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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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hatte ich nicht geahnt, welches Schreibtalent in diesem unberechenbaren Teenager schlummerte. Rahel formulierte so professionell wie ein alter Schreibhase.
    »Woher kannst du das?«, fragte ich sie.
    »Wenn man nur will, kann man vieles«, gab sie altklug zurück. »Wozu gibt es das Internet? Noch nie etwas von der AIDA-Formel gehört? Action – Interest – Desire – Attention. Ist doch völligst easy.«
    Nur weiter so, an Selbstbewusstsein mangelt es dir nicht, dachte ich bei mir, während Rahel alle Seiten ausdruckte und sie in den Ordner heftete.
    Prompt setzte sie noch einen drauf.
    »Und wenn es dich interessiert, gebe ich dir noch die Aufzeichnungen, die Florence und ich gestern gemacht haben. Zu den Todesfällen bei Bellersen. Soll ich es dir kurz erzählen?«
    »Nein, danke«, gab ich kopfschüttelnd zurück.
    »Leg sie mir einfach in meine Tasche. Ich lese sie mir morgen durch.«
    Dieser Tag hatte seine Spuren hinterlassen, und eine ungekannte Müdigkeit übermannte mich. Nach dem Knock-out wollte ich nichts mehr hören von kriminalistischen Ermittlungen. Mein Denkakku war für heute leer.

Werbetexte
    Um Punkt neun klopfte ich an Miss Piggys Tür. Meine Zeit war gekommen. Ich trug den Ordner unter dem Arm und wartete auf eine Antwort. Dann klopfte ich noch mal. Als sich nichts tat, drückte ich die Klinke hinunter. Die Tür war nicht verschlossen, und ich trat ein.
    Yvonne Strowes Büro war leer. Ich überlegte, ob ich ihr den Ordner auf den Schreibtisch legen sollte.
    So einfach mache ich es dir nicht, Piggy-Schatz, dachte ich bei mir. Den riesigen Stapel fleißig und pflichtbewusst erledigter Arbeit musste ich ihr schon persönlich in die Hand drücken, schließlich wollte ich mir ihren verblüfften Gesichtsausdruck nicht entgehen lassen.
    Ich fand einen Block mit gelben Klebezetteln und schrieb:
    »Liebe Frau Strowe, die angeforderten Presse- und Marketingtexte sind fertig und liegen zur Abholung in meinem Büro bereit. Mit freundlichem Gruß, Beatrix Gellert«
    Voller Genugtuung patschte ich den Zettel an ihren Bildschirm, als mein Blick auf einen Stapel Papiere fiel.
    Obenauf prangte eine handgeschriebene Liste, die neonpink markiert war.
    Selbst ein Mitglied der Schweizergarde hätte dieser Versuchung nicht widerstehen können.
    – Gellert – Alan Rosen – van Gendt, 19.30
    – Nagelstudio, Di. 9 Uhr – Genesungskarte Edith – Strähnchen und bo to go, Di. 12 Uhr
    Ich begann zu rätseln, was es mit ihren Notizen auf sich hatte. Mein Name war durchgestrichen. Mir schwante nichts Gutes. Doch wenn ich ihr die Texte zeigen würde, hätte sie nichts mehr gegen mich in der Hand. Allein die Rosen für Alan machten mich wütend. Ich stapfte aus ihrem Büro geradewegs über den Flur zu Frau Heyster.
    »Frau Gellert, gut, dass Sie kommen«, rief Frau Heyster betont freundlich. Als ich eintrat, sprang sie auf, zog mich in ihr Büro und warf die Tür hinter meinem Rücken ins Schloss.
    »Wo ist Frau Strowe?«, fragte ich sie ohne Umwege.
    »Heute nicht da«, antwortete Frau Heyster harsch. »Und Sie setzen sich jetzt dort hin.«
    Sie wies mir denselben Platz zu, auf dem ich schon am Tag meines Bewerbungsgesprächs auf Herrn Bellersen gewartet hatte. Bevor ich weitere Fragen stellen konnte, versank ich wieder im Leder.
    »Ich verstehe nicht ganz«, sagte ich.
    Frau Heyster rollte ihren Bürostuhl zu mir heran und setzte sich mir gegenüber. Mit einem Räuspern schob sie ihre Brille zurecht und blickte mir streng in die Augen.
    »Sie wissen, warum ich mit Ihnen sprechen will?«, fragte sie.
    Ich zuckte kurz mit den Schultern.
    »Wegen der armen Edith?«, gab ich beflissen zurück. Als ich sah, dass ich falsch lag, startete ich einen zweiten Versuch.
    »Ah, Sie meinen die Texte. Wenn Sie so gut wären, Frau Strowe den Ordner zu überreich –«
    »Blödsinn, Frau Gellert.«
    Frau Heyster wurde ungeduldig. Was konnte ich dafür, wenn das Fräulein Strowe nicht in ihrem Büro war? Wir hatten schließlich verabredet, dass ich ihr die Texte bringen sollte.
    »Ihre Liebelei mit Herrn Tivendale ist mir nicht verborgen geblieben.«
    Eieiei. Ich blickte zu Boden und überlegte, was ich sagen sollte. Auf die Schnelle wollte mir einfach nichts Vernünftiges einfallen. Dummerweise konnte ich nur auf Frau Heysters Puppenpumps achten, die bedrohlich vor meinen großen Füßen auf- und abwippten.
    »Wissen Sie, Frau Heyster«, versuchte ich zu beschwichtigen. »Das ist keine Liebelei im herkömmlichen Sinn

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