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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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ist, fallen so viele Möglichkeiten weg. Wisst ihr, was ich früher dachte? Ein anderes Schiff, viel schneller und fortschrittlicher, das der Flottille sehr viel später von zu Hause hinterher geschickt worden war. Es sollte uns in sicherem Abstand folgen – vielleicht nur, um uns zu beobachten, aber vielleicht auch, um einzuschreiten und uns zu helfen, wenn wirklich etwas schief ging.«
    Sky sah ihn verächtlich an, obwohl er insgeheim ganz ähnliche Vorstellungen hatte. Vielleicht wurde es ja noch schlimmer, dachte er. Vielleicht hatte die Caleuche keine brauchbaren Vorräte an Bord, und es war auch unmöglich, ihre Antimaterie gefahrlos an sich zu bringen. Nur weil sich um das Schiff Legenden rankten, musste es noch keinen handfesten Vorteil bringen. Er dachte an die ursprüngliche Caleuche: jenes Gespensterschiff, das angeblich, mit einer toten, auf ewig zu einem grausigen Festmahl verdammten Besatzung die Gewässer im südlichen Chile unsicher machte und traurige Akkordeonmusik über die Wellen schickte. Wenn diese Caleuche gesichtet wurde, hatte sie sich durch Zauberei in einen algenbewachsenen Felsblock oder ein Stück Treibholz verwandelt.
    Vielleicht fanden sie auch jetzt nicht mehr als das.
    Die letzte Stunde verging nicht schneller als die anderen zuvor, doch an ihrem Ende wurden sie mit einem ersten kurzen Blick auf das Schiff belohnt. Es war tatsächlich ein Flottillenschiff – sie hätten auch auf die Santiago zufliegen können, nur brannte auf der Caleuche kein einziges Licht. Sie mussten die Suchscheinwerfer des Shuttles einschalten, um etwas zu erkennen, und als sie näher gekommen waren – als nur noch wenige hundert Meter sie von dem antriebslos dahindriftenden Schiff trennten –, konnten sie den Rumpf auf diese Weise nur quälend langsam Stück für Stück ableuchten.
    »Der Kommandobereich sieht intakt aus«, sagte Gomez, als der Scheinwerferstrahl über die riesige Sphäre an der Vorderseite des Schiffes glitt. Dort waren viele schwarze Fenster und Sensoröffnungen auszumachen, aus runden Vertiefungen ragten Funkantennen, aber nichts wies darauf hin, dass die Sphäre bewohnt oder mit Energie versorgt gewesen wäre. Die vordere Hälfte war übersät mit zahllosen kleinen Aufschlagkratern, aber das war bei der Santiago nicht anders. Auf den ersten Blick schienen das die einzigen Beschädigungen zu sein.
    »Flieg mal ein Stück an der Säule entlang«, verlangte Gomez. Hinter ihnen hatte sich Norquinco wieder in die Schemazeichnungen des alten Schiffs vertieft.
    Sky zündete kurz die Schubdüsen, und das Shuttle schwebte langsam an der Kommandosphäre vorbei. Das zylindrische Modul dahinter beherbergte wohl die Shuttles der Caleuche und die Frachträume. Alles sah genau so aus wie erwartet. Sogar die Einstiegsluken befanden sich an den gleichen Stellen.
    »Ich sehe keine größeren Schäden«, sagte Gomez. »Ich dachte, das Radar hätte gezeigt…«
    »Schon richtig«, sagte Sky. »Aber die Schäden befanden sich alle auf der anderen Seite. Wir drehen an der Triebwerkssektion eine Schleife und fliegen dann wieder zurück.«
    Langsam folgten sie der Säule nach hinten. Die Scheinwerfer schnitten helle Kreise aus der Dunkelheit. Ein Kälteschlafmodul nach dem anderen glitt vorbei. Sky hatte angefangen, sie zu zählen, weil er fast erwartete, dass einige fehlten, doch nach einer Weile sah er ein, dass es keinen Zweck hatte. Sie waren noch alle vorhanden und intakt; bis auf kleinere Verwitterungsspuren sah das Schiff noch genauso aus wie beim Start.
    »Trotzdem kommt mir irgendetwas komisch vor«, sagte Gomez und kniff die Augen zusammen. »Irgendetwas ist nicht so, wie es sein sollte.«
    »Mir fällt nichts auf«, sagte Sky.
    »Für mich sieht sie auch ganz normal aus.« Norquinco hob nur kurz den Kopf. Seine Schemazeichnungen und Daten interessierten ihn viel mehr.
    »Nein, das ist nicht wahr. Die Umrisse sind leicht verschwommen. Siehst du das nicht?«
    »Das ist nur der Kontrast«, sagte Sky. »Deine Augen kommen mit dem Helligkeitsunterschied zwischen den beleuchteten und den unbeleuchteten Partien nicht zurecht.«
    »Wenn du meinst.«
    Sie flogen schweigend weiter, um nicht zugeben zu müssen, dass Gomez Recht hatte und mit der Caleuche tatsächlich etwas nicht stimmte. Wieder musste Sky an Norquincos Geschichten über das Gespensterschiff denken: der alte Windjammer hatte sich angeblich in Nebel gehüllt, sodass ihn niemand deutlich sehen konnte. Zum Glück verzichtete Norquinco darauf, ihn

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