Chasm City
hatte.
Amerikano.
Quirrenbach drückte einige Tasten, und aus der Ferne waren dumpfe Schläge zu hören. Augenblicke später vibrierte das ganze Rohr, als würde es von einem ungeheuer tiefen Ton in Schwingungen versetzt. »Jetzt wird der Dampfstrom zur Inspektion auf ein anderes Netz umgeleitet.«
Er drückte auf einen Knopf, das grüne Glas schob sich zur Seite, und ein Gewirr aus bronzenen Maschinenteilen wurde sichtbar, das den Innenraum nahezu ausfüllte. Zu beiden Seiten sah man Kolben und Faltbälge, umgeben von Rohren und Metallbürsten, Servomotoren und schwarzen Saugnäpfen. Ob das Gebilde uralt war – vielleicht noch aus der Amerikano-Periode – oder sehr viel jünger, eine Behelfskonstruktion aus der Zeit nach der Seuche, war schwer zu sagen. Sehr Vertrauen erweckend wirkte es jedenfalls nicht. Doch mitten in dem ganzen Durcheinander gab es eine winzige Zelle mit zwei großen Polstersitzen und einigen rudimentären Steuerungselementen, gegen die jeder Wheeler ein wahres Raumwunder war.
»Nun reden Sie schon!«, befahl ich.
»Ursprünglich war es ein Inspektionsroboter«, erklärte Quirrenbach. »Eine Maschine, die durch das Rohr fährt und es auf Lecks, Schwachstellen und Ähnliches untersucht. Jetzt ist es… naja, das sehen Sie ja selbst.«
»Ein Transportmittel«, sagte ich. Ich studierte das Ding genau und fragte mich, wie groß wohl die Chancen wären, eine Fahrt darin zu überleben. »Raffiniert, das muss ich zugeben. Und – wie lange dauert es, um damit ans Ziel zu kommen?«
»Ich bin erst einmal damit gefahren«, sagte Quirrenbach. »Ein Vergnügen war es nicht.«
»Das ist keine Antwort auf meine Frage.«
»In ein bis zwei Stunden ist man unterhalb der Nebelschicht. Die gleiche Zeit braucht man für den Rückweg. Ich kann Ihnen nur raten, sich nicht allzu lange aufzuhalten, wenn Sie erst dort sind.«
»Schön. Das hatte ich auch nicht vor. Wenn ich mit dem Ding ankomme, hält man mich dann für einen Eingeweihten?«
Er sah mich von oben bis unten an. »Nur Eingeweihte kommen auf diesem Weg. Mit Vadims Mantel können Sie als Händler durchgehen oder zumindest als jemand, der zur Organisation gehört – vorausgesetzt, Sie reißen den Mund nicht zu weit auf. Wenn man Sie am anderen Ende im Empfang nimmt, sagen Sie nur, Sie wollen Gideon besuchen.«
»Klingt ja ganz einfach.«
»Oh, Sie werden es schon schaffen. Selbst ein Affe könnte die Maschine bedienen. Verzeihung. Ich wollte Ihnen nicht zu nahe treten.« Quirrenbach lächelte nervös. »Es ist wirklich nichts dabei. Und Sie werden sofort merken, wenn Sie angekommen sind.«
»Richtig«, sagte ich. »Sie werden mich nämlich begleiten.«
»Das ist keine gute Idee, Tanner. Ganz und gar nicht.« Quirrenbach sah sich Hilfe suchend um.
»Tanner hat Recht«, sagte Zebra und zuckte die Achseln. »Ich halte es auch für sinnvoll.«
»Aber ich war nie in Gideons Nähe. Ich kann die Leute nicht unbedingt besser überzeugen als Tanner. Was soll ich sagen, wenn man mich fragt, was wir wollen?«
Zebra funkelte ihn wütend an. »Du wirst improvisieren, du jämmerlicher kleiner Feigling. Du sagst, du hättest Gerüchte über Gideons Gesundheitszustand gehört und wolltest dich selbst vergewissern. Du kannst auch behaupten, die Leute beklagten sich über die Qualität des Produkts, das auf den Straßen gehandelt wird. Das funktioniert immer. Mit dieser Geschichte ist schon meine Schwester an Gideon herangekommen.«
»Woher willst du denn wissen, ob sie überhaupt in seiner Nähe war?«
»Gib dir einfach Mühe, Quirrenbach – von Tanner bekommst du sicher so viel moralische Unterstützung, die du brauchst.«
»Ich will aber nicht.«
Zebra richtete ihr Gewehr auf ihn. »Brauchst du Bedenkzeit?«
Er starrte in die Mündung der Waffe, dann sah er Zebra in die Augen. Seine Lippen kräuselten sich spöttisch. »Geh zur Hölle, Taryn! Du hast, was unsere Geschäftsbeziehungen angeht, soeben auch die letzte Brücke hinter dir verbrannt.«
»Steig einfach ein, ja?«
Ich wandte mich an Zebra und Chanterelle. »Nehmt euch in Acht. Ich glaube nicht, dass euch hier Gefahr droht, aber haltet trotzdem die Augen offen. Ich schätze, ich bin in ein paar Stunden wieder hier. Könnt ihr so lange warten?«
Zebra nickte. »Ich könnte schon, aber ich denke nicht daran. In dem Ding ist genügend Platz für drei, wenn Chanterelle hier die Stellung hält.«
Chanterelle zuckte die Achseln. »Ich bin nicht unbedingt scharf darauf, stundenlang allein in
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