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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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reglos im Raum.

Vierunddreißig
    »Aussteigen«, befahl Chanterelle, als die vordere Tür endlich offen war und Quirrenbach mit zerschlagenem und blutüberströmtem Gesicht herausschaute. »Sie auch«, sagte sie und wies mit dem Lauf ihres Gewehrs auf den zweiten Gorilla, der – im Gegensatz zu seinem Partner – noch bei Bewusstsein war.
    »Ich schulde Ihnen wohl Dank«, sagte ich skeptisch. »Sie hatten doch sicher die Hoffnung, dass ich den Angriff überleben würde?«
    »Ich hielt es für möglich. Alles klar, Tanner? Sie sind ein wenig blass um die Nase.«
    »Das gibt sich wieder.«
    Chanterelles Freunde, die sich mürrisch im Hintergrund hielten, hatten sich Voronoff geschnappt; er saß bereits in Chanterelles Gondel und hielt sich das gebrochene Handgelenk. Mich hatten die drei kaum eines Blickes gewürdigt, aber das konnte ich ihnen nicht verdenken. Schließlich hatte ich sie bei unserer letzten Begegnung in die Beine geschossen.
    »Sie haben sich in Schwierigkeiten gebracht«, sagte Quirrenbach, als wir in der Gondel saßen und Chanterelle uns ihre ungeteilte Aufmerksamkeit widmen konnte. »Wer immer Sie sein mögen.«
    »Ich weiß, wer sie ist«, sagte Voronoff und betrachtete sein Handgelenk. Die Gondel hatte bereits einen kleinen Servomaten in Marsch gesetzt, der die Wunde versorgte. »Chanterelle Sammartini. Eine von den Jägern, sogar eine von den Besseren, was immer man darunter versteht.«
    »Woher, zum Teufel, willst du das wissen?«, fragte Quirrenbach.
    »Sie war in der Nacht, als Mirabel mich abknallen wollte, mit ihm zusammen. Ich habe sie überprüfen lassen.«
    »Nicht gründlich genug«, kritisierte Quirrenbach.
    »Du kannst mich mal! Du warst auf ihn angesetzt, falls du das vergessen haben solltest.«
    »Immer mit der Ruhe, Jungs«, mahnte Zebra. Die Pistole lag lässig auf ihrem Knie. »Ihr braucht euch nicht zu streiten, nur weil man euch die großen Schießeisen weggenommen hat.«
    Quirrenbach deutete mit dem Finger auf Chanterelle. »Warum zum Teufel hat Taryn immer noch eine Waffe, Sammartini? Sie ist eine von uns, falls Ihnen das noch nicht aufgefallen sein sollte.«
    »Tanner sagt, sie arbeitet schon seit einiger Zeit nicht mehr für sie.« Chanterelle lächelte. »Was mich offen gestanden nicht überrascht.«
    »Danke«, sagte Zebra vorsichtig. »Ich weiß trotzdem nicht, warum du mir vertraust. Ich meine, ich würde es ganz bestimmt nicht tun.«
    »Tanner hält es für angebracht. Ich bin zwar nicht in allem einer Meinung mit ihm, aber in diesem Fall verlasse ich mich auf sein Urteil. Kann ich dir vertrauen, Zebra?«
    Sie lächelte. »Viele Alternativen hast du gerade nicht, oder?« Und dann fügte sie hinzu: »Nun, Tanner – wie geht es jetzt weiter?«
    »Genau so, wie Quirrenbach es vorhatte«, sagte ich. »Wir fliegen nach Refugium.«
    »Das soll wohl ein Witz sein? Das ist doch eine Falle.«
    »Aber es ist die einzige Möglichkeit, die Sache jemals zu Ende zu bringen. Das wusste auch Reivich, nicht wahr?«
    Quirrenbach sagte zunächst gar nichts, als sei er nicht sicher, ob er gesiegt oder eine vernichtende Niederlage erlitten hatte. Dann flüsterte er: »In diesem Fall müssen wir zum Raumhafen.«
    »Irgendwann schon.« Jetzt war ich am Zug. »Aber zuerst habe ich noch ein anderes Ziel, Quirrenbach. Und das liegt viel näher. Ich glaube, Sie können mich hinbringen.«
    Ich zog die Traumfeuer- Ampulle aus der Tasche, die Zebra mir gegeben hatte. Nun war sie leer. »Klingelt es jetzt?«
 
    Ich hatte nicht mit Sicherheit gewusst, ob Quirrenbach der Traumfeuer- Produktion näher stand als Vadim, aber die Chancen standen nicht schlecht. Vadim hatte einen Vorrat der Droge bei sich gehabt, aber sein kleines Wucherer-Imperium war auf den Rostgürtel und dessen orbitale Umgebung begrenzt. Quirrenbach flog dagegen ungehindert zwischen Chasm City und dem All hin und her, und deshalb hielt ich es durchaus für möglich, dass er Vadim bei einem seiner früheren Besuche die Ampullen mitgebracht hatte.
    Woraus folgte, dass Quirrenbach vielleicht auch wusste, wo die Quelle war.
    »Nun?«, fragte ich. »Komme ich der Sache schon näher?«
    »Sie haben keine Ahnung, worauf Sie sich da einlassen, Tanner. Nicht die leiseste Ahnung.«
    »Lassen Sie das nur meine Sorge sein. Von Ihnen will ich nur, dass Sie uns hinbringen.«
    »Wohin?«, fragte Chanterelle.
    Ich sah sie an. »Ich habe Zebra versprochen, die Ermittlungen fortzusetzen, mit denen ihre Schwester beschäftigt war, als sie

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