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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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der es eingesetzt wird. Es heilt Verletzungen und stellt Erinnerungen wieder her.« Ich dachte an den Mann, der sich auf den Boden geworfen und gierig jedes Tröpfchen der scharlachroten Substanz aufgeleckt hatte, obwohl sein Körper bereits zur Hälfte von der Seuche zerfressen war. »Es bietet den Menschen, die ihre Maschinen nicht aufgegeben haben, sogar Schutz vor der Seuche. Das klingt fast zu schön, um wahr zu sein, Quirrenbach.«
    »Das heißt?«
    »Das heißt, ich frage mich, wieso etwas derart Nützliches ausgerechnet von Verbrechern erfunden wurde. Man kann sich kaum vorstellen, dass es vor der Seuche entstanden wäre, obwohl die Stadt damals noch die Mittel zur Entwicklung der großartigsten neuen Technologien zur Verfügung hatte. Und jetzt? Manche Teile des Mulch haben nicht einmal die Dampfkraft. Im Baldachin mögen sich ein paar Enklaven mit fortgeschrittener Technik erhalten haben, aber dort beschäftigt man sich mehr mit abgefahrenen Spielchen, als dass man Wunderkuren entwickelte. Doch genau das scheint man mit dem Traumfeuer geschafft zu haben – auch wenn der Nachschub im Moment ein wenig klemmt.«
    »Es hat vor der Seuche nicht existiert«, bestätigte Zebra.
    »Zu viele Zufälle«, sagte ich. »Und deshalb frage ich mich, ob nicht beides ein und denselben Ursprung haben könnte.«
    »Bilden Sie sich ja nicht ein, Sie wären als Erster auf diese Idee gekommen.«
    »Im Leben nicht.« Ich wischte mir den Schweiß von der Stirn. Schon jetzt fühlte ich mich wie nach einer Stunde in einer Sauna. »Aber die Überlegung hat etwas für sich, das müssen Sie zugeben.«
    »Keine Ahnung. Ich interessiere mich für diese Dinge nicht allzu sehr.«
    »Nicht einmal, wenn vielleicht das Schicksal der Stadt davon abhängt?«
    »Aber das tut es doch nicht! Es geht nur um ein paar Postmortale, höchstens zehntausend Menschen. Traumfeuer mag für all jene, die davon abhängig sind, von unschätzbarem Wert sein, aber für die Mehrheit hat es keinerlei Bedeutung. Sollen sie doch sterben; was kümmert es mich? In ein paar hundert Jahren ist alles, was hier geschehen ist, nur noch eine Fußnote der Geschichte. Ich habe sehr viel höhere, ehrgeizigere Pläne.« Quirrenbach drehte noch an einigen Schaltern und klopfte auf das eine oder andere Messinstrument. »Schließlich bin ich Künstler. Alles andere lenkt mich nur ab. Sie dagegen… Ich muss zugeben, Sie sind mir ein Rätsel, Tanner. Mag sein, dass Sie Taryn gegenüber in einer gewissen Schuld stehen, aber Sie interessierten sich ja schon für das Traumfeuer, als wir zusammen Vadims Kabine durchsuchten. Dabei kamen Sie laut eigener Aussage hierher, um Argent Reivich zu ermorden, nicht um eine kleinere Versorgungskrise in unserer schäbigen kleinen Drogenindustrie zu beheben.«
    »Inzwischen sind die Dinge eben etwas komplizierter geworden.«
    »Und?«
    »Dieses Traumfeuer hat etwas an sich, Quirrenbach. Irgendwie kommt es mir vor, als hätte ich es schon einmal gesehen.«
 
    Aber es musste einen Weg ins Innere geben. Sky, Norquinco und Gomez legten ab und suchten dreißig Minuten lang das ganze Schiff ab, bis sie endlich das Loch fanden, das Oliveira und Lago als Zugang benutzt haben mussten. Es war nur etwa dreißig Meter von der Stelle entfernt, wo Oliveira sein Shuttle geparkt hatte; nicht weit von der Stelle, wo die Säule mit dem Rest des Schiffes verbunden war. Und es war so klein, dass es Sky beim ersten Vorbeiflug zwischen den blasigen Wucherungen auf der zerstörten Schiffsseite völlig übersehen hatte.
    »Ich finde, wir sollten umkehren«, sagte Gomez.
    »Wir gehen hinein.«
    »Hast du denn nicht gehört, was Oliveira sagte? Und beunruhigt dich das seltsame Material, aus dem das Schiff besteht, denn gar nicht? Oder dass es aussieht wie eine schlechte Kopie von einem unserer Schiffe?«
    »O doch, das beunruhigt mich sogar sehr. Aber es stärkt auch meine Entschlossenheit, es zu betreten.«
    »Lago ist auch hineingegangen.«
    »Dann werden wir wohl nach ihm Ausschau halten müssen.« Sky war jetzt bereit. Er hatte nicht einmal den Helm abgenommen, seit sie das letzte Mal die Luftschleuse passiert hatten.
    »Ich möchte auch sehen, wie es drinnen aussieht«, sagte Norquinco.
    »Mindestens einer von uns sollte im Shuttle bleiben«, sagte Gomez. »Falls das Schiff, das uns mit seinem Radarstrahl erfasst hat, in den nächsten Stunden hier eintrifft, wäre es nicht schlecht, wenn ihm jemand den gebührenden Empfang bereiten könnte.«
    »Schön«, sagte Sky.

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