Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
Vom Netzwerk:
einem verschmitzten Lächeln.
    Alan führte mich um den Wagen herum, öffnete – ganz Gentleman – die Beifahrertür und blieb abrupt stehen.
    »Oh, wie ich sehe, haben wir ein kleines Problem.«
    »Ist doch kein Problem. Ich erkläre dir den Weg und du fährst mich ohne Umwege nach Hause.«
    »Mit dem platten Reifen fahren wir nirgendwohin.«
    »Platter Reifen?«
    Alan zeigte auf das rechte Vorderrad des Jaguars. Wie eine abgeworfene Schlangenhaut klebte das luftlose Gummigebilde auf den Steinplatten.
    »Wie konnte das passieren? Können wir ihn wieder aufblasen?«, fragte ich entgeistert. Florence würde mich vierteilen.
    »Das wird wohl kaum gehen, denn so, wie es aussieht, ist er zerstochen. Mit Aufblasen kannst du hier nicht viel ausrichten – jedenfalls nicht beim Reifen.«
    Alan zeigte mit einem breiten Grinsen auf die kaputte Stelle im Reifen. Mir wurde noch heißer, so dass ich befürchtete, die Gummischicht könnte schmelzen. Ich wagte nicht, ihm in die Augen zu sehen.
    Zur Ablenkung fluchte ich und trat mit voller Wucht gegen das schuldlose Rad.
    »Wer macht denn so einen Scheiß?«
    »Keine Ahnung«, antwortete Alan. »Wären wir in einem Krimi, würde der Kommissar dich jetzt fragen, ob du Feinde hast.«
    »Sehr witzig, Alan. Vielleicht waren hier randalierende Jugendliche am Werk.«
    »Jugendliche? Na klar«, Alan lachte. »Oder es war eine wütende Politesse, die dir einen Denkzettel fürs Falschparken verpassen wollte. Die Damen, die in der Hohenzollernstraße patrouillieren, sind für ihre derben Methoden bekannt. Fräulein Gellert, du bist süß.«
    Hatte ich mich gerade verhört?
    Die zweite wohlige Gänsehaut des Tages zog über meinen gesamten Körper hinweg, darauf konnte ich nicht antworten.
    »Reserverad?«, fragte Alan zwinkernd.
    Wortlos zuckte ich mit den Schultern und kämpfte gegen die Anzeichen der nächsten Ohnmacht.
    »Geht ganz flott.«
    Alan lief um das Auto herum, öffnete den Kofferraum und fand, was er suchte.
    Als hätte er nie etwas anderes getan, griff er sich Wagenheber und Reserverad und wechselte mit sicheren Handgriffen den zerstochenen Reifen.
    Die ganze Fahrt über sagte Alan nichts. Noch immer traute ich mich nicht, ihn anzusehen, und blieb ebenfalls stumm. Was dachte er jetzt von mir? Meine Fahrradlüge war aufgeflogen, und der Jaguar samt zerstochenem Reifen machte die Sache auch nicht einfacher.
    Gelassen kutschierte er den Wagen vor die Garage.
    »Sitzen bleiben«, befahl er. »Ist jemand bei dir zu Hause?«
    Ich nickte. Mir war hundeübel. Er lief zur Haustür und klingelte. Rahel öffnete und strahlte Alan an. Ich konnte nicht verstehen, was die beiden sprachen, aber nach ein paar Sekunden lief Rahel zurück ins Haus und holte Florence. Als Alan ihr zu erklären schien, was passiert war, musterte sie ihn lächelnd und strich ihm dann versonnen über die Wange. Was hatte Florence sich jetzt wieder gedacht?
    Die beiden halfen mir beim Aussteigen.
    »Oh, Trixi, ist deine neue Arbeit so schlimm, dass du gleisch zusammenbrischst? Oder ’ast du vor Wut in die Reifen gebissen?«
    Eidgenössischer Humor.
    Rahel tänzelte aufgeregt neben uns her.
    »Das ging ja voll schnell mit der Kontaktaufnahme.«
    Ohne die Zähne zu zeigen, lächelte sie konspirativ. Ich warf ihr einen bösen Blick zu. Sie wusste, dass sie nicht weitersprechen durfte.
    Als wir in der Wohnung waren, bugsierte Alan mich direkt zum Sofa.
    »Danke, Alan. Tut mir leid. Ich kann dir das erklä–«
    »Mach das morgen. Lass dich jetzt lieber gut pflegen. Ich muss leider wieder los.«
    »Isch fahre Sie zurück zum Verlag, junger Mann«, säuselte Florence. »Danach bringe isch den Jagüar in die Werkstatt. Und Mademoiselle Ra-el wird sisch um ihre Tante kümmern.«
    Die beiden verschwanden aus meinem Blickfeld.
    Tante Trixi war nicht mehr nach Späßen zumute. Sie hatte ihren ersten Job vermasselt, nach nur zwei Tagen.
    Zwei Flaschen Wasser, eine Portion Nudeln und eineinhalb Stunden später stand Betty vor mir. Sie war genauso blass wie ich und warf sich erschöpft in ihren Lieblingssessel.
    »Bin ich im 24-Stunden-Dienst? Erst habe ich einen von den Arbeitstagen, die man lieber nicht erleben möchte. Mir sind nämlich heute Vormittag zwei Patienten gestorben, und kaum bin ich zu Hause, liegt hier schon die nächste Patientin vor mir.«
    »Aber ich sterbe dir heute nicht weg«, witzelte ich. »Stattdessen können wir doch unseren Streit begraben.«
    Ich fand, das war jetzt eine

Weitere Kostenlose Bücher