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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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Traum auf. Wie lange hatte mein Nickerchen gedauert? Ich kramte mein Handy hervor und schaute auf die Uhr. 18 Uhr 30. Scheiße – der Nachmittag war futsch.
    Das Brummen meldete eine eingegangene SMS. Ich öffnete sie und stellte fest, dass wieder keine Absendernummer zu erkennen war:
    »IHR UNFALL IM APOTHEKERGARTEN WAR EIN WARNSCHUSS. WARUM PASSEN SIE NICHT BESSER AUF? WISSEN SIE NICHT, WELCHE GEFAHR NEUGIERDE BIRGT?«
    Na, klasse. Mein anonymer Freund war wirklich ein schlaues Kerlchen. Irgendwie musste er von der Attacke erfahren haben. Wahrscheinlich hatte jemand den Bellersen-Flurfunk auf Lautsprecher gestellt. Oder war er selbst der Schläger? Diese feigen Sperenzchen konnten mir gestohlen bleiben.
    Ich setzte mich auf. Die Kopfschmerzen waren verschwunden, und ich fühlte mich irgendwie ausgeschlafen.
    Glücklich über diese Spontanheilung stand ich auf und machte mich auf die Suche nach Florence. Sie saß in der Küche auf der Eckbank und schälte Kartoffeln. Dabei summte sie ein Liedchen und wog ihren schmalen Kopf hin und her. Als sie mich sah, lächelte sie.
    »Geht es dir besser, meine liebe Trixi?«
    »Und wie! Ich habe keine Ahnung, was du mir vorhin zusammengemischt hast, aber es hat gewirkt«, bedankte ich mich brav bei ihr.
    »Dann bin isch beru’ischt. Mon Dieu, isch glaube, du musst wirklisch vorsischtiger sein. Gerd, Ra’el und isch machen uns große Sorgen um disch. Wir ’aben alle diese merkwürdigen Vorgänge bei Bellersen zusammengetragen und glauben, dass disch jemand an deinen Rescherschen ’indern will. Das Detektivspielen solltest du lieber uns überlassen, ma chérie.«
    In diesem Moment erinnerte Florence mich eher an ein westfälisches Großmütterchen als an meine schweizerische Vermieterin.
    »Keine Angst, so schnell komme ich nicht unter die Räder«, beruhigte ich sie. »Jetzt wird es doch erst richtig spannend.«
    Apropos spannend. Plötzlich fiel mir die Arbeit ein, die ich noch zu erledigen hatte. Ich verabschiedete mich von Florence und drückte ihr einen festen Kuss auf die weiche Wange.
    Oben angekommen, stürmte ich in Rahels Zimmer. Sie saß mit hochrotem Kopf vor ihrem Bildschirm.
    »Nicht stören!«, maulte sie mich an. »Ich bin mitten im Schreibfluss.«
    »Hallo, junge Frau. Das sind immer noch meine Texte«, raunzte ich zurück.
    »Schon, aber wenn du es nicht gebacken kriegst, muss ich das wohl für dich erledigen«, säuselte Rahel überheblich.
    Wieder meldete sich mein Handy mit einem Klingeln. Die Rufnummer war unterdrückt, und ich zögerte. Was wollte dieser Gestörte eigentlich von mir?
    »Geh schon ran«, meckerte Rahel und gab mir mit einem energischen Wink zu verstehen, ihr Zimmer zu verlassen.
    Der Anrufer blieb hartnäckig und legte nicht auf.
    Ich warf die Tür hinter mir zu und holte eine große Portion Mut machender Luft.
    »Was sollen Ihre bescheuerten Andeutungen?«, schrie ich in den Hörer. »Entweder Sie sagen mir endlich, was Sie mir sagen wollen, oder Sie lassen mich in Ruhe! Ich habe keine Lust mehr auf Ihr albernes Katz-und-Maus-Spiel!«
    »Katz und Maus?«
    Die Stimme kannte ich doch.
    »So nennst du das also? Für mich ist das kein Spiel. Aber wenn du meinst, dann steht es gerade 1 : 0 für dich.«
    Meine Knie wurden weich. Alans Worte verwandelten meine Wut auf wundersame Weise in angenehme Erregung.
    »Entschuldige«, stammelte ich. »Deine Telefonnummer war nicht zu erkennen und –«
    »Du dachtest, ich sei der anonyme Anrufer, stimmt’s? Tut mir leid, meine Handynummer zeige ich grundsätzlich nicht. Ist so eine Marotte von mir. Ich finde jedenfalls, du klingst ziemlich sexy, wenn du wütend bist.«
    Mein Puls begann ansatzlos zu rasen. Leider konnte Alan am anderen Ende der Leitung das Grinsen in meinem Gesicht nicht sehen.
    »Was meinst du mit 1 : 0?«, fragte ich betont lässig.
    »Unser kleines Sportdate. Schon vergessen? Wollte dich nur noch mal an morgen Abend erinnern. Um 19 Uhr machen wir beiden eine Radtour – dann steht es 1 : 1. Danach lade ich dich zu mir nach Hause ein, und wir gehen in die nächste Runde.«
    Aufgelegt. Das musste man Alan lassen. Im Vergleich zu dem anonymen Anrufer verschafften mir seine Andeutungen die angenehmere Gänsehaut.
    Den Rest des verkorksten Abends arbeiteten Rahel und ich parallel. Ich widmete mich den Presseartikeln, Rahel ließ sich an den Werbetexten aus. Kurz vor Mitternacht setzten wir beide den letzten Punkt, und ich war mächtig stolz auf meine kleine Nichte. Bis zu diesem Abend

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