Cheers, Baby!
die Millers sich oft anschreien und damit drohen, die Polizei zu rufen. Aber dann sah ich, wie sie jemanden in einem Leichensack auf einer Bahre herausgekarrt haben, und rief sofort Sharon an.«
»Das ist einfach schrecklich«, erklärte Sharon. »Habt ihr eine Ahnung, wie ein solcher Vorfall sich auf den Wert einer Immobilie auswirkt?« Sie hielt einen Augenblick lang inne. »Andererseits wird hier wahrscheinlich eine Wohnung frei, falls die Person in dem Leichensack hier gewohnt hat. Wenn ich keine Zeit verliere, könnte ich den Auftrag bekommen, sie zu verkaufen.«
»Ich glaube nicht, dass er hier gewohnt hat«, warf Cate ein.
»Hast du ihn gesehen?«, wollte Julie wissen. »Ich wette, du kennst alle Einzelheiten über den Toten.«
»Nein, ich weiß nicht viel über ihn«, erwiderte Cate.
»Kellen und ich haben ihn im Treppenhaus gefunden.
Anscheinend ist er die Treppe hinuntergestürzt.«
»Wie tragisch«, meinte Julie. »Menschen sind so zerbrechlich. Gerade spazieren sie noch durch die Gegend, und dann sind mit einem Schlag all ihre Knochen zertrümmert. Das Schicksal ist kapriziös. Ich habe dieses Wort erst heute gelernt und bin mir nicht sicher, ob ich es jetzt richtig verwendet habe.«
Sharon beugte sich zu Julie vor. »Hast du getrunken?«
»Im Party-Trolley wurden heute. Margaritas serviert, und sie hatten zu viele gemixt. Als alle Touristen gegangen waren, musste ich ein paar davon trinken.«
»Du musstest sie trinken?«
»Das verlangte die Höflichkeit.«
Sharon wandte sich an Cate. »Wenn ihr die Leiche im Treppenhaus gefunden habt, warum wird dann deine Wohnung von einem Polizeiaufgebot belagert?«
»Möglicherweise war der Tote vorher hier. Meine Tür war unverschlossen, und alle Sachen waren durchwühlt.«
»Das ist ja wirklich gruselig«, meinte Julie. »Wenn ein Toter durch meine Wohnung marschiert wäre, würde ich ausrasten. Meine Tante Margery behielt meinen Onkel Lester nach seinem Tod zwei Monate lang in ihrem Wohnzimmer. Sie sagte, so würde sie sich nicht so einsam fühlen. Natürlich ist er nicht herumgelaufen, sondern lag wie immer auf dem Sofa im Wohnzimmer.
Eigentlich habe ich meinen Onkel Lester auch zu seinen Lebzeiten immer nur auf der Couch liegen sehen, und nach seinem Tod ’sah er auch nicht wesentlich anders aus. Und dann lag Onkel Lester eines. Tages nicht mehr im Wohnzimmer, und alle sagten, Tante Margery häu)e ihn im Garten hinter dem Haus begraben. Wir waren uns nicht sicher, denn keiner von uns war bei der Beerdigung dabei gewesen, aber ein großes Stück des Rasens im Garten war umgegraben worden, das sah man. Tante Margery pflanzte im Herbst immer Kohlköpfe an, und sie wuchsen wie der Teufel.«
Sharon und Cate waren sprachlos und starrten beide Julie mit leicht geöffnetem Mund an.
»Ich hatte immer ein komisches Gefühl, wenn ich diesen Kohl aß«, fügte Julie als nachträglichen Gedanken hinzu.
Kellen kam von hinten auf Cate zu und legte ihr die Hand auf den Rücken. »Meine Damen«, begrüßte er Julie und Sharon.
»Hallo«, erwiderte Julie.
Sharon nickte. »Die Polizei wird jetzt abziehen«, sagte Kellen zu Cate. »Möchtest du deiner Aussage noch etwas hinzufügen?«
»Nein«, antwortete Cate. »Mir fällt dazu nichts mehr ein.«
»Möchtest du, dass wir dir heute Nacht Gesellschaft leisten?«, erkundigte sich Sharon. »Julie und ich könnten bei dir schlafen, damit du nicht allein in der Wohnung bist. Oder du könntest nach unten in meine Wohnung kommen.«
»Vielen Dank für das Angebot, aber ich komme schon zurecht«, erwiderte Cate. »Ich habe ja Biest bei mir.«
»Ruf an, falls du deine Meinung ändern solltest«, sagte Sharon.
Einige Minuten später schloss Kellen die Wohnungstür von innen ab, und er und Cate blieben einen Moment stehen, um die Stille zu genießen. Die Leute von der Spurensicherung arbeiteten noch im Treppenhaus, aber in der Wohnung waren sie jetzt allein. Das Licht eines Scheinwerfers der Polizei wanderte kurz durch das Fenster des Wohnzimmers. Es stammte von einem einzelnen Streifenwagen, der vier Stockwerke unter ihnen auf der Straße parkte. Als das Licht abgeblendet wurde, seufzte Cate erleichtert auf. Es war nun bereits kurz nach Mitternacht.
»Kommst du wirklich heute Nacht allein in deiner Wohnung zurecht?«, fragte Kellen.
»Natürlich«, erwiderte Cate. »Mir geht es gut.« Und dann brach sie in Tränen aus.
Kellen zog sie an sich, hielt sie fest in den Armen und legte seine Stirn gegen ihre.
»Ich
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