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Chasm City

Chasm City

Titel: Chasm City Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alastair Reynolds
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nachgelassen. Nur das Fauchen der Umwälzanlage war zu hören. Sein Vater berührte mit dem Finger das grüne Display, und als es sich veränderte, kniff er die Augen zusammen und studierte konzentriert die Ergebnisse.
    »Ein guter Rat, Sky. Verlass dich nie darauf, wenn die verdammten Dinger dir sagen, dass alles sicher ist. Vergewissere dich lieber selbst.«
    »Du hast kein Vertrauen zu den Maschinen?«
    »Früher war das anders.« Sein Vater schob den Steuerknüppel nach vorn, und das Taxi glitt, vorbei an den Reihen weiterer Fahrzeuge, über die Startgeleise. »Aber Maschinen sind nicht unfehlbar. Wir hatten uns eingeredet, sie wären es, denn nur das bewahrte uns davor, an einem Ort wie diesem, wo wir bei jedem Atemzug auf sie angewiesen sind, den Verstand zu verlieren. Leider hat es nie gestimmt.«
    »Warum hast du deine Meinung geändert?«
    »Das wirst du bald sehen.«
    Sky sprach in sein eigenes Armband – es gewährte ihm Zugriff auf eine begrenzte Untergruppe der Funktionen, über die das Gerät seines Vaters verfügte – und bat das Schiff, ihn mit Constanza zu verbinden. »Du errätst niemals, von wo ich anrufe«, sagte er, als ihr Gesicht winzigklein aufleuchtete. »Ich gehe nach draußen.«
    »Mit Titus?«
    »Ja, mein Vater sitzt neben mir.«
    Constanza war jetzt dreizehn, wurde aber – genau wie Sky – oft für älter gehalten. Das hatte bei beiden nichts mit dem Äußeren zu tun, denn Constanza sah zumindest nicht älter aus, als sie tatsächlich war, und Sky wirkte sogar sehr viel jünger: er war klein und blass, und man konnte sich nur schwer vorstellen, dass er in absehbarer Zeit in die Pubertät kommen sollte. Aber geistig waren sie beide nach wie vor frühreif; Constanza arbeitete als mehr oder weniger vollwertige Kraft in Titus’ Sicherheitswache mit. Auf einem Schiff mit einer zahlenmäßig so kleinen lebenden Besatzung hatte sie naturgemäß nur wenig mit der Durchsetzung von Vorschriften zu tun, sondern war hauptsächlich damit beschäftigt, komplizierte Sicherheitsprozeduren zu überwachen und Betriebsszenarien zu studieren und zu simulieren. Es war eine sehr anspruchsvolle Tätigkeit – die Santiago war ein unglaublich komplexes System, das sich nur schwer in seiner Gesamtheit erfassen ließ –, aber sie hatte ihr höchstwahrscheinlich nie Gelegenheit geboten, das Schiff zu verlassen. Seit sie für Skys Vater arbeitete, war die Freundschaft der beiden Kinder nicht mehr ganz so eng – Constanza trug viel mehr Verantwortung als Sky und bewegte sich in der Welt der Erwachsenen –, aber was jetzt vor ihm lag, musste sie zwangsläufig beeindrucken und ihm in ihren Augen mehr Respekt verschaffen.
    Er wartete gespannt auf ihre Antwort, doch sie fiel etwas anders aus, als er erwartet hatte. »Es tut mir sehr Leid, Sky. Es wird sicher nicht leicht für dich werden, aber ich glaube, du musst es sehen.«
    »Wovon sprichst du?«
    »Das wird Titus dir gleich zeigen.« Sie hielt inne. »Ich habe es immer gewusst, Sky. Seit dem Tag, an dem es passierte, als wir von den Delphinen zurückkamen. Aber bisher hatte ich kein Recht, darüber zu sprechen. Wenn du willst, können wir das nachholen, sobald du wieder zurück bist.«
    Er kochte vor Wut. Sie redete nicht wie eine Freundin mit ihm, sondern eher so, wie er sich eine herablassende ältere Schwester vorstellte. Und jetzt setzte sein Vater noch eins drauf, indem er ihm tröstend die Hand auf den Arm legte. »Sie hat Recht, Sky. Ich hatte überlegt, dich darauf vorzubereiten, mich aber dann doch dagegen entschieden – was Constanza sagt, ist wahr. Es wird nicht angenehm werden, aber die Wahrheit ist selten angenehm. Und ich glaube, du bist jetzt reif dafür.«
    »Reif wofür?«, fragte er, dann fiel ihm ein, dass er die Verbindung zu Constanza noch nicht getrennt hatte, und er wandte sich an sie: »Du hast von diesem Ausflug gewusst, nicht wahr?«
    »Sie hat vermutet, dass ich dich mit nach draußen nehmen wollte«, sagte sein Vater, bevor sich das Mädchen rechtfertigen konnte. »Das ist alles. Du darfst – und kannst – ihr deshalb nicht böse sein. Alle Angehörigen der Sicherheitswache müssen von einem Ausflug in den Weltraum und – außer bei einem Besuch auf einem der anderen Schiffe – über den Grund dafür in Kenntnis gesetzt werden.«
    »Und was ist der Grund?«
    »Du sollst erfahren, was mit deiner Mutter geschah.«
    Das Taxi war die ganze Zeit weiter gerollt, nun hatten sie die glatte Metallwand des Frachtraums erreicht. Eine

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