Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
Vom Netzwerk:
uns und hatte drei weitere, dunkel gekleidete Gestalten ausgespuckt. Die standen nun auf dem Ast und gaben ihr mit noch größeren und noch gefährlicheren Waffen Deckung, bis sie bei uns war.
 
    Zuerst war es nur ein kleines Pünktchen, ein Phosphorfleck auf dem Schirm des Tiefenradars. Aber es sprach Bände. Zum ersten Mal, seit sie die Flottille verlassen hatten, waren sie auf etwas gestoßen, das hinter ihnen lag, wo bisher nur Lichtjahre weit leerer Raum gewesen war. Sky verstärkte den Strahl und richtete die Antenne auf die Region, aus der das Echo gekommen war.
    »Das muss sie sein«, sagte Gomez, der ihm über die Schulter schaute. »Das muss die Caleuche sein. Sonst kann es da draußen nichts geben.«
    »Vielleicht ist es auch nur wieder ein Stück Schrott«, sagte Norquinco zweifelnd.
    »Nein.« Sky wartete. Das Phasenradar kitzelte immer neue Details heraus, der unscharfe Fleck verdichtete sich und nahm Gestalt an. »Dafür ist es viel zu groß. Ich denke, es ist das Gespensterschiff. Sonst könnte uns nichts von dieser Größe verfolgen.«
    »Wie groß ist es genau?«
    »Breit genug«, sagte Sky. »Aber ich kann keine Längenmessung vornehmen. Es hält die Längsachse in die gleiche Richtung wie wir, so als könnte es noch navigieren.« Er drückte einige Tasten und kniff die Augen zusammen, als neben dem Echo neue Zahlen erschienen. »Die Breite stimmt genau für ein Flottillenschiff. Auch das Profil passt – das Radar holt sogar einige Asymmetrien an den Stellen heraus, wo man die Antennenbündel an der vorderen Sphäre erwarten würde. Zu rotieren scheint sie nicht – man hat wohl aus irgendeinem Grund die Drehung gestoppt.«
    »Vielleicht wollte man keine Schwerkraft mehr. Wie weit ist es weg?«
    »Sechzehntausend Kilometer. Was in Anbetracht der Tatsache, dass wir eine halbe Lichtsekunde zurückgelegt haben, nicht schlecht ist. Wir können es mit minimaler Triebwerksleistung in wenigen Stunden erreichen.«
    Nachdem sie sich ein paar Minuten lang beraten hatten, kamen sie überein, dass eine langsame Annäherung am sinnvollsten sei. Seit man wusste, dass sich das Schiff an der Flottille orientierte, konnte man es nicht mehr als ziellos dahintreibendes, totes Wrack betrachten. Die Caleuche besaß noch ein gewisses Maß an Autonomie. Sky bezweifelte, dass sie lebende Menschen an Bord hatte, aber auch diese – unwahrscheinliche – Möglichkeit galt es zu berücksichtigen. Zumindest könnten automatische Verteidigungssysteme aktiviert sein. Und wie die reagierten, wenn sich ein fremdes Schiff rasch und ohne Voranmeldung näherte, war schwer abzuschätzen.
    »Wir könnten uns ja immer noch anmelden«, sagte Gomez.
    Sky schüttelte den Kopf. »Sie folgen uns nun schon fast seit einem Jahrhundert und haben nie Anstalten gemacht, mit uns zu sprechen. Mag sein, dass ich krankhaft misstrauisch bin, aber ich schließe daraus, dass dieses Schiff nicht gern Besuch bekommt, ob angemeldet oder nicht. Allerdings bin ich fest davon überzeugt, dass niemand mehr an Bord ist. Einige Systeme funktionieren noch, aber das ist auch alles – es reicht gerade, um die Antimaterie zu schützen und das Schiff nicht allzu weit von der Flottille abtreiben zu lassen.«
    »Bald wissen wir mehr«, sagte Norquinco. »Wenn wir erst auf Sichtweite heran sind, können wir uns die Schäden ansehen.«
    Die nächsten beiden Stunden vergingen quälend langsam. Sky korrigierte den Anflugwinkel so, dass sie etwas von der Seite kamen und das Phasenradar aus dem Echo Rückschlüsse auf die Länge ziehen konnte. Die Ergebnisse waren nicht weiter überraschend: die Caleuche entsprach – mit ein paar kleinen, aber rätselhaften Abweichungen – fast genau dem Profil eines Flottillenschiffs.
    Gomez betrachtete das Radarecho. »Wahrscheinlich Spuren von Beschädigungen«, sagte er. Das Echo war jetzt sehr stark, und die Tatsache, dass sonst nichts auf dem Schirm zu sehen war, unterstrich ihre Einsamkeit nur noch mehr. Bisher hatte es keine Reaktion vom Rest der Flottille gegeben; nichts wies darauf hin, dass eines von den anderen Schiffen bemerkt hatte, was vorging. »Wisst ihr«, sagte er, »ich bin fast enttäuscht.«
    »Tatsächlich?«
    »Irgendwie hatte ich immer mit dem Gedanken gespielt, es könnte etwas ganz Unheimliches sein.«
    »Ist dir ein Gespensterschiff nicht unheimlich genug?« Wieder korrigierte Sky den Kurs und brachte das Shuttle in weitem Bogen auf die andere Seite des Schiffes.
    »Schon, aber seit wir genau wissen, was es

Weitere Kostenlose Bücher