Chasm City
klingt sehr vernünftig«, sagte der kleine Sicherheitsexperte.
Ich holte tief Atem. Ich stand im Begriff, mich so weit vorzuwagen wie noch nie seit meiner Ankunft. Aber jetzt gab es kein Zurück mehr. »Ihr arbeitet für Reivich«, sagte ich. »Alle beide.«
Pransky sah Zebra an. »Den Namen hat er schon einmal erwähnt. Ich weiß nicht, wen er meint.«
»Schon gut«, sagte Zebra. »Ich weiß es.«
Ich nickte tief erleichtert. Es war paradox, aber ich hatte vermutlich resigniert. Dass Zebra für den Mann arbeitete, den ich ermorden sollte, konnte wahrhaftig kein Trost für mich sein – schon gar nicht jetzt, da ich in ihrer Gewalt war. Doch zugleich spürte ich eine morbide Freude darüber, wenigstens ein Rätsel gelöst zu haben.
»Reivich muss sich sofort nach seiner Ankunft mit dir in Verbindung gesetzt haben«, sagte ich. »Du arbeitest – freiberuflich? Vielleicht auch als Sicherheitsexpertin, so wie Pransky? Das würde passen. Du konntest mit Waffen umgehen, und als Waverlys Leute mich verfolgten, warst du ihnen immer einen Schritt voraus. Deine Geschichte, du wolltest die Jagd sabotieren, war lediglich Tarnung. Wer weiß, vielleicht spielst du das Große Spiel selbst jede Nacht mit den besten Jägern aus dem Baldachin. So. Wie hört sich das bisher an?«
»Faszinierend«, sagte Zebra. »Bitte sprich weiter.«
»Du wurdest von Reivich beauftragt, mich ausfindig zu machen. Er hatte bereits den Verdacht, dass jemand von Sky’s Edge hinter ihm her war, es ging also nur darum, das Ohr an den Boden zu legen und zu lauschen. Der Musiker gehörte auch dazu – er war der Strohmann, der mich beschattete, nachdem ich das Habitat der Eisbettler verlassen hatte.«
»Wer ist der Musiker?«, fragte Pransky. »Zuerst Reivich und jetzt der Musiker. Gibt es diese Leute eigentlich wirklich?«
»Halten Sie den Mund«, befahl Zebra. »Und lassen Sie Tanner weiterreden.«
»Der Musiker war gut«, sagte ich. »Aber ich weiß nicht, ob ich ihm genügend Material geliefert habe; ob er zweifelsfrei sagen konnte, dass ich kein harmloser Einwanderer war, sondern wirklich der Mann, den er suchte.« Ich sah Zebra fragend an, aber sie ging nicht darauf ein, und so fuhr ich fort. »Vielleicht konnte der Musiker Reivich nur melden, ich sei noch im Rennen. Deshalb blieb ich weiter unter Beobachtung. Du hattest irgendwelche Verbindungen zu den Jägern – vielleicht sogar zu einer Gruppe von echten Saboteuren, wer weiß? Und durch Waverly hast du erfahren, dass man mich als Opfer angeworben hatte.«
»Was redet er da?«, fragte Pransky.
»Leider die Wahrheit«, sagte Zebra und bedachte den Sicherheitsexperten, der wahrscheinlich ihr Untergebener, ihr Ersatzmann oder ihr Mädchen für alles war, mit einem strafenden Blick. »Wenigstens, so weit es die Jagd angeht. Tanner hatte sich in die falsche Gegend des Mulch verirrt und wurde gefangen. Er hat sich wacker geschlagen, aber wenn ich nicht rechtzeitig gekommen wäre, hätte er womöglich nicht überlebt.«
»Zebra musste mich retten«, sagte ich. »Aber sie hat es nicht aus Edelmut getan. Sie brauchte Informationen. Wäre ich umgekommen, dann hätte niemand mehr mit Sicherheit feststellen können, ob ich wirklich der Killer gewesen war, der Reivich töten sollte. Das hätte Reivich in eine unangenehme Lage gebracht; er hätte für den Rest seines Lebens keine ruhige Stunde mehr gehabt, hätte stets befürchten müssen, dass ihm der echte Killer dicht auf den Fersen war. So etwas bereitet einem schlaflose Nächte. So war es doch, nicht wahr, Zebra?«
»Könnte sein«, sagte sie. »Wenn ich mich deinen Wahnvorstellungen anschließen würde.«
»Warum hättest du mich denn sonst gerettet, wenn du mich nicht am Leben erhalten wolltest, um herauszufinden, ob ich wirklich euer Mann war?«
»Ich hatte dir meine Gründe bereits genannt. Ich hasse die Jagd und wollte dir helfen.« Sie schüttelte bedauernd den Kopf. »Tut mir Leid, Tanner. Ich würde dir gerne helfen, an deiner paranoiden Konstruktion weiter zu bauen, aber hier ist die Grenze. Ich bin das, was ich dir sagte, und ich habe dich über meine Motive nicht belogen. Und so sehr ich Pransky auch schätze, möchte ich dich doch bitten, auch in seiner Gegenwart Bemerkungen über die Saboteure auf ein unerlässliches Minimum zu beschränken.«
»Aber du hast mir – ihm – doch eben gestanden, du wüsstest, wer Reivich ist.«
»Ich weiß es jetzt. Damals wusste ich es noch nicht. Wollen wir weitermachen? Vielleicht solltest
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