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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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Nun, es waren Gideons Leute, denen sie in die Quere kam.«
    »Sie haben sie getötet?«
    »Das werde ich nie genau erfahren, aber ich bin davon überzeugt. Mavra glaubte, sie wollten uns aushungern, wollten der Stadt die einzige Substanz vorenthalten, die sie wirklich brauchte. Traumfeuer ist heiße Ware, Tanner – es gibt nicht genug für alle, und dabei ist es für die meisten von uns die kostbarste Substanz, die man sich denken kann. Man würde dafür nicht nur einen Mord begehen; man würde einen Krieg anfangen.«
    »Sie wollte Gideon also dazu bringen, den Handel freizugeben?«
    »So naiv war Mavra nicht; sie war sogar sehr pragmatisch. Sie wusste, dass sich Gideon die Zügel nicht so leicht aus der Hand nehmen lassen würde. Aber sie dachte, wenn sie herausfände, wie das Zeug hergestellt wurde – oder auch nur, was es war –, dann könnte sie ihr Wissen an andere weitergeben, und die könnten eine eigene Produktion aufziehen. Damit hätte sie zumindest das Monopol gebrochen.«
    »Ein Vorhaben, das Bewunderung verdient. Sie muss gewusst haben, dass sie mit ihrem Leben spielte.«
    »Ja. So war sie. Sie ließ nicht locker, wenn sie einmal Blut gerochen hatte.« Zebra hielt inne. »Ich hatte ihr immer versprochen, wenn ihr etwas zustieße, würde ich…«
    »Weitermachen, wo sie aufgehört hatte?«
    »Etwas dergleichen.«
    »Vielleicht ist es noch nicht zu spät. Wenn das erst vorbei ist…« – ich fasste mir an den Kopf –, »kann ich Ihnen vielleicht helfen, Gideon zu finden.«
    »Wie kämen Sie dazu?«
    »Sie haben mir geholfen, Zebra. Es wäre das Mindeste, um mich zu revanchieren.« Außerdem hörte es sich an, als sei mir diese Mavra sehr ähnlich gewesen. Vielleicht hatte sie schon kurz vor dem Ziel gestanden. In diesem Fall hätten alle, die sich an sie erinnerten – und dazu zählte auch ich mich jetzt –, die verdammte Pflicht, ihre Arbeit fortzusetzen. Außerdem war da noch etwas.
    Es hatte mit diesem Gideon zu tun. Er erinnerte mich an eine Spinne, die im Zentrum ihres Netzes im Dunkeln saß, alles kontrollierte und sich für unverwundbar hielt. Ich musste wieder an Cahuella denken und an das, was mir im Schlaf durch den Kopf gegangen war. »Das Traumfeuer, das Sie mir gespritzt hatten. Bekommt man davon so merkwürdige Träume?«
    »Das kann passieren. Besonders bei der ersten Dosis. Es verteilt sich im Gehirn und wirkt auf die Neuralverbindungen. Deshalb nennt man es ja Traumfeuer. Aber das ist nur die eine Hälfte.«
    »Bin ich jetzt auch unsterblich?«
    Zebra ließ das rauchgraue Gewand fallen. Ich zog sie an mich, sah ihr ins Gesicht. »Für heute, ja«, sagte sie.
 
    Ich erwachte vor Zebra, schlüpfte in die Eisbettlerkleider, die sie für mich gewaschen hatte, und streifte leise durch ihre Räume, bis ich gefunden hatte, was ich suchte. Meine Hand verharrte über der riesigen Waffe, mit der sie mich gerettet hatte. Sie hatte sie einfach wie einen Spazierstock im Vorraum ihrer Wohnung abgestellt. Auf Sky’s Edge wäre das Plasmagewehr sehr nützlich gewesen, doch der Gedanke, hier innerhalb der Stadt damit zu schießen, stieß mich irgendwie ab. Die Aussicht, getötet zu werden, allerdings auch.
    Ich wog die Waffe in der Hand. Ich hatte so ein Modell noch nie benutzt, aber die Bedienungselemente waren da, wo sie hingehörten, und auch die Statusvariablen auf den Anzeigen waren mir vertraut. Es war eine sehr empfindliche Waffe, und ich gab ihr keine großen Überlebenschancen, sollte sie mit Spuren der Seuche in Berührung kommen. Aber das war kein Grund, sie herumliegen zu lassen, als wollte sie mich geradezu zum Diebstahl auffordern.
    »Du bist unvorsichtig, Zebra«, sagte ich. »Wirklich sehr unvorsichtig.«
    Ich dachte an die vergangene Nacht zurück; sicher war es ihr vor allem darum gegangen, meine Wunde zu versorgen. Da mochte es verständlich sein, wenn sie die Waffe an der Tür abgelegt und sie dann vergessen hatte. Nachlässig war es trotzdem. Ich legte das Gewehr geräuschlos an seinen Platz zurück.
    Sie schlief noch, als ich ins Zimmer zurückkehrte. Ich musste mich sehr in Acht nehmen, damit sich die Möbel nicht mehr als nötig bewegten und sie von dem leisen Scharren erwachte. Ich suchte ihren Mantel und durchwühlte die Taschen.
    Jede Menge Geld.
    Und ein Satz voll aufgeladener Energiezellen für das Plasmagewehr. Ich stopfte Geld und Zellen in die Taschen des Mantels, den ich Vadim abgenommen hatte – und für den sich Zebra so auffallend interessiert hatte – und

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