«
    »Reanimations-Amnesie«, sagte ich.
    »Mag sein. Aber Waverly sagte, das Chaos sei einiges tiefer gegangen… Aber reden wir nicht von ihm.«
    »Gut. Sie haben mir immer noch nicht von dieser Behandlung erzählt.«
    »Warum finden Sie das so interessant?«
    »Weil ich den Verdacht habe, ihr schon begegnet zu sein. Es ist das Traumfeuer, nicht wahr? Hatte nicht Ihre Schwester in dieser Sache Nachforschungen angestellt, als sie wegen ihrer Neugier ermordet wurde?«
    Sie ließ sich mit der Antwort Zeit. »Dieser Mantel… gehört nicht Ihnen?«
    »Nein, das Geschenk eines Wohltäters. Aber was hat das damit zu tun?«
    »Ich dachte nur, Sie spielen mir vielleicht etwas vor. Aber Sie wissen tatsächlich nicht viel über das Traumfeuer, nicht wahr?«
    »Bis vor zwei Tagen hatte ich nie davon gehört.«
    »Dann sollte ich Ihnen vielleicht ein Geständnis machen«, sagte Zebra. »Ich habe Ihnen vergangene Nacht eine kleine Dosis injiziert.«
    »Was?«
    »Es war nicht viel, glauben Sie mir. Wahrscheinlich hätte ich Sie fragen sollen, aber Sie waren verletzt und müde, und ich wusste, dass das Risiko sehr gering war.« Sie zeigte mir die kleine Hochzeitswaffe aus Bronze, die sie benutzt hatte. Im Magazin steckte eine volle Ampulle Traumfeuer. »Das Feuer schützt nicht nur diejenigen von uns, die noch Maschinen im Körper haben, es ist auch sonst sehr heilkräftig. Deshalb habe ich es Ihnen gespritzt. Ich muss mir einen neuen Vorrat besorgen.«
    »Ist das so einfach?«
    Sie lächelte, dann schüttelte sie den Kopf. »Nicht mehr so einfach wie früher. Es sei denn, man hätte einen heißen Draht zu Gideon.«
    Ich hatte fragen wollen, was die Bemerkung über meinen Mantel zu bedeuten hatte, aber jetzt hatte sie mich abgelenkt. Den Namen hatte ich noch nie gehört.
    »Gideon?«
    »Ein Verbrecherkönig. Man weiß nicht viel über ihn, wie er aussieht, wo er lebt. Nur dass er die alleinige Kontrolle über die Traumfeuer- Versorgung in dieser Stadt hat und dass seine Untergebenen ihre Arbeit sehr ernst nehmen.«
    »Und jetzt verknappen Sie das Angebot? Nachdem sie alle Welt süchtig gemacht haben? Vielleicht sollte ich mit diesem Gideon mal ein Wörtchen reden.«
    »Engagieren Sie sich nicht mehr als nötig, Tanner. Mit Gideon ist wirklich nicht zu spaßen.«
    »Das klingt, als sprächen Sie aus Erfahrung.«
    »So ist es.« Zebra ging ans Fenster und strich über das Glas. »Sie erinnern sich, dass ich Ihnen von Mavra erzählt hatte, Tanner? Von meiner Schwester, die diese Aussicht so liebte?« Ich nickte. Ich hatte unser Gespräch kurz nach meiner Ankunft hier nicht vergessen. »Ich sagte Ihnen auch, dass sie tot ist.

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