Cheffe versenken (German Edition)
für immer verbuddelt. Und in ein paar Monaten hätten Sie dann den Golfspielern beim Einlochen Klopfzeichen von unten geben können. Haha.«
Der Bauarbeiter war ohne Zweifel ein Freund feinsinnigen Humors.
Vor der Falltür wartete Florence. Auch ihr kullerten Tränen herunter.
»Mon Dieu! Was machst du nur, Trixi?«
Dann fiel ihr Blick auf Alan.
»Aber das ist ja gar nischt Edith«, rief sie erschrocken.
Alan und ich erzählten unseren Rettern die ganze Geschichte. Erst danach fragten wir sie, wie sie uns gefunden hatten.
»Bedank disch bei Rahel.«
Florence hielt mir mein zerkratztes Handy hin.
»Sie ’at gestern Abend versucht, disch anzurufen, aber du bist nischt drangegangen. Vor lauter Sorgen ’at sie ’eute früh um ’alb sechs Ingetraut aus die Federn geklingelt.«
»Schlaue Deern«, pflichtete Ingetraut bei. »Wir haben an deiner Zimmertür geklopft, und als keine Antwort kam, wussten wir, dass etwas nicht stimmte.«
»Mir war klar, dass du wegen Edith keine Ruhe geben würdest, und so sind wir zu dieser alte Villa gelaufen. Onno kannte die Falltür aus den alten Kapitänserzählungen. Dann fanden wir deine ’andy – et voilà – schon seid ihr gerettet.«
Florence war sichtlich stolz auf ihren kriminalistischen Ermittlungserfolg.
»Was ist mit Edith?«, fragte ich in die Runde. »Wir müssen sie aufhalten. Als Nächstes hat sie Bellersen im Visier. Gibt es auf der Insel keine Polizei?«
»Das lass mal unsere Sorge sein. So schnell kommt Edith nicht von der Insel«, sagte Ingetraut ruhig. »Die erste Fähre geht heute erst um 11 Uhr.«
Ingetraut schaute auf die Uhr und nickte Florence zu. Die zog eine Augenbraue hoch und lächelte.
»Ich bringe euch jetzt zum Arzt. Florence und Onno kümmern sich um Edith.«
Auf dem Weg zur Praxis beschlossen wir, Bernold Bellersen anzurufen. Auch wenn Edith spätestens am Anleger von der Polizei geschnappt wurde, mussten wir ihm Bescheid sagen.
»Mach du das«, sagte ich zu Alan.
Meine Hände schmerzten, und ich traute mich nicht, den Polterkopf vor der Arbeit zu stören. Um kurz nach sieben lag er sicher noch in seinem Tyrannenbettchen und überlegte, welcher Mitarbeiter an diesem Tag dran glauben musste.
»Ist mir ein Vergnügen«, sagte Alan, gab mir einen teilrasierten Kuss und nahm mein Handy.
»Bellersen ist ein Langschläfer und steht nur im Notfall vor halb acht auf. Dann wollen wir ihn mal notfallmäßig wecken. Ich kenne seine Handynummer. Auf der letzten Weihnachtsfeier haben wir zusammen ein Ziffern-Gedächtnis-Spiel gespielt – und ich habe gewonnen.«
Mit einem breiten Grinsen tippte Alan die Zahlenfolge ein und wartete.
»Niemand da?«, fragte ich ungeduldig. »Dann versuchen wir es später im Büro.«
»Moment, doch – hallo?«
Alan blieb wie mit Beton übergossen stehen.
»Yvonne, bist du das?«
Zwei Stunden später betraten Alan und ich Ingetrauts Wohnküche. Der Arzt hatte meine gebrochene Mittelhand geschient und unsere Schürfwunden versorgt. Alan fühlte sich nach einer einstündigen Nährstoffinfusion deutlich besser.
»Wo ist Florence?«, fragte Alan.
Ingetraut zuckte mit den Schultern und schenkte uns frischen Ostfriesentee ein.
»Solange Edith frei auf der Insel herumläuft und Florence nicht hier ist, habe ich Angst. Edith ist gemeingefährlich.«
»Die Polizei weiß längst Bescheid«, versuchte Ingetraut mich zu beruhigen. Im Hintergrund plärrte der Fernseher. Das Frühstücksprogramm war das Letzte, was ich jetzt brauchte. Ich schaute auf den Bildschirm und erstarrte.
Ein unscheinbarer Mann verlas die Nachrichten. Hinter ihm prangten zwei Polizeifotos. Das eine zeigte Edith mit giftigem Blick und einem völlig zerrupften Turban, der schief auf ihrem Kopf hing. Auf dem anderen Foto lächelte Florence in die Kamera. Ein Sträußchen Strandhafer im Haar.
»Guten Morgen Friesland.
Soeben erreicht uns die Nachricht vom Flughafen Harlesiel. Vor einer Stunde gab es einen ernsten Zwischenfall über den Wolken. Im 8-Uhr-15-Flieger von Wangerooge nach Harlesiel haben sich dramatische Szenen abgespielt. Augenzeugenberichten zufolge kam es kurz nach dem Start zu einem handgreiflichen Streit zwischen zwei weiblichen Fluggästen. Eine der beiden zog eine Waffe und forderte den Piloten auf, die Flugrichtung zu ändern. Die andere schaffte es, die offenbar geistig verwirrte Frau zu überwältigen. Der Pilot brachte die Maschine sicher zu Boden. Beide Frauen befinden sich derzeit in polizeilichem Gewahrsam und werden
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