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Cheffe versenken (German Edition)

Cheffe versenken (German Edition)

Titel: Cheffe versenken (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Güth
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hinaus«.
    Diesen Satz hatte ich mal irgendwo gelesen. Ich konnte ihn mir gut als Zusatz auf meinem Arbeitszeugnis vorstellen.
    Pfeilschnell drehte Bellersen sich um und trat mit gewaltiger Wucht gegen seinen Schreibtisch. Der Bildschirm, der darauf stand, kippte um und zerbrach. Ich schreckte zurück, und auch Miss Piggy schien in Deckung zu gehen. Was danach passierte, glich dem Ausbruch des Vesuvs, als ganz Neapel verschüttet wurde. Bernold Bellersen schnappte sich meinen Ordner und schleuderte ihn durch das geschlossene Fenster. Die Glasscheibe zerbarst mit lautem Scheppern. Als Nächstes griff er sich einen der schweren Lederstühle und wirbelte ihn durch die Luft.
    »Bernold, nein!«, schrie Yvonne, die sich unter den Tisch verabschiedete. Ich tat es ihr gleich und konnte gerade noch sehen, wie Bellersen den Stuhl vor die Bücherwand pfefferte und dabei einen seiner Design-Klassiker – eine Messingstehlampe – zu Boden riss. Welche Kraft steckte in diesem schwabbeligen Kerl? Die Bücher purzelten aus dem Regal, und Bellersen schnaufte wie ein tollwütiger Stier.
    Nichts wie raus hier, dachte ich und schaute zur Tür. Doch dort stand Frau Heyster und beobachtete seelenruhig Bellersens Treiben. Sie zuckte mit keiner Wimper und stemmte die Arme in die Seite.
    Ich war gefangen und bekam Todesangst. Yvonne Strowe krabbelte weiter unter den schweren Eichentisch und stammelte: »Verdammt, verdammt, kackverdammt!«
    Das klang nicht gerade wie geschliffenes Marketingdeutsch.
    Mein letztes Aushilfsstündlein hatte geschlagen.
    Bellersen stampfte wie der aufgebrachte Godzilla durch sein Büro. Ich zitterte und war kurz davor, mir in die Hose zu machen.
    Mit einem Mal marschierte Frau Heyster auf ihren Chef zu und holte aus. Sie verpasste ihm eine klatschende Ohrfeigensalve. Rechts – links – rechts – links.
    »Bernold, jetzt reicht’s!«
    Hatte sie überhaupt keine Angst vor diesem Ungetüm? Seltsamerweise zeigte ihre Maßregelung Erfolg, und Bellersen erstarrte wie ein Kind, das man gerade aus einem Traum gerissen hatte. Er erinnerte mich an einen verwirrten Schlafwandler. Mit leeren Augen schaute er Frau Heyster an und rieb sich die rotgeschlagenen Wangen.
    »Meine Güte, immer diese Ausfälle. Reißen Sie sich zusammen.«
    Frau Heyster schüttelte distinguiert ihr Pagenköpfchen und schluckte.
    »Ja, genau«, stimmt Yvonne aus ihrem Versteck zu.
    So schnell wie sie unter den Tisch geflohen war, kam sie wieder zum Vorschein, baute sich vor Bellersen auf und richtete ihre verrutschte Kleidung wieder her.
    Ich hockte noch immer bibbernd unter der schweren Tischplatte und traute dem Verlagsbraten nicht.
    »Ich denke, wir wissen, was zu tun ist«, verkündete Frau Heyster, drehte sich um und marschierte in ihr Büro.
    »Raus da«, befahl Yvonne.
    Wie hatte sie sich so schnell wieder gefangen? Ich krabbelte aus meinem hölzernen Bunker und setzte mich auf einen der unversehrten Stühle. Ein leichter Luftzug wehte durch das kaputte Fenster.
    Bevor Godzilla etwas sagen konnte, kam Frau Heyster zurück – in der Hand eine blaue Akte. Ich kannte diese Akte, denn darin lag mein Arbeitsvertrag.
    »Wir wünschen Ihnen alles Gute auf Ihrem weiteren Arbeitsweg.«
    Mit diesen Worten wurde ich von Bernold Bellersen verabschiedet. Er hatte sich in der Zwischenzeit wieder in ein behäbiges Dickerchen verwandelt und mir ganz professionell die fristlose Kündigung wegen Einmischung in Unternehmensinterna und wiederholter Nichteinhaltung von Terminvorgaben ausgesprochen. Yvonne Strowe schenkte mir nur ein verächtliches Botoxlächeln. Die Genugtuung, mich endlich los zu sein, stand ihr ins deformierte Gesicht geschrieben.
    Frau Heyster bemühte sich erst gar nicht, mich freundlich zu verabschieden. Sie war bereits damit beschäftigt, die Scherben aufzusammeln und die zerstörten Möbel wieder hinzustellen.

W wie Wo
    Heiße Tränen der Wut fluteten mein Gesicht. Ich konnte keinen klaren Gedanken fassen. Gestern war noch alles in Ordnung. Auf dem Weg nach draußen begegnete ich Henner Claassen. Er sah mich mitleidig an und erkundigte sich höflich wie immer nach meinem Befinden.
    »Hab’s vermasselt. Tschüs!«, sagte ich leise.
    Was sollte ich Claassen erzählen? Mein Abgang war jämmerlich. Edith war noch immer nicht aufgetaucht, und Alan hatte ebenfalls seinen Job verloren. Ich schluchzte so laut, dass es im Treppenhaus widerhallte.
    »Soll ich noch mal mit Bernold sprechen?«, fragte Claassen besorgt. »Manchmal meint er es

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