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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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»Du hast dich eben freiwillig dafür gemeldet.«
    »Ich wollte nicht sagen…«
    »Was du sagen wolltest, interessiert mich nicht. Tu einfach, was ich dir sage. Sollten Norquinco und ich auf etwas stoßen, wofür wir deine Hilfe brauchen, dann bekommst du sofort Bescheid.«
    Sie verließen das Shuttle und legten die kurze Strecke zum Rumpf der Caleuche mit dem Rucksackantrieb zurück. Sie landeten in der Nähe des Loches wie auf einer weichen, elastischen Matratze, standen auf und hefteten sich mit ihren Klebesohlen an die Schiffswand.
    Einer naheliegenden und lebenswichtigen Frage war Sky bisher ausgewichen, doch jetzt musste er sich ihr stellen. Nach seiner Erfahrung gab es nichts, was den Rumpf eines Schiffes in diesen schwammartigen Zustand versetzen konnte. Metall verhielt sich einfach nicht so – auch nicht unter der verheerenden Strahlung einer Antimaterie-Explosion. Nein; was immer hier geschehen war, ging weit über seinen Horizont. Der Rumpf des Gespensterschiffes schien Atom für Atom durch eine neue und erschreckend geschmeidige Substanz ersetzt worden zu sein, die alle Details nur in groben Zügen kopierte. Form, Struktur und Farbe waren vorhanden, aber die Funktion fehlte. Es war wie ein Rohabguss des ursprünglichen Schiffs. Stand er überhaupt auf der Caleuche, oder ging er auch diesmal wieder von falschen Voraussetzungen aus?
    Sky und Norquinco traten an den Rand des Loches und hielten ihre Waffen ins Dunkel. Der Rand war unregelmäßig gezackt und wies Brandspuren auf. Die ganze Öffnung erinnerte an einen halb geschlossenen, runzeligen Mund. Ein bis zwei Meter unter der Oberfläche war die Wand jedoch mit einer dicken, fasrigen Masse ausgekleidet, die im Schein ihrer Helmlampen matt glänzte. Sky glaubte, die Masse zu erkennen: ein Geflecht aus extrudierten, in Epoxid eingebetteten Diamantfasern, eine schnell trocknende Paste, mit der sich Lecks im Rumpf abdichten ließen. Oliveira hatte wahrscheinlich eine Schwachstelle in der Haut der Caleuche entdeckt – er musste eine molekulare Dichtekarte erstellt haben, bevor er diesen Punkt wählte – und dann mit einem Laserbrenner oder sogar mit dem Abgasstrahl seines Shuttles den Rumpf durchschnitten. Wahrscheinlich um zu verhindern, dass der einmal geöffnete Schacht sich wieder schloss, hatte er die Dichtungsmasse aus dem Reparaturset seines Shuttles aufgesprüht.
    »Wir steigen hier ein«, sagte Sky. »Oliveira hat wohl den günstigsten Zugang gefunden; wozu sich die Arbeit noch einmal machen, wir haben ohnehin nicht viel Zeit.«
    Sie kontrollierten, ob die Trägheitskompasse in ihren Raumanzügen auch richtig arbeiteten, und definierten ihre derzeitige Position als Nullpunkt. Die Caleuche rotierte und trudelte nicht, der Kompass konnte sie also davor bewahren, sich im Innern zu verirren, aber selbst wenn die Instrumente nicht zuverlässig wären, könnten sie eine Leine hinter sich her ziehen und sich daran zu der Wunde im Rumpf zurückhangeln.
    Sky stutzte. Wieso hatte er das Loch in Gedanken soeben als Wunde bezeichnet?
    Er übernahm die Führung. Das Loch mündete in einen primitiven Tunnel, der zehn oder zwölf Meter weit senkrecht in den Rumpf hinein führte. Normalerweise hätten sie an dieser Stelle – wäre das Schiff die Santiago gewesen – die äußere Schutzhaut des Rumpfes hinter sich gelassen und wären auf eine Reihe kleiner Wartungszellen gestoßen, die zwischen Datenleitungen, Stromkabeln und Kühlrohren eingezwängt waren, vielleicht sogar auf einen der Bahntunnel. Sky wusste, dass die Rumpfhaut an manchen Stellen eine Dicke von mehreren Metern hatte, aber er war einigermaßen sicher, dass dies keine solche Stelle war.
    Die Wände des Schachtes oder Tunnels, wie immer man es nennen wollte, waren härter und glänzender geworden – weniger wie Elefantenhaut als wie ein Insektenpanzer. Als Sky den Strahl seiner Helmlampe darauf richtete, glitt das Licht von der glänzend schwarzen Oberfläche förmlich ab. Und dann – gerade als es so aussah, als würde der Gang abrupt enden – machte er eine scharfe Biegung nach rechts. Im Raumanzug und zusätzlich belastet mit dem sperrigen Rucksackantrieb, hatte er Mühe, um die Kurve zu kommen – wenigstens konnte sich der Anzug an den glatten Wänden nicht verfangen, und es wurden auch keine wichtigen Teile abgerissen. Sky sah sich um. Norquinco kam hinterher. Da er etwas kräftiger gebaut war, hatte er noch mehr zu kämpfen.
    Doch nun war der Schacht breiter geworden, und nachdem sie

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