Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
herabrinnen. Der Rest ihrer Worte ging in einem Gefühlstaumel unter. Ich sah in den Tunnel hinein, aus dem wir gekommen waren. Mein Atem stockte und ich erkannte die Gestalt, die sich aus ihm löste und begann zu rennen. Die dunklen Augen, die auf meinen lagen. Schmerz und Zorn spiegelten sich in ihnen. Lennox! In mir breitete sich Hitze wie ein Lauffeuer aus und ich schaffte es, Serenas Griff zu ein wenig zu lockern.
Die Zeit stoppte erneut, riss sich aber schnell wieder los, als Serena ein Ruck durchfuhr. Ich befreite mich von ihr und sah, wie ein scharfer Gegenstand sie durchbohrte. Ein langes Messer steckte in ihrem Rücken und sie angelte jetzt danach, um es sich aus dem Fleisch zu ziehen. Ich stürzte zu Boden, wischte mir ihr Blut, das mich getroffen hatte, aus den Augen. Ich rappelte mich auf und krallte mich an Louisas Hand. Wir mussten raus hier.
Wieder stoppte die Zeit. Halb blind sah ich mich um und erkannte Olivia, die sich mit Geschrei auf Serena stürzte, das Messer zwischen ihren Schulterblättern hervorzog und es ihr in die Kehle rammte. Serena ging zu Boden und Olivia streckte sie mit einem gezielten Tritt nieder. Nie hätte ich geglaubt, was ich sah, wäre ich nicht dabei gewesen. Das Chaos war perfekt!
Olivia warf das Messer auf einen anderen Zeitwandler zu und die Zeit schnellte vorwärts, als sie traf. Starke Arme schlossen sich von hinten um meine Taille. Ich sprang vor. Mein Blick flog herum. Ich kreischte auf, um gleich darauf in ein jämmerliches Heulen zu verfallen. Lennox! Glück und Furcht paarten sich zu einem aufputschenden Cocktail. Tränen verschleierten mir die Sicht. Er zog mich fester an sich heran, half mir hoch.
Mein Blick flog zu Magnus. Er spurtete los zu Louisa und mir und verbarg uns hinter einer Mauer aus Energie. Ben feuerte gezielt eine Druckwelle auf einige Zeitwandler und schoss sie wie Kegel um. Die Druckwelle traf auch auf uns und ließ uns wanken. Abel von Wolf hob seine Hände über den Kopf, seine Aura leuchtete beängstigend und er begann erneut, die Zeit einzufangen. Eine fremde Hexe neben mir fror mitten in ihren Bewegungen ein. Aus ihrem strengen Zopf hatte sich eine brünette Haarsträhne gelöst und versperrte ihr die Sicht auf den angreifenden Trickster. Ohne nachzudenken, formten meine Hände einen Energieball und schossen ihn auf diesen Trickster ab. Zu meiner Überraschung blieb mein Dämon trotzdem an meiner Seite. Der Zeitwandler flog einige Meter zurück und sah sich hektisch um. Erst jetzt wurde ihm klar, von wem die Attacke gekommen war.
Ich lachte irre.
»Alle Achtung, Kleines. Wie ich sehe, hast du einiges gelernt«, hörte ich die mir so vertraute Stimme zärtlich an meinem Ohr. Meine Hand suchte nach seiner und fand sie.
»Wir müssen hier weg. Es sind noch andere auf de m Weg hierher. Und sie werden niemanden verschonen«, keuchte ich.
»Ich weiß«, kam es knapp zurück.
Mein Vater entwand einem Wendigo ein Schwert und trat auf den uralten Zeitwandler zu. Mit einem kurzen Zögern begann er die Waffe gegen ihn zu erheben. Der kleine Mann lachte unter den Attacken, dennoch schnellte die Zeit, die er eben noch hielt, erneut los. Ben und Magnus rannten auf uns zu.
»Raus hier!« Das war die Stimme meines Vaters.
Gehetzt sah ich mich nach ihm um , während mich Lennox bereits hinter sich her zog. Abel von Wolf ließ alle seine Gnome, die sich hinter ihm versteckt hatten und winselten wie kleine Hunde, gleichzeitig zu Staub zerfallen.
»Geht !«, rief mein Vater und sein Blick traf mich so tief, dass ich zusammenfuhr. Der Staub der Gnome sammelte sich neben Abel, der die Angriffe meines Vaters scheinbar ohne müde zu werden abwehrte.
Lennox riss an mir, ich strampelte für Millisekunden in der Luft und ließ meinen Vater nicht aus den Augen. Eiskaltes Entsetzen packte mich. Der graue Staub hielt auf ihn zu. Der Nebel kroch über seine Beine, umwickelte sie und hinterließ lange feine Risse in seiner schwarzen Hose, aus der sofort Blut zu sickern begann. Wie Säure fraß er sich immer höher durch den Stoff und schlängelte sich hinauf zu den Armen. Mein Vater brüllte, ließ sich aber nicht von seinem Kampf abbringen.
»Wir müssen ihm helfen!«, kreischte ich.
Lennox sah mich verbissen an. Der Weg in die Freiheit schien für einen Moment offen und wartete nur darauf, dass wir ihn nahmen.
»Hanna …« Seine Stimme , so warm und bittend, trotz der ganzen Mordlust um uns herum.
Fast weinte ich, als eine fremde Hexe in die Richtung
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