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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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und Sky ahnte, dass ihm das gar nicht schwer gefallen war; dass es solche Geschwindigkeiten mühelos erreichte. Irgendwo in diesem wurmzerfressenen schwarzen Rumpf musste es Mechanismen geben, die es auf seine derzeitige Geschwindigkeit gebracht hatten, und die konnte er vielleicht auswerten – nicht unbedingt verstehen, das gab er gerne zu –, aber doch für seine Zwecke nützen.
    Und vielleicht viel mehr als das.
    Er musste weiter vordringen. Sonst wäre das Unternehmen gescheitert. »Wir bleiben«, erklärte er Norquinco. »Noch eine Stunde. Wir werden sehen, was wir in dieser Zeit erreichen können, und wir werden gut aufpassen, damit wir uns nicht verirren. Der Trägheitskompass ist schließlich auch noch da.«
    »Mir ist es hier nicht geheuer, Sky.«
    »Dann stell dir vor, was du hier alles lernen kannst. Denk nur daran, wie dieses Schiff funktioniert – die Datennetzwerke; die Protokolle; die Prinzipien, nach denen es entworfen wurde. Sie könnten so großartig anders sein; unserer Denkweise überlegen wie – ich weiß nicht – wie ein DNS-Strang einer eindimensionalen Polymerkette. Man brauchte schon einen ganz besonderen Verstand, um auch nur ansatzweise erfassen zu können, welche Kräfte hier am Werk sind. Einen Verstand von ungewöhnlichem Kaliber. Und jetzt tu nicht so, als wärst du kein bisschen neugierig, Norquinco.«
    »Ich hoffe, du wirst in der Hölle braten, Sky Haussmann.«
    »Ich nehme das als Ja.«
 
    Der Inspektionsroboter rangierte sich in eine ähnliche Rohrgabelung, wie Quirrenbach sie an der Oberfläche aufgesucht hatte. Das Stampfen der Saugnäpfe wurde langsamer und verstummte schließlich ganz. Die Maschine tickte nur noch leise vor sich hin. Ringsum herrschte tiefe Dunkelheit. Bis auf das ferne Grollen, mit dem der überhitzte Dampf durch andere Teile des Rohrnetzes schoss, war alles still. Ich berührte die heiße Metallwand mit der Fingerspitze und spürte ein leichtes Vibrieren. Hoffentlich bedeutete das nicht, dass eine Mauer aus sengend heißem Dampf mit tausend Atmosphären Druck auf uns zu raste.
    »Wir können immer noch umkehren, noch ist es nicht zu spät«, sagte Quirrenbach.
    »Wo haben Sie denn Ihre Neugier gelassen?«, fragte ich. Ich kam mir vor wie Sky Haussmann, der Norquinco ködern wollte.
    »Etwa acht Kilometer weiter oben.«
    In diesem Moment wurde in der Seitenwand eine Klappe aufgeschoben, und ein Mann schaute herein und betrachtete uns wie eine Lieferung Exkremente, die von Chasm City herunter gekommen war.
    »Dich kenne ich«, sagte er zu Quirrenbach und nickte ihm zu. Dann streifte er Zebra und mich mit einem kurzen Blick. »Dich kenne ich nicht. Und dich erst recht nicht.«
    »Und du bist für mich ein Haufen Dreck«, sagte ich, bevor er die Oberhand gewinnen konnte. Ich war schon dabei, mich aus dem Roboter zu ziehen, und genoss es, nach so vielen Stunden zum ersten Mal wieder die Beine ausstrecken zu können. »Und jetzt zeigst du mir, wo ich etwas zu trinken kriege.«
    »Wer bist du?«
    »Ein Mann, der ‘nen Drink von dir will. Was ist los, verdammt? Hat dir einer Schweinescheiße in die Ohren geschmiert?«
    Jetzt hatte er offenbar kapiert. Ich hatte darauf gesetzt, dass jemand wie er hier unten keine tragende Rolle spielte, sondern hauptsächlich die Aufgabe hatte, sich beschimpfen zu lassen, wenn Schlägertypen zu Besuch kamen, die in der Nahrungskette etwas höher standen.
    »He, war nicht so gemeint, Mann.«
    »Ratko, das ist Tanner Mirabel«, sagte Quirrenbach. »Und das ist… Zebra. Ich hatte angerufen und gesagt, wir kämen runter, um Gideon zu besuchen.«
    »Ja«, sagte ich. »Und wenn man’s dir nicht ausgerichtet hat, ist das, verdammt noch mal, nicht mein Problem.«
    Quirrenbach schien so beeindruckt, dass er auch mitmachen wollte. »Verdammt, er hat Recht. Und jetzt gib dem verdammten Kerl… gib dem Mann den Drink, den er verlangt hat.« Er wischte sich mit dem Ärmel über die ausgetrockneten Lippen. »Und mir bringst du auch einen, Ratko, du… äh… du verdammter kleiner Schwanzlutscher.«
    »Schwanzlutscher? Das ist gut, Quirrenbach. wirklich gut.« Der Mann klopfte ihm auf die Schulter. »Den Kurs zur Hebung des Selbstbewusstseins musst du unbedingt weitermachen. Zahlt sich aus.« Er sah mich an, als fände er mich fast sympathisch – Profis unter sich. »Na schön. Dann kommt mal mit.«
    Ratko verließ die Kammer mit den Rohren. Wir folgten ihm. Sein Gesichtsausdruck war schwer zu deuten, denn seine Augen waren hinter einer

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