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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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war.
    »Sie fangen an, mir die Zeit zu stehlen«, sagte er.
    »Gibt es in dieser Stadt irgendetwas oder irgendjemanden, den man nicht kaufen kann?«, fragte ich und steckte ihm einen Schein zu.
    »Ja«, lachte er leise. »Aber ich gehöre nicht dazu.«
    »Was ist nun mit der Frau?«, fragte ich und betrachtete eine pfefferminzgrüne Schlange in einem Käfig. »Wie sah sie aus?«
    »Wozu soll ich sie beschreiben? Sehen sie nicht alle gleich aus?«
    »Wer sieht gleich aus?«
    Diesmal lachte er lauter, als fände er meine Ahnungslosigkeit zum Schreien komisch. »Die Eisbettler natürlich. Einen gesehen, alle gesehen.«
    Ich starrte ihn entsetzt an.
 
    Ich hatte einen Tag nach meiner Ankunft in Chasm City bei den Eisbettlern angerufen, um mit Schwester Amelia zu sprechen. Ich wollte sie fragen, was sie – gegebenenfalls – über Quirrenbach wusste. Ich war nicht zu ihr durchgekommen, sondern bei Bruder Alexei und seinem blauen Auge hängen geblieben. Aber ich hatte erfahren, dass auch sie mich dringend zu erreichen suchte. Damals hatte ich mit der Bemerkung nicht viel anfangen können. Doch jetzt explodierte sie in meinem Kopf wie eine Leuchtkugel.
    Die Frau in Tanners Begleitung war Schwester Amelia.
    Zebras Kontaktleute hatten mit keinem Wort erwähnt, dass die Frau dem Eisbettelorden angehörte. Der Schlangenhändler war dagegen ganz sicher. Vielleicht durfte ich nicht davon ausgehen, dass diese Frau immer Amelia gewesen war. Aber ich war anderer Meinung. Vermutlich musste sie sich nur immer wieder verkleiden; entweder absichtlich, oder weil sie die neue Identität, die sie sich ausgedacht hatte, nicht konsequent genug durchhielt.
    Was spielte sie für eine Rolle in diesem Stück?
    Ich hatte ihr nach meiner Reanimation blind vertraut, hatte mir von ihr helfen lassen, die identitätszerstörenden Auswirkungen des Kälteschlafs zu überwinden. Und während meines Aufenthalts im Habitat der Eisbettler hatte ich kein einziges Mal die Befürchtung gehabt, mein Vertrauen könnte missbraucht werden.
    Aber wie sehr vertraute sie mir?
    Tanner – der echte Tanner – war vielleicht nach mir ins Hospiz Idlewild gekommen. Er musste auf demselben Schiff von Sky’s Edge gewesen sein, nur hatte die Reanimation bei ihm etwas länger gedauert als bei mir, so wie sie bei mir länger gedauert hatte als bei Reivich. Aber den Namen Tanner Mirabel hatte bereits ich mit Beschlag belegt, das hieß, dass Tanner sich eine andere Identität suchen musste. Um nicht für einen tobenden Irren gehalten zu werden, dem ein besonders schweres Kälteschlaftrauma das Bewusstsein pulverisiert hatte, konnte er seinen wirklichen Namen wohl nicht zu schnell preisgeben. Da blieb man besser bei der Lüge und ließ die Bettler in dem Glauben, man sei ein anderer.
    Allmählich verwirrten sich die Fäden so sehr, dass ich mich selbst nicht mehr zurechtfand. Wie das alles auf Zebra, Chanterelle und die anderen wirken mochte, wollte ich mir lieber gar nicht ausmalen.
    Ich war nicht Tanner Mirabel.
    Ich war… etwas anderes. Ich war ein grässliches, uraltes Reptil, eine Erkenntnis, vor der ich zurückschreckte, die ich aber nicht weiter ignorieren konnte. Als ich von Amelia und den anderen Eisbettlern reanimiert wurde, war ich unter Tanners Namen gereist, ich hatte auch seine Erinnerungen und seine Fähigkeiten besessen und – was noch wichtiger war – ich hatte gewusst, dass er einen Auftrag auszuführen hatte. Das alles hatte ich nie infrage gestellt; es war mir ganz richtig vorgekommen. Die Teile hatten ein Bild ergeben.
    Doch dieses Bild war falsch.
 
    Wir waren noch im Gespräch mit dem Schlangenhändler, als Zebras Telefon abermals anschlug. Das Klingeln ging fast unter im unaufhörlichen Rauschen des Regens und im Zischen der eingesperrten Reptilien. Sie holte das Telefon aus der Jacke und starrte misstrauisch auf das Display, nahm aber nicht ab.
    »Der Anruf läuft auf Ihren Namen, Pransky«, sagte sie. »Aber Sie sind der Einzige, der diese Nummer kennt, und Sie stehen neben mir.«
    »Überleg dir gut, ob du dich melden willst«, sagte ich. »Ich glaube nämlich zu wissen, wer der Anrufer ist.«
    Zebra klappte das Telefon so vorsichtig auf, als wäre es die legendäre Büchse der Pandora. Regentröpfchen zierten den Bildschirm wie eine Prozession winziger Glaskäfer. Zebra hielt sich das Telefon vor das Gesicht und sprach leise hinein.
    Jemand antwortete ihr. Wieder sprach sie – es klang unsicher –, dann wandte sie sich mir zu.
    »Du hattest

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