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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war der Blitz von uns entfernt? Ich schätze, er war mindestens dreitausend Kilometer tiefer.«
    »Was, zum Teufel, hat das damit zu tun?«
    »Eine ganze Menge«, sagte ich und lächelte tapfer. »Sie müssen sich die Brücke wie ein langes Seil vorstellen, das vom Orbit herabhängt und durch sein eigenes Gewicht gespannt wird.«
    »Ich gebe mir alle Mühe, glauben Sie mir.«
    »Gut. Stellen Sie sich weiter vor, dieses Seil würde etwa in der Mitte durchgeschnitten. Der Teil über dem Schnitt hängt immer noch an der Orbitalstation, während der untere Teil sofort auf die Erde zu stürzt.«
    Jetzt hatte der Mann die Sprache wiedergefunden. »Dann kann uns also gar nichts passieren? Wir befinden uns auf jeden Fall oberhalb des Schnitts.« Er schaute nach oben. »Von hier bis zur Orbitalstation ist das Kabel unversehrt. Das heißt, wenn wir weiterfahren, werden wir es schaffen. Gott sei Lob und Dank.«
    »Danken Sie ihm nicht zu früh.«
    Er warf mir einen gequälten Blick zu, als hätte ich mit meinen kleinlichen Bedenken ein raffiniertes Gesellschaftsspiel gestört.
    »Was soll das heißen?«
    »Das heißt, dass wir leider nicht in Sicherheit sind. Wenn Sie ein langes, frei hängendes Seil durchschneiden und das Gewicht wegfällt, wird der Teil über dem Schnitt nach oben schnellen.«
    »Ja.« Er sah mich so drohend an, als würde ich ihm nur aus Gehässigkeit widersprechen. »Das verstehe ich. Aber es ist nicht passiert, und deshalb trifft es auf uns ganz offensichtlich nicht zu.«
    »Noch nicht«, sagte ich. »Ich habe nie behauptet, dass die Entspannung sofort und über die gesamte Länge erfolgen muss. Selbst wenn das Kabel unter uns durchtrennt wurde, dauert es eine Weile, bis die Welle so weit nach oben kommt.«
    Jetzt hörte ich die Angst in seiner Stimme.
    »Wie lange?«
    Das konnte ich nicht genau sagen. »Ich weiß es nicht. Der Schall pflanzt sich im Hyperdiamant etwa mit gleicher Geschwindigkeit fort wie im Naturdiamant – ich glaube, es sind an die fünfzehn Kilometer pro Sekunde. Wenn sich der Schnitt dreitausend Kilometer unter uns befindet, müsste zuerst die Schallwelle hier ankommen – etwa zweihundert Sekunden nach dem Atomblitz. Die Entspannungswelle ist wahrscheinlich langsamer… aber sie erreicht uns trotzdem noch, bevor wir oben sind.«
    Ich hatte meine Ausführungen perfekt koordiniert. Der Schallimpuls erreichte uns, als ich zu sprechen aufhörte. Ein harter Stoß erschütterte die Gondel, als wäre sie mit zweitausend Kilometern pro Sekunde über eine Bodenwelle gefahren.
    »Wir sind doch immer noch sicher?«, fragte die Frau. Sie stand kurz davor, hysterisch zu werden. »Wenn der Schnitt sich unter uns befindet… Mein Gott, warum haben wir nur nicht öfter eine Sicherheitskopie machen lassen?«
    Ihr Gemahl sah sie verächtlich an. »Mein Liebling, du warst doch diejenige, die mir erklärt hat, die Flüge zur Scan-Klinik kämen zu teuer, das dürfte nicht zur Gewohnheit werden.«
    »Aber das musstest du doch nicht gleich wörtlich nehmen?«
    Ich hob die Stimme, und das Gezänk verstummte.
    »Ich bin leider nach wie vor der Ansicht, dass wir uns in großer Gefahr befinden. Wenn die Entspannungswelle das Kabel nur der Länge nach komprimiert, haben wir eine Chance, mit heiler Haut davonzukommen. Wenn es aber in eine Seitwärtsbewegung gerät wie eine Peitschenschnur…«
    »Verdammt, was sind Sie eigentlich von Beruf?«, fragte der Mann. »So was wie ein Ingenieur?«
    »Nein«, sagte ich. »Fachmann bin ich auf einem ganz anderen Gebiet.«
    Wieder waren Schritte auf der Treppe zu hören, der Rest der Gruppe kam herauf. Der harte Stoß hatte sie wohl überzeugt, dass etwas sehr Schlimmes passiert war.
    »Was ist hier eigentlich los?«, fragte einer der Südländer, ein kräftiger Bursche, der alle anderen um Haupteslänge überragte.
    »Wir hängen an einem durchtrennten Kabel«, antwortete ich. »Es gibt doch sicher Raumanzüge an Bord? Ich schlage vor, wir legen sie so schnell wie möglich an.«
    Der Mann sah mich an, als hätte ich den Verstand verloren. »Wir fahren doch immer noch! Was geht es mich an, was unter uns passiert? Hier ist alles in Ordnung. Die Brücke ist solide gebaut, die hält eine ganze Menge aus.«
    »Aber das ist zu viel«, sagte ich.
    Inzwischen war auch der Servomat eingetroffen und hing an seiner Deckenschiene vor mir. Ich forderte ihn auf, uns die Anzüge zu zeigen. Eigentlich verstand sich das von selbst, aber für den Roboter lag das Geschehen so weit jenseits

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