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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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»Ich beschattete Sie fast die ganze Nacht hindurch, Tanner. Sie wurden mit Chanterelle Sammartini allmählich richtig warm, nicht wahr? Wer hätte das gedacht – ausgerechnet mit ihr?« Er schüttelte den Kopf, als hätte ich damit gegen ein fundamentales Naturgesetz verstoßen. »Sie sind herumspaziert wie alte Freunde. Ich habe Sie sogar bei den Palankin-Rennen gesehen.«
    »Wie entsetzlich romantisch«, säuselte Zebra, aber Pransky ließ sich nicht unterbrechen.
    »Ich habe Taryn angerufen und mich mit ihr verabredet«, sagte er. »Dann folgten wir Ihnen beiden – natürlich in diskretem Abstand. Zuerst gingen sie in eine Boutique und kamen als neuer Mensch heraus – zumindest waren Sie nicht mehr der Alte. Dann besuchten Sie den Meistermischer. Der erwies sich als ziemlich harte Nuss. Er hat mir nicht verraten, was Sie von ihm wollten, und dabei bin ich doch so schrecklich neugierig.«
    »Nur eine Kontrolluntersuchung«, sagte ich.
    »Mag sein.« Pransky faltete seine schmalen, langfingrigen Hände und ließ geräuschvoll die Knöchel knacken. »Vielleicht spielt es wirklich keine Rolle. Jedenfalls ist mir nicht ganz klar, wie es zu den folgenden Geschehnissen passt.«
    »Nämlich?«, fragte ich interessiert.
    Zebra brachte ihren Partner mit einer energischen Handbewegung zum Schweigen. »Du hättest beinahe jemanden getötet«, sagte sie. »Ich habe es genau gesehen, Tanner. Ich wollte gerade auf dich zugehen und dich fragen, was du da machst, da hattest du plötzlich eine Pistole in der Hand. Ich konnte dein Gesicht nicht sehen, aber ich war dir lange genug gefolgt, um sicher zu sein, dass du es warst. Dann bist du mit der Pistole losmarschiert, so ruhig und selbstverständlich, als hätte – man dir das schon an der Wiege gesungen.« Sie hielt inne.
    »Und dann hast du die Waffe wieder eingesteckt, und niemand hatte dich so aufmerksam beobachtet, dass er etwas gemerkt hätte. Du hast dich umgeschaut, aber wen du zuvor auch gesehen hattest, er war ganz offensichtlich verschwunden – falls er jemals da gewesen war. Es war Reivich, nicht wahr?«
    »Sag du es mir, wenn du schon alles weißt.«
    »Ich glaube, du bist hierher gekommen, um ihn zu töten«, sagte Zebra. »Den Grund dafür kenne ich nicht. Die Reivichs sind eine alte Baldachin-Familie, aber sie haben weniger Feinde als manche andere. Trotzdem passt alles zusammen. Es würde erklären, warum du so dringend in den Baldachin wolltest, dass du sogar einem Jagdtrupp in die Hände gelaufen bist. Und warum du dich so sehr gesträubt hast, im Schutz meines trauten Heims zu bleiben. Du hattest Angst, Reivichs Fährte zu verlieren. Nun gib schon zu, dass ich Recht habe, Tanner.«
    »Hätte es denn einen Sinn, wenn ich leugnen würde?«
    »Kaum, aber du kannst es gerne probieren.« Sie hatte Recht. Vor ein paar Stunden hatte ich Chanterelle mein Herz ausgeschüttet, nun beichtete ich Zebra. Aber es wurde kein so intimes Gespräch, vielleicht deshalb, weil Pransky dabei war und sich kein Wort entgehen ließ. Oder weil ich den Verdacht hatte, die beiden wüssten in Wirklichkeit mehr über mich, als sie zugaben, und ich erzählte ihnen kaum etwas Neues. Ich sagte ihnen, Reivich stamme von meiner Heimatwelt und sei an sich kein schlechter Mensch, aber er habe aus Torheit oder Schwäche ein schweres Verbrechen begangen und müsse dafür nicht weniger streng bestraft werden, als wenn er als tobender, gemeingefährlicher Irrer geboren worden wäre.
    Als ich fertig war – Zebra und Pransky hatten mich ausgequetscht wie eine Zitrone und meine Geschichte bis ins letzte Detail nachgeprüft, als wüssten sie, dass irgendwo ein Widerspruch stecken müsste –, hatte ich noch eine letzte Frage. »Warum hast du mich hierher bringen lassen, Zebra?« Sie stemmte die Hände in die Hüften, sodass die Ellbogen unter dem schwarzen Mantel zu sehen waren. »Was glaubst du?«
    »Vermutlich warst du neugierig. Aber das reicht nicht aus.«
    »Du bist in Gefahr, Tanner. Ich tue dir nur einen Gefallen.«
    »In Gefahr bin ich seit meiner Ankunft. Das ist nichts Neues für mich.«
    »Wir reden von einer echten Gefahr«, sagte Pransky. »Sie stecken schon zu tief drin. Sie haben zu viel Aufmerksamkeit erregt.«
    »Er hat Recht«, sagte Zebra. »Dominika war die Schwachstelle. Sie könnte inzwischen die halbe Stadt alarmiert haben. Reivich wusste höchstwahrscheinlich, dass du hier bist, und er weiß wohl auch, dass er dir heute Nacht nur knapp entronnen ist.«
    »Das begreife ich

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