Cherryblossom 2 - Nymphenherz (German Edition)
und deshalb kämpfte ich gerade um innere Haltung.
Mein Dämon begann in mir zu singen. Er jubilierte über den Anblick, versprach er doch so viel Macht und Stärke. Er maß sich mit der Hexe in mir. Und tatsächlich verkroch sich dieses eigensinnige Biest nicht sofort in der hintersten Ecke meines Seins, als meine magischen Kräfte an die Oberfläche stoben. Meine Finger prickelten und ich spürte die Anwesenheit Valeries so urplötzlich, dass ich nach Luft schnappte. Aber es gab noch mehr, das anders war als sonst. Meine Gestalt, ich konnte es fühlen, war die einer leuchtenden feenhaften Nymphe und ich spürte den Zauber meines Dämons in meiner Brust. Ohne es zu wollen, begann ich kleine Lichtfunken zu sprühen. Mein Atem ging rasch und Louisa entglitt ein Aufschrei. Sie schüttelte kaum merklich den Kopf. Ihre Augen waren ängstlich aufgerissen. Ich folgte ihrem Blick und sah in die glühenden Augen von Abel von Wolf, dem mein Zustand nicht entgangen war. Der Gnom neben ihm fletschte seine gelben Zähne und mich überkam eine Art Fluchtreflex. Zwei Schritte trat ich zurück.
Bens Hand schloss sich plötzlich fest um meine. Er zischte mir irgendetwas zu, das ich nicht verstand. Das kalte Lächeln des Zeitwandlers mir gegenüber verschlug mir den Atem. Ich sah, wie sich mein Vater größer machte, er nahm die Spannungen auch wahr. Meine Nackenhaare stellten sich auf. Ich horchte über das konzentrierte Summen der Anwesenden und deren Beschwörungen hinweg. Etwas rollte auf diesen Raum zu. Ich wusste es! Und ich glaubte, mein Vater auch. Ich konnte das Aufflackern seines Dämons sehen, die Art, wie er seine Energie sammelte. Und das hatte sicher nichts mit der Zeremonie zu tun.
Unsere Blicke trafen sich und er hielt meinen mit einer ungeheuren Intensität. Er nickte und schloss die Augen. Ich suchte den Raum ab, forschte in den Gesichtern der Anwesenden. Fast alle schienen konzentriert. Der Trickster, der mich vor gar nicht langer Zeit versucht hatte umzubringen, trat aus einem der Schatten des Raumes. Ich schluckte trocken.
Jetzt hörte ich Schritte und wandte mich dem Gang zu. Die Köpfe einiger anderer in der Halle schwenkten ebenfalls in die Richtung. Magnusʼ Augen weiteten sich und er fluchte zwischen zusammengepressten Zähnen. Ben wirbelte herum und drückte mich hinter sich. Applaus ertönte wie von weit her und aus dem Dunkel des Ganges traten drei fremde Zeitwandler, die ich noch nie zuvor gesehen hatte. Ein kleiner Asiat und zwei osteuropäisch aussehende.
Ersterer musterte mich neugierig, die beiden anderen mit einer gewissen Aggressivität. Abel von Wolf trat vor und zum Erstaunen einiger Leute in der Halle, begrüßte er die Eindringlinge. Mich wunderte gar nichts mehr.
Mein Vater ging einige Schritte nach vorn. »Was wollt ihr? Und wie kommt ihr hier rein?«, dröhnte seine bestimmte und kontrollierte Stimme durch den steinernen Dom. Er tauschte einen ärgerlichen Blick mit Mister Gray, der hilflos die Achseln zuckte. Der rothaarige junge Hexer Mister Hall ballte angespannt seine Hände zu Fäusten.
» Wie wir reingekommen sind oder wie lange wir schon hier sind, spielt keine Rolle. Wir sind gekommen, um diese Farce zu beenden!«, erwiderte plötzlich eine Frauenstimme. Jetzt trat eine vierte Person aus dem Schatten hervor, noch immer applaudierend. Ihre schwarzen Haare hatte sie kunstvoll zu einem dicken Zopf am Hinterkopf verflochten und war über und über mit Tätowierungen überzogen.
»Serena?« , fragte mein Vater und ging auf sie zu. Seine Aura flackerte wild auf und er schien weiter zu wachsen, baute sich drohend vor ihr auf.
»Du bist hier nicht willkommen.«
Sie lachte heiser auf, warf ihren Kopf in den Nacken und kam näher. »Dominikus, mein Liebster. Spricht man so mit seiner Frau?«
Mir wurde flau. Frau? Wie Ehefrau? Ihre schwarzen Augen glommen in ihrem kaffeebraunen Gesicht.
»Ich spreche mit dir, wie ich es für angemessen halte. Und du bist nichts anderes als ein Eindringling.«
Sie versteifte sich für einen Moment. »Ich habe dir gesagt, dass du deine Entscheidungen noch bereuen wirst, Dominikus. Liebster .« Sie lächelte ein Raubtierlächeln.
»Sei nicht albern, S erena. Ich kann mir nicht vorstellen, dass du mir meine Gefühle immer noch nachträgst.«
»Nein, nein, Dawn. Ich bin aus einem anderen Grund hier.« Mich traf ein metallischer Geruch, der hier nicht hergehörte. An dem Körper der Frau klebte furchterregendes Rostrot, wie getrocknetes Blut.
»Dein
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