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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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angenommen, sie noch einmal gebrauchen zu können. Also hatte er sie vorerst am Leben gelassen. Später hatte er dann im Basar die Schlangen gekauft und war zurückgekommen.
    Um sie auf eine Art und Weise zu töten, von der er wusste, sie würde mich aufhorchen lassen: ein Geheimcode in Form eines Ritualmords, der einen Zugang in die Tiefen meiner Seele eröffnen sollte.
    »Die Frau«, sagte ich. »War sie auch Fremdweltlerin«?
    Aber darüber wusste Tom nicht mehr als ich.
 
    Ich ließ mir Zebras Telefon geben und rief Lorant an, das Schwein, in dessen Küche ich vor einer Ewigkeit bei meinem Sturz vom Baldachin gekracht war. Ich sagte ihm, ich müsste ihn und seine Frau noch einmal um einen riesigen Gefallen bitten, und ob sie sich um Tom kümmern könnten, bis sich die Lage wieder beruhigt hätte. Einen Tag, sagte ich, aber das war mir nur eben so eingefallen, es war in keiner Weise verbindlich.
    »Ich um mich selbst kümmern«, sagte Tom. »Will nicht bei Schweinen bleiben.«
    »Es sind gute Leute, glaub mir. Dort bist du in Sicherheit. Wenn sich erst herumspricht, dass jemand Zeuge war, als Dominika getötet wurde, kommt der Mann bestimmt zurück. Und wenn er dich findet, tötet er dich«, sagte ich.
    »Ich muss jetzt immer verstecken?«
    »Nein«, sagte ich. »Nur so lange, bis ich den Mann getötet habe, der das getan hat. Und ich habe nicht vor, den Rest meines Lebens damit zu verbringen, das kannst du mir glauben.«
    In der Bahnhofshalle war es noch ruhig, als wir das Zelt verließen. Das Schwein und seine Frau warteten gleich hinter dem Wasserfall aus schmutzigem Regen, der wie ein vergilbter Baumwollvorhang vom Dach des Bahnhofsgebäudes stürzte. Der Junge ging bereitwillig mit ihnen. Anfangs war er nervös, doch dann hob ihn Lorant kurzerhand in den Wagen, und das Vehikel mit den Ballonreifen verschwand wie eine Geistererscheinung im Dunst.
    »Ich denke, jetzt ist er versorgt«, sagte ich.
    »Halten Sie die Gefahr wirklich für so groß?«, fragte Quirrenbach.
    »Sie ist größer, als Sie sich vorstellen können. Dominikas Mörder hat nicht gerade ein überempfindliches Gewissen.«
    »Das klingt, als würden sie ihn kennen.«
    »So ist es«, sagte ich.
    Wir kehrten zu Chanterelles Gondel zurück.
    »Ich verstehe gar nichts mehr«, sagte Quirrenbach, als er in die helle, trockene Fahrgastzelle stieg. »Ich weiß nicht mehr, mit wem ich es eigentlich zu tun habe. Ich komme mir vor, als hätten Sie mir eben den Teppich unter den Füßen weggezogen.«
    Er sah mich an.
    »Nur, weil ich die tote Frau gefunden habe?«, fragte Pransky. »Oder weil Mirabel verrückt spielt?«
    »Quirrenbach«, sagte ich, »ich muss wissen, bei wem man Schlangen kaufen kann; wahrscheinlich nicht weit von hier.«
    »Haben Sie nicht gehört, was wir eben sagten?«
    »Schon«, sagte ich. »Ich will nur im Moment nicht darüber sprechen.«
    »Tanner«, sagte Zebra und stockte. »Oder wie du auch heißen magst. Hat die Sache mit deinem Namen etwas mit dem zu tun, was dir der Meistermischer sagte?«
    »Das ist nicht zufällig derselbe, den Sie mit mir aufgesucht haben?« Das war Chanterelle, und ich konnte nur nicken, als wollte ich mit dieser Geste endgültig meinen Frieden mit der Wahrheit machen.
    »Ich kenne einige Schlangenverkäufer in der Stadt«, sagte Quirrenbach, fast als wollte er die Spannung lösen. Er beugte sich über Zebras Schulter und gab der Gondel einige Anweisungen ein. Sie hob sanft ab, wir ließen den regennassen Mulch mit seinem Gestank und seinem chaotischen Treiben rasch hinter uns zurück.
    »Ich musste wissen, was mit meinen Augen los war«, erklärte ich Chanterelle. »Warum irgendjemand sie genetisch manipuliert hatte. Als ich mit Zebra wiederkam, sagte mir der Meistermischer, die Behandlung sei wahrscheinlich von Ultras durchgeführt und dann – recht stümperhaft – von anderer Seite wieder rückgängig gemacht worden; von jemandem wie den Schwarzen Genetikern.«
    »Weiter.«
    »Es war nicht ganz das, was ich hören wollte. Was ich eigentlich erwartet hatte, weiß ich nicht, jedenfalls nicht, dass ich in irgendeiner Weise an der Sache beteiligt gewesen sein sollte.«
    »Sie glauben, Sie hätten Ihre Augen freiwillig behandeln lassen?«
    Ich nickte. »Es hätte durchaus seine Vorzüge. Ein begeisterter Jäger könnte es zum Beispiel in Erwägung ziehen. Ich kann jetzt im Dunkeln sehr gut sehen.«
    »Wer?«, fragte Chanterelle.
    »Gute Frage«, stimmte Zebra ein. »Aber bevor du sie beantwortest, warum

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