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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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diesem Loch herumzusitzen, aber es ist mir immer noch lieber, als mit dem Ding da nach unten zu fahren. Du bist das wahrscheinlich deiner Schwester schuldig?«
    Zebra nickte. »Ich glaube, sie hätte für mich das Gleiche getan.«
    »Ein weiter Weg. Hoffentlich lohnt er sich.«
    Ich wandte mich an Chanterelle. »Bringen Sie sich nicht unnötig in Gefahr. Wir finden notfalls auch alleine wieder heraus, sollte also irgendetwas passieren… Sie wissen, wo die Gondel steht.«
    »Machen Sie sich um mich keine Sorgen, Tanner. Passen sie lieber auf sich selbst auf.«
    »Das bin ich gewöhnt.« Ich schlug Quirrenbach mit falscher Herzlichkeit auf die Schulter. »Sind Sie bereit? Wer weiß? Vielleicht verhilft Ihnen die Fahrt zu neuen Ideen; ein so deprimierendes Erlebnis hat man nicht alle Tage.«
    Er sah mich böse an. »Bringen wir es hinter uns, Tanner.«
    Zebra war zu optimistisch gewesen. Der Inspektionsroboter bot kaum Platz für zwei Personen, zu dritt wurde man fast zerquetscht. Aber Zebras überlange Gliedmaßen waren von einer unheimlichen Gelenkigkeit, und so konnte sie sich, wenn auch unter schmerzhaften Verrenkungen, mit hineinzwängen.
    »Ich hoffe zu Gott, dass das nicht allzu lange dauert«, sagte sie.
    »Starten Sie!«, befahl ich Quirrenbach.
    »Tanner, noch ist…«
    »Nun starte das verdammte Ding schon endlich«, sagte Zebra. »Sonst komponierst du nicht, sondern wirst kompostiert.«
    Das gab den Ausschlag; Quirrenbach drückte auf einen Knopf, die Maschine erwachte grollend zum Leben und polterte wie ein mechanischer Tausendfüßler langsam durch das Rohr. Vorderund Rückseite vollführten ruckartige Bewegungen, die Saugnäpfe schlugen gegen die Wand, aber der Bereich, in dem wir saßen, blieb halbwegs ruhig. Obwohl im Tunnel kein Dampf mehr war, fühlten sich die Metallwände heiß an, und die Luft war wie ein Dauerrülpser aus den Tiefen der Hölle. Es war nicht nur eng, sondern bis auf die schwach beleuchteten Schalter vor unseren Sitzen auch dunkel. Die Innenwand des Tunnels war glatt wie Gletschereis. Der Dampf hatte sie mit ungeheurem Druck blank gescheuert. Anfangs lief das Rohr waagrecht, aber bald neigte es sich, zunächst nur leicht, doch bald so stark, als wollte es senkrecht nach unten stürzen. Ich hing in meinem Sitz wie in einem unbequemen Geschirr und hatte im Geist ständig die vielen Kilometer Rohrleitung vor Augen, die unter mir in den Abgrund führten. Auch dass mich nur die Saugnäpfe des Inspektionsroboters vor dem Fall ins Nichts bewahrten, trug nicht zu meiner Beruhigung bei.
    »Wir fahren zur Cracking-Anlage, nicht wahr?« Zebra musste schreien, um das Stampfen der Maschine zu übertönen. »Dort wird es also hergestellt?«
    Klingt einleuchtend, dachte ich und stellte mir die Anlage vor, die unsichtbar tief unter der ewigen Nebeldecke kauerte. Alle Rohre, alle dicken Wurzeln der Stadt kamen dort zusammen. Gigantische Konversionsmaschinen saugten die heißen, ätzenden Giftgase vom Grund der Spalte herauf. »Die Anlage ist ein rechtsfreier Raum, und die Bedienungsmannschaften sind sicher vertraut mit den chemischen Verfahren, die man braucht, um eine Substanz wie das Traumfeuer herzustellen.«
    »Du glaubst, jeder dort unten kennt das Geheimnis?«
    »Nein; wahrscheinlich nur eine kleine Gruppe von Spezialisten, die direkt mit der Herstellung der Droge befasst sind, und die niemand sonst in der Anlage kennt. Ist es nicht so, Quirrenbach?«
    »Wie gesagt…« – er drehte einen Schalter, die Fahrt beschleunigte sich, das Stampfen steigerte sich zu einem rasenden Stakkato –, »ich war nie nahe an der Quelle.«
    »Was wissen Sie denn nun wirklich? Irgendetwas über den Syntheseprozess müssen Sie doch mitbekommen haben?«
    »Warum interessiert Sie das so brennend?«
    »Weil ich finde, dass das alles nicht so recht zusammenpasst«, sagte ich. »Durch die Seuche funktionierte so vieles nicht mehr. Implantate – zumindest Implantate von einer gewissen Komplexität; subzelluläre Nanoroboter; medizinische Nanomaschinen – und wie sie alle heißen mögen. Das war doch ein schwerer Schlag für alle Postmortalen? Die meisten ihrer Therapien waren schließlich in irgendeiner Form auf diese Maschinchen angewiesen. Und jetzt mussten sie plötzlich darauf verzichten.«
    »Und?«
    »Mit einem Mal taucht etwas auf, was fast ebenso gut wirkt. In mancher Hinsicht sogar noch besser. Traumfeuer ist kinderleicht zu verabreichen – es braucht nicht einmal auf die Person abgestimmt zu sein, bei

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