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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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Dilettantismus und Arschloch. So habe ich Edith jedenfalls noch nie erlebt.«
    Oje, Edith bekam es knüppeldicke von allen Seiten. Gleich morgen würde ich ihr eine Schachtel Pralinen mitbringen.
    »Als Nächstes war Powalowski dran. Bellersen putzte ihn runter und drohte, ihm die Bildredaktionsleitung zu entziehen.«
    In diesem Moment war ich wirklich froh, nicht dabei gewesen zu sein.
    »Tja, ich fürchte, ich bleibe auch nicht verschont.«
    »Was meinst du damit?«, wollte ich wissen.
    »Da Bernold vor Wut kochte, aber dringend zu einem anderen Termin musste, hat er mich kurzerhand für morgen früh um 7 Uhr 30 zu sich einbestellt. Ich schätze, es geht um die Vorschau-Layouts.«
    Alan schien extrem gelassen und nahm sich ein zweites Spiegelei.
    »Sehr lecker, Florence«, lobte er mümmelnd, während sich seine linke Hand unter dem Tisch meinen Oberschenkel aufwärtstastete. »Das gibt einen kurzen, aber derben Rüffel, und danach gehe ich wieder an die Arbeit. Diese Art von Mitarbeitermotivation kenne ich schon.«
    Alle schauten sich bedrückt an. Mir wurde heiß.
    Wie konnte Alan so cool bleiben? Sich ein dickes Fell zuzulegen war jedenfalls nicht die schlechteste Idee, wenn man es bei Bernold Bellersen aushalten wollte.

Wahnsinn
    Nach einer kurzen, traumlosen Nacht stand ich wie gerädert vor dem Spiegel. Alan und ich hatten bis weit nach Mitternacht bei Florence und Gerd gesessen. Rahel war pünktlich ins Bett gegangen. Zuvor hatte sie ihre Aufzeichnungen assistentinnengleich auf den neuesten Stand gebracht und mir die Ausdrucke unaufgefordert in meinen Ordner gelegt.
    Der Abschied fiel Alan sichtlich schwer. Nach einem langen Kuss löste er sich aus der Umarmung und fuhr nach Hause. An ein seelenruhiges Einschlafen war nicht zu denken gewesen. Müde wusch ich mir die Haare und schminkte mich. Mein Geist erwachte nur langsam, und ich versuchte, meinen Tag zu planen.
    Punkt 9 Uhr wollte ich Miss Piggy meine Texte präsentieren. Ich stimmte einen inneren Siegesgesang an und ahnte nicht, dass der Gott der Überraschungen mich heute schon wieder als Versuchsobjekt auserkoren hatte.
    Nach einem winzigen, appetitlosen Frühstück brach ich pünktlich auf. Als ich mich auf mein Hollandrad schwang, erinnerte mich mein wunder Po an die misslungene Radtour. Zum Glück war mein Sattel weich gepolstert. Meine Umhängetasche samt Ordner hatte ich auf dem Gepäckträger verstaut. Am Rathausplatz gab es in meiner Lieblingskonditorei die besten Pralinen, und ich stellte für Edith eine exklusive Auswahl an Trüffeln und Nussbaiser zusammen. Sie hatte in den letzten Tagen so viel Schlimmes erlebt, dass ich es als meine Kolleginnenpflicht ansah, sie großzügig zu beschenken. Sobald mein erstes Gehalt eintraf, konnte ich das Soll auf meinem Konto locker ausgleichen. Für Alan suchte ich ein Marzipanfahrrad aus. Wenn das keine Fügung ist, dachte ich und ließ die Süßigkeit in Geschenkpapier einpacken.
    Um zehn vor neun betrat ich das Verlagsgebäude und stellte fest: Ich hatte mich in meiner kurzen Amtszeit wirklich zu einer Spitzenmitarbeiterin gemausert.
    Pfeifend betrat ich das Büro. Edith saß noch nicht an ihrem Platz. Sicherlich würde sie wegen ihres gestrigen Rückschlags später zur Arbeit kommen. Ich legte die Pralinenschachtel auf ihren Schreibtisch und zog meine Jacke aus.
    Gerade als ich zu Piggy Strowe aufbrach, klingelte mein Telefon. Ungeduldig nahm ich ab. Es war mein anonymer Freund. Was gab es nun schon wieder?
    »Guten Morgen. Haben Sie gut geschlafen?«
    »Danke der Nachfrage. Wollen Sie mir etwas mitteilen?«, fragte ich provozierend.
    »Ich denke, für Sie ist Gefahr im Verzug. Seien Sie wachsam.«
    Klick. Wieder nervte die geschlechtslose Stimme mit ihrem Gesülze. »Gefahr im Verzug.« Blabla. Schwülstige Andeutungen war ich endgültig leid. Ich schnappte mir Alans Marzipanpräsent und verließ das Büro.
    Auf dem Weg zu Yvonnes Büro klopfte ich sanft an seine Tür. Mein Herz klopfte dagegen stürmisch. Ich musste nachsehen, ob Alan den Abend gut überstanden und was Bellersen ihm vorzuwerfen hatte.
    Als ich vergeblich auf ein freundliches »Herein« wartete, öffnete ich die Tür. Niemand zu sehen. Ich schaute mich um und merkte, dass irgendetwas anders war als vorher. Sämtliche Poster und Kunstdrucke waren verschwunden. Auch Alans Schreibtisch war komplett leergeräumt – bis auf eine Vase mit einem üppigen Rosenstrauß. Das Büro wirkte völlig verlassen. Alan nicht da – stattdessen

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