Cheffe versenken (German Edition)
Wiltmann:
Blieb mit seinem Wagen auf den TWE-Schienen stehen. Ohne Drogen, aber mit Kopfhörern im Ohr. Konnte den herannahenden Zug nicht hören. Rätselhaft ist, dass ihm jemand Zucker in den Tank gestreut hatte. Wie konnte die Person bestimmen, dass der Motor genau auf den Schienen ausgehen würde? Florence und Rahel meinen einstimmig: Das war Mord!
Beim Lesen musste ich schmunzeln. Auch wenn es hier um tragische Todesfälle ging, fand ich ihre kriminalistische Sammlung unterhaltsam. Ich fuhr fort.
Juliane Sanders:
Ehemalige Redaktionsleiterin. Starb an einer Überdosis Tabletten. (Anmerkung: Rahel muss recherchieren, ob es Schlaftabletten oder Antidepressiva waren.) Sanders war offensichtlich depressiv, hatte aber eine tolle Karriere vor sich. Claassen glaubt nicht an Suizid. Florence und Rahel schließen sich dem an.
Benno Bellersen:
Wurde vor seiner Ferienwohnung auf Wangerooge von herunterstürzenden Gerüstteilen erschlagen. In der Nacht war es stürmisch. (Anmerkung: Uneinigkeit zwischen den Ermittelnden: Rahel glaubt, das war ein ganz übelst krasser Unfall, Florence findet, man müsse dem noch mal nachgehen.)
Rieken (Vorname ist den beiden Ermittlerinnen unbekannt):
Hausmeister des Verlags, rutschte beim Antennenausrichten vom Dach. Fazit: Es gibt zu wenige Informationen, um ein kriminalistisches Urteil zu fällen. Florence glaubt allerdings, ein versierter Hausmeister falle nicht einfach vom Dach.
Edith Muns:
Opfer eines Sprengstoffanschlags, knapp dem Tod entgangen. Sie hat keinen Freund, scheint sich aber mit Powalowski gut zu verstehen. Galt das Attentat ihr?
Kein Zweifel. Die beiden hatten ihre Berufung gefunden. Hier reimten sich eine schrullige Rentnerin und ein vorwitziger Teenager ihre eigene Krimiwelt zusammen. Solange sie niemanden belästigten, fand ich ihre Bemühungen putzig. Auch wenn die beiden die zahlreichen Ungereimtheiten nichts angingen, gab mir ihre Zusammenfassung zu denken. Besonders der letzte Absatz.
Trixi Gellert:
Geht den Dingen auf den Grund. Macht sich bei einigen Kollegen unbeliebt. Wird Opfer mehrerer Anschläge: Jemand sticht die Reifen des Jaguars kaputt (Anmerkung Florence: Wenn ich den erwische, kann er sich warm anziehen, der Wagen gehört zum Weltkulturerbe), später wird Trixi niedergeschlagen. Heldenhaft setzt sie ihre Arbeit fort. (Anmerkung Rahel: Beim Texteschreiben muss sie noch üben, aber mit der Pünktlichkeit klappt es langsam besser. :0)
Hier war Schluss mit lustig. Die Bemerkungen zu meiner Person konnten die beiden sich sparen. Außerdem klang es so, als wären Edith und ich die Nächsten auf der Todesliste. Mir fiel außerdem auf, dass ich bis auf Alans Aussage keinerlei Informationen über den toten Hausmeister hatte.
Ich beschloss, die Archivunterlagen nach ihm zu durchforsten, und begann, in den alten Pressemeldungen zu blättern.
Innerhalb einer Stunde fand ich zwei kleine Hinweise. Nach seinem Unfall hatte der Verlag eine Todesanzeige geschaltet. Im Namen des gesamten Kollegiums verabschiedete sich Bernold Bellersen von Hans Rieken, dem treuen »Mann für alles« und Freund der Familie.
Informationsgehalt gleich null.
Interessanter war ein altes Foto, das auf der Rückseite der Zeitungsseite klebte. Es zeigte den Seniorchef Benno Bellersen, seinen schmierigen Sohn Bernold in jungen Jahren und einen hochgewachsenen, sportlichen Mann auf einem Boot. Die drei standen stolz hinter einem riesigen erlegten Fisch. Bernold posierte wie Mohammed Ali in seinen besten Zeiten. Benno und der stattliche Mann hatten die Arme umeinandergelegt. Die beiden wirkten wie zwei richtig gute Kumpels.
Edith saß inzwischen wieder an ihrem Platz. Mit frisch gerichtetem Turban und etwas zu buntem Make-up war sie ins Büro zurückgekehrt und tat so, als sei nichts passiert. Ich beschloss, sie nach dem Unbekannten zu fragen. Ein Foto aus der guten alten Zeit würde sie aufmuntern.
»Sieh mal, Edith, was ich gefunden habe.«
Ich lief zu ihrem Tisch und hielt ihr das Foto unter die Nase.
Sie schaute auf das Bild, und sofort erhellte ein Lächeln ihr zerkratztes Gesichtchen.
»Weißt du, wer der Mann in der Mitte ist?«, fragte ich sie.
»Natürlich, das ist Hans Rieken.«
Ihre Stimme klang gar nicht mehr wehleidig. Bingo. Ich hatte Edith eine Freude gemacht.
»Woher hast du das Foto?«, wollte sie wissen.
»Aus dem Pressearchiv«, gab ich zurück. »Fuhren Rieken und Bellersen zusammen angeln?«
»Nicht nur das. Benno und Hans waren eng befreundet. Was
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