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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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– Sleek und die anderen – hatten Maschinen in sich«, sagte Sky. Vielleicht konnte er die Zeit der Gefangenschaft nützen, um mehr darüber zu erfahren. »Warum?«
    »Sie helfen ihnen, ihr Sonar zu bündeln.«
    »Nein. Ich wollte nicht wissen, wofür die Maschinen gut sind. Ich meine, wer ist denn überhaupt auf die Idee gekommen, sie ihnen einzupflanzen?«
    »Ach so. Das waren wohl die Chimären.«
    »Wer waren die Chimären? Sind sie mit uns auf dem Schiff?«
    »Nein, um zuerst deine letzte Frage zu beantworten, obwohl sie sich das sehr gewünscht hätten.« Clowns Stimme klang etwas schrill und zittrig – fast wie die Stimme einer Frau –, aber seine Geduld war unerschöpflich. »Vergiss nicht, Sky, als die Flottille das System der Erde – den Orbit um den Planeten Merkur – verließ, um in den interstellaren Raum zu fliegen, da ließ sie ein System zurück, das sich eigentlich noch im Krieg befand. Gewiss, man hatte die Feindseligkeiten fast überall eingestellt, aber die Waffenstillstandsverhandlungen waren noch nicht abgeschlossen, und alle Welt befand sich nach wie vor in Alarmbereitschaft und wartete nur auf den geringsten Anlass, um wieder loszuschlagen. Viele Parteien sahen in dieser Endphase des Krieges die letzte Chance, noch etwas zu verändern. Manche waren im Grunde nichts anderes als gut organisierte Verbrecherbanden. Das galt ganz sicher für die Chimären – oder genauer gesagt: für die Chimären-Fraktion, die die Delphine geschaffen hatten. Die Chimären hatten die ›Cyborgisierung‹ generell zu einem neuen Höhepunkt getrieben, indem sie sich selbst und ihre Tiere mit Maschinen kreuzten. Doch diese Fraktion war noch sehr viel weiter gegangen und wurde irgendwann von der Mehrheit der Chimären ausgegrenzt.«
    Sky hörte aufmerksam zu und konnte auch folgen. Clown wusste seine kognitiven Fähigkeiten so gut einzuschätzen, dass seine Ausführungen nie ins Unverständliche abglitten, aber der Junge doch gezwungen war, sich intensiv auf jedes Wort zu konzentrieren. Sky war sich bewusst, dass nicht jeder Dreijährige verstanden hätte, was Clown erklärte, aber das kümmerte ihn im Moment nicht.
    »Und die Delphine?«
    »Wurden von diesen Chimären aufgerüstet. Wobei wir keine Ahnung haben, welchen Zweck sie damit verfolgten. Vielleicht planten sie eine Invasion der indischen Ozeane und wollten die Tiere als Wasser-Infanterie einsetzen. Vielleicht handelte es sich auch nur um ein Experiment, das vom Ende des Krieges unterbrochen und nie zum Abschluss gebracht wurde. Wie auch immer, den Agenten der Confederacion Sudamericana gelang es jedenfalls, den Chimären eine Delphinfamilie zu entführen.«
    Sky wusste, dass die Confederacion die Organisation war, die sich vor allen anderen für den Bau der Flottille eingesetzt hatte. Sie war fast den ganzen Krieg hindurch geradezu verbissen neutral geblieben und hatte sich lieber auf Ziele jenseits der engen Grenzen des Sonnensystems konzentriert. Dann hatte sie sich eine Handvoll Verbündeter gesucht und mit ihnen die Schiffe gebaut und gestartet, mit denen die Menschheit erstmals allen Ernstes den Versuch wagen wollte, den interstellaren Raum zu durchqueren.
    »Und wir haben Sleek und die anderen mitgenommen?«
    »Ja, wir dachten, sie könnten sich auf Journey’s End nützlich machen. Aber es erwies sich als sehr viel schwieriger als gedacht, die Implantate zu entfernen, mit denen die Chimären sie aufgerüstet hatten. Letztlich ließ man sie einfach, wo sie waren. Doch als die nächste Delphin-Generation geboren wurde, stellte sich heraus, dass eine ausreichende Verständigung mit den erwachsenen Tieren nur dann möglich war, wenn man sie ebenfalls aufrüstete. Also kopierten wir die Implantate und setzten sie den Jungen ein.«
    »Und die wurden psychisch gestört.«
    Clown erstarrte, und seine Antwort verzögerte sich um einen winzigen Moment. Der Junge erfuhr erst später, dass er sich in solchen Situationen bei Skys Eltern oder anderen Erwachsenen Rat zu holen pflegte.
    »Ja…«, sagte Clown endlich. »Aber das war nicht unbedingt unsere Schuld.«
    »Was, nicht unsere Schuld, dass wir sie im Frachtraum gefangen hielten und ihnen nur ein paar Kubikmeter Wasser zum Schwimmen ließen?«
    »Glaub mir, sie leben hier unter weitaus besseren Bedingungen als im Versuchslabor der Chimären.«
    »Aber man kann doch nicht erwarten, dass sich die Delphine daran erinnern?«
    »Ich versichere dir, sie sind heute glücklicher.«
    »Woher willst du das

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